Beim knappen 88:85-Erfolg in Dresden machen vor allem Dejan Kovacevic, Roland Nyama und Jonathan Maier auf sich aufmerksam
Achtung, Wortspiel! Eine knappe Woche vor dem lukrativen Hessenderby haben einige der Bankangestellten ihren Wert unter Beweis gestellt und gezeigt, dass mit ihnen zu rechnen ist.
Beim 88:85 (46:54)-Erfolg in der BARMER 2. Basketball Bundesliga ProA bei den Dresden Titans waren es vor allem die bis jetzt weder mit allzu vielen Spielanteilen auf sich aufmerksam machenden noch ihren Coach zu Jubelstürmen hinreißenden Dejan Kovacevic, Roland Nyama und Jonathan Maier, die dem Auftritt der JobStairs GIESSEN 46ers ihren Stempel aufdrückten. Und vor allem in der Crunchtime dafür sorgten, dass die Mittelhessen, die nach 22 Minuten schon mit 13 Punkten zurücklagen, einen drohenden durchschnittlichen Saisonstart in einen famosen verwandelten.
So dass „Frenki“ Ignjatovic sechs Tage vor dem Gastspiel der FRAPORT SKYLINERS in der Sporthalle Ost höchst zufrieden den Mannschaftsbus für die rund fünfstündige Heimreise bestieg: „Wir haben nicht nur eine Starting Five, sondern endlich auch Leute auf der Bank, die entscheidende Impulse setzen können“, lobte der 57-Jährige seine Reservisten, die in die Bresche sprangen, als die Leader (hoch foulbelastet) das Geschehen nur noch von außen beobachten durften.
Beispiel Dejan Kovacevic: Der 26-Jährige bestach als Backup von Robin Benzing in seinen über 20 Minuten auf dem Feld mit der bisher zweithöchsten Effektivität (18) aller 46ers-Akteure in dieser Saison. Er markierte 15 Punkte bei einer beeindruckenden Wurfquote von 63 Prozent, sammelte vier Rebounds ein und war immer dann zur Stelle, wenn er gebraucht wurde: Im zweiten Abschnitt, als der Ex-Leverkusener einen 7:0-Lauf per Dreier zum 33:33 abschloss, Lukas Zerner per Monsterblock abräumte und sich an der Freiwurflinie eiskalt zeigte, aber auch nach der Pause, als er von jenseits der 6,25-Meter-Marke einen 21:5-Lauf auf 69:66 und damit die Gießener Weichen auf Sieg stellte. „Die Halbzeitansprache von Frenki hat gewirkt, denn nach dem Wechsel haben wir endlich besser verteidigt und bei den Rebounds zugepackt“, wusste Kovacevic, dass er am zweiten Auswärtssieg dieser Saison entscheidenden Anteil hatte.
Beispiel Roland Nyama: Der kamerunische Nationalspieler hatte in der Offense zwar nur ein Mini-Erfolgserlebnis an der Freiwurflinie, das jedoch spielentscheidend war. Zwölf Sekunden vor dem Ende markierte der 30-Jährige das 88:85 und zwang Dresden damit im letzten Angriff an die Dreierlinie, wo Grant Teichmann allerdings die Nerven versagten. „Als wir in der Abwehr ein bis zwei Gänge hochgeschaltet, den Ball gut bewegt haben und deutlich agiler und präsenter aufgetreten sind, ist das Match auf unsere Seite gekippt“, analysierte Nyama treffend.
Beispiel Jonathan Maier: Der Ex-Nürnberger vertrat den mit nur vier Zählern und drei Rebounds für 46ers-Verhältnisse unerwartet zurückhaltenden Stefan Fundic prächtig. Sein Zusammenspiel mit Duane Wilson war überragend, sein Dunk zum 80:75 viereinhalb Minuten vor dem Ende schepperte, sein darauffolgender Korbleger zum 82:75 ließ die Margon-Arena erstarren. In nur elf Minuten auf dem Court markierte der 30-Jährige auch elf Zähler, bestach mit einer Wurfquote von 71 Prozent und pflückte auch noch drei Abpraller herunter. „Das hätte heute auch in die Hose gehen können“, wusste der Schlaks aber auch, dass in der Regel nicht jeder Krimi ein Happy End hat.
Der fünfte Erfolg über Dresden im sechsten ProA-Aufeinandertreffen in nur 13 Monaten hatte jedoch noch mehr „Väter“: Duane Wilson zum Beispiel, der mit 20 Punkten wieder einmal 46ers-Topscorer wurde. Simon Krajcovic zum Beispiel, der sechs Assists beisteuerte. Oder Luis Figge, der abermals als Fighter, Motivator und obendrein mit sechs eingesammelten Titans-Fehlwürfen als stärkster Rebounder glänzte: „Der Basketball-Gott war heute auf unserer Seite“, freute sich der gebürtige Korbacher über 6:2-Punkte zum Start, mit denen die Truppe von Cheftrainer Branislav Ignjatovic mit breiter Brust ins Hessenderby gehen kann.
„In unseren Bemühungen, die Playoffs zu erreichen, war der Sieg in Dresden ein Big Point“, atmete der Serbe tief durch. „Weil wir das Spiel nach der Pause endlich verstanden haben, weil wir rechtzeitig die Kurve bekommen und weil wir viel Energie von der Bank erhalten haben.“ Es waren Worte, die auch sein Kapitän Robin Benzing unterstrich: „Als wir endlich nicht mehr so viele Fehler gemacht haben, kippte die Partie zu unseren Gunsten.“ Was auch Titans-Trainer Fabian Strauß eingestehen musste: „Gießen hat eine Top-Qualität. Sie stehen vor einer langen Playoff-Reise.“
Auf der am kommenden Freitag (19 Uhr) erst einmal die FRAPORT SKYLINERS aus dem Weg geräumt werden müssen.
Dresden: Sapwell (7), Murphy (23), Kirchner (17), Teichmann (3), Schmikale (7), Wendler (4), Zerner (4), Graham (5), Voigtmann (8), Isemann (6), Heck (1), Kupke (n.e.).
Gießen: Norman Jr. (2), Wilson (20), Heyne (n.e.), Fundic (4), Benzing (14), Maier (11), Figge (8), Kahl, Kovacevic (15), Nyama (1), Krajcovic (13).
5 gute 46ers-Zutaten
Zuschauer: 1887
Zuversicht: 20 Punkte von Duane Wilson
Zugriff: 6 Rebounds von Luis Figge
Zuarbeit: 6 Assists von Simon Krajcovic
Zukunft: Freitag, 27. Oktober, 19 Uhr: JobStairs GIESSEN 46ers – FRAPORT SKYLINERS
22.10.23