GIESSEN 46ers sind am Freitag bei den Tigers Tübingen und am Sonntag gegen die Bayer Giants Leverkusen gleich doppelt gefordert.
Achtung, Wortspiel! Oder Zahlenspiel? Egal: Mit nur einem Pointguard an zwei aufeinanderfolgenden Spieltagen zu vier Punkten? Jedenfalls haben die GIESSEN 46ers am kommenden Wochenende Aufgaben vor der Brust, die, wie es Cheftrainer „Frenki“ Ignjatovic im Vorfeld gerne betont, „unterschiedlicher nicht sein könnten.“
Am Freitag in Durchgang sieben der BARMER 2. Basketball-Bundesliga ProA als Gast der Tigers Tübingen (19.30 Uhr), am Sonntag in Durchgang acht dann als Gastgeber (15 Uhr) der Bayer Giants Leverkusen. „Die einen sind undersized, setzen also auf Tempospiel und schnelle Abschlüsse. Die anderen haben Länge und forcieren das Spiel direkt am Brett“, bleibt dem 59-Jährigen nur der Samstag, um das Duell im Schwabenland aufzuarbeiten und das Match gegen die Rheinländer vorzubereiten. „Vormittags Regeneration in der Kältekammer, nachmittags Einstimmung auf meinen Ex-Club“, so Luis König Figge, der sich ganz besonders auf das Duell mit Leverkusen freut. „Zum einen, weil ich dort eine sehr erfolgreiche Saison hatte und wir mit Bayer 2021/22 bis ins Halbfinale vorgedrungen sind. Zum anderen aber auch, weil bei den Giants mit Luca Kahl einer meiner besten Freunde spielt.“
Zunächst jedoch zur Freitag-Aufgabe in Tübingen, wo der Altmeister seine beiden bisherigen ProA-Aufgaben jeweils verloren hat. Mit 82:95 letzte Runde und mit 80:96 im Dezember 2022 jedes Mal recht deutlich. Seine Aussage, „es wird Zeit, dass bei uns der Knoten platzt“, bezieht Branislav Ignjatovic nicht unbedingt auf die bisher erreichten drei doppelten Punktgewinne bei ebenfalls drei Niederlagen, denn auf die Qualität der Auftritte. „Das Wie interessiert anderntags niemanden mehr. Auch dreckige Siege helfen uns derzeit weiter.“
Am liebsten bei den „Raubkatzen“ aus der schwäbischen Universitätsstadt, die sich mit zuletzt drei Erfolgen stabilisiert haben, nachdem sie zu Saisonbeginn gegen die Nürnberg Falcons BC (81:100) und Neuling Leverkusen (68:80) ausgerutscht sind, mit einem Erfolg bei BBL-Absteiger BG Göttingen (90:83) aber aufhorchen ließen.
Dreh- und Angelpunkt des Tübinger Spiels sind fünf US-Boys, von denen Forward Bernard Pelote III zuletzt beim 90:76-Erfolg in Koblenz gleich 27 Punkte einstreute und auch noch sieben Rebounds einsammelte. Guard JaCobe Wood gehört an der Seite von Till Jönke zu den effektivsten Pärchen auf Position eins, was seine im Schnitt 16 Punkte aus den ersten sechs Matches verdeutlichen. Da auch der Ex-Vechtaer Kaya Bayram aus jeder Position treffen kann, warnt Ignjatovic: „Meist brauchen sie nur acht, neun Sekunden, um abzuschließen. Das müssen wir wissen und vor allem verhindern.“
Weitere Aktivposten im Spiel der Tigers: Der aus Schweden gekommene Center Lukas Milner, der schon mal, wie unlängst gegen Wolmirstedt, acht Abpraller herunterpflückte. Forward Melkisedes Moreaux und Guard Isaiah Sanders, die stets zweistellig punkten. Und US-Guard Mildes Tention, ein gefürchteter Dreierschütze. „Da heißt es für uns, eine starke Vorstellung abzuliefern und uns zu befreien, was wir gegen Bochum bereits andeuten konnten“, so Ignjatovic.
Keine 43 Stunden später empfangen die 46ers mit den „Giganten“ aus Leverkusen eine Mannschaft, die getrost als Gießener „Filiale“ durchgehen kann. Mit Coach Mike Koch (einst Geschäftsführer an der Lahn) sowie den Profis Viktor Ziring, Luca Kahl, Sebastian Brach und Donte Nicholas haben gleich fünf Bayer-Protagonisten eine Gießener Vergangenheit, was Luis Figge allerdings bei Seite zu schieben weiß. „Ich bin schon so lange Profi, da trifft man immer mal wieder Leute, mit denen man schon mal Kontakt hatte.“ Und „Frenki“ Ignjatovic ergänzt: „Leverkusen ist als Neuling mit vier Siegen ausgesprochen positiv in die Saison gestartet. Wenn wir uns aber langsam in den Playoff-Plätzen etablieren wollen, dann sollten wir sie schlagen.“
Auch wenn die Rheinländer mit Nachverpflichtung Kobe Langley (zuletzt 21 Punkte beim Overtime 97:96 gegen die Uni Baskets Münster) personelle Korrekturen vorgenommen und in Center Dennis Heinzmann den laut „Frenki“ Ignjatovic „vermeintlich besten Fünfer der Liga“ in ihren Reihen haben. Der 2,16-Meter-Schrank, der mit einer zweijährigen Kölner Unterbrechung schon seit 2014 in Leverkusen aktiv ist, kommt derzeit im Schnitt auf 16 Punkte und zehn Rebounds. Bei den Siegen gegen Münster und Bochum waren es gar 15 Abpraller, die der inzwischen 34-Jährige wegfischte. „Er ist ein toller Typ. Er geht arbeiten, hat vier Kinder und spielt außergewöhnlich guten Basketball“, lobt Luis König Figge den Hünen, den es am Samstag in der Osthalle zu stoppen gilt.
Dass die Hausherren dabei auf ihren Spielmacher Martin Junakovic (steht vor einer OP an der linken Hüfte) verzichten müssen, erleichtert die Aufgabe nicht, wenngleich „Frenki“ Ignjatovic zugibt, dass „wir den Markt beobachten, bis zum Wochenende aber auch niemanden aus dem Hut zaubern können.“ Der Kroate, der in 17 Profijahren noch nie ernsthaft verletzt war, habe wochenlang auf die Zähne gebissen, nun aber sei laut des 46ers-Cheftrainers der Zeitpunkt gekommen, ihn aus dem Verkehr zu ziehen.
Dass nun fast die komplette Verantwortung auf der Spielmacher-Position beim noch immer seine Form der letzten Jahre suchenden Slowaken Simon Krajcovic liege, sieht Luis König Figge nicht unbedingt als Nachteil. „Simon hat eine Pferdelunge. Er kann lange auf dem Parkett stehen.“ Wenn dann auch noch Robin Benzing und Kyle Castlin ihre überragenden Wurfquoten aus dem Training bestätigen, Figge selbst, Daniel Norl und Aiden Warnholtz Energie bringen, Jonathan Maier und Till Gloger die Bretter dominieren sowie bei Roland Nyama und Domagoj Vukovic der berühmte Knoten platzt, sollten einem hoffentlich erfolgreichen Doppelspieltag nichts mehr im Wege stehen.

