Im dritten Anlauf hat es geklappt. Durch einen 78:68 (40:31)-Heimsieg gegen die Köln 99ers haben die GIESSEN 46ers am Sonntagnachmittag den ersten Saisonsieg in der Basketball Bundesliga einfahren.
2985 Zuschauer in der Sporthalle Ost sahen eine von Beginn an energiegeladene, aggressiv verteidigende und kampfstarke 46ers-Mannschaft, die Köln völlig auf dem falschen Fuß erwischte. In der Anfangsphase war die Truppe von Cheftrainer Thorsten Leibenath dreimal nach einem Ballgewinn oder aus dem Fastbreak heraus erfolgreich und startete mit einem blitzsauberen 9:0-Lauf in die Partie.
Nach der ersten Kölner Auszeit und der Einwechslung von Sasa Nadjfeji lief es etwas besser für die Gäste, die nach dem 12:2 durch einen Dreier des heute wie beim schon beim ersten Heimspiel gegen Göttingen erneut treffsicheren Michael Umeh (6 von 9 aus dem Feld) auf sechs Punkte (12:6) heran kamen. Ein Alley-Oop-Dunk von Corey Rouse auf Anspiel von Rouven Roessler und wenig später ein spektakulärer Dunking von Rouven Roessler (16:8/7.) sorgten aber weiterhin für gute Stimmung auf den Rängen. Der wie aufgedreht wirkende Roessler setzte auch danach die Glanzpunkte in der 46ers-Offensive: Erst traf er aus der Mitteldistanz einen schwierigen Sprungschuss aus der Drehung bei Körperkontakt zu Gegenspieler Keselj, dann traf der Mann mit der Nummer 33 zum zweiten Mal in diesem Spiel “für drei” (23:12/10.). Flo Hartenstein provozierte anschließend einen Ballverlust von Nedzad Sinanovic, woraufhin die 2,21m lange Center-Leihgabe von Real Madrid sich bei den Schiedsrichtern beschwerte und ein technisches Foul, zugleich sein zweites persönliches, kassierte. Am Anfang der Begegnung hatte der Bosnier schon ein “Unsportliches” erhalten, als er Ed Nelson bei einem Schnellangriff auf dem Weg zum Kölner Korb irregulär gestoppt hatte. Rouven Roessler sorgte von der Freiwurflinie für den 24:12-Zwischenstand nach dem ersten Viertel.
Zu Beginn des zweiten Viertels sorgte Shawan Robinson per Dreier für die höchste 46ers-Führung im gesamten Spiel (27:12). Köln verkürzte mit einem 8:0-Lauf auf 20:27 (13.), musste die 46ers nach einem energischen Zieher Robinsons gegen McElroy und einem Dreier von Patrick Sparks, der im Schnellangriff frech an der 6,25-m-Linie abstoppte und den Ball von dort durch die Kölner Reuse beförderte, aber wieder auf zwölf Punkte davonziehen lassen (38:26/19.). Immanuel McElroy erzielte per Dreier die letzten Punkte der ersten Hälfte (40:31).
Nach dem Wiederbeginn erwischten die Gäste den besseren Start. Nach Treffern von Nadjfeji, Raivio, McElroy und Centerspieler Milko Bjelica (per Dreier) waren die Domstädter in der 22. Minute wieder auf zwei Zähler dran (42:40). Ein erfolgreicher Dreier von Rouven Roessler, der (nicht zum einzigen Mal in diesem Spiel) aus gut und gerne acht Metern Entfernung zum 99ers-Korb abgezogen hatte, und ein Ballgewinn von Michael Umeh gegen Misan Nikagbatse, den der aus Houston stammende Shooting Guard der 46ers auf der anderen Seite des Feldes in zwei einfache Punkte verwandelte, brachte das Momentum jedoch schnell wieder auf 46ers-Seite. Nach Punkten von Gerrit Terdenge (auf Assist von Nelson) und Mike Umeh betrug die Führung der mannschaftlich geschlossen auftretenden Hausherren elf Punkte (51:40/25.). Nach einer Kölner Auszeit hielt dieser Elf-Punkte-Vorsprung bis zur 27. Minute (55:44, Nahdistanztreffer Terdenge nach erneutem Anspiel von Nelson), ehe Köln abermals zu einem kleinen Zwischenspurt ansetzte und gegen Ende des dritten Viertels auf 52:58 verkürzte.
Mit einem krachenden Dunk von Corey Rouse, der von Michael Umeh perfekt in Szene gesetzt worden war, begann der letzte Spielabschnitt. Ein Terdenge-Dreier “ins Gesicht” des Gegenspielers und ein kurz vor dem Ablauf der 24-Sekunden-Angriffsuhr verwandelter Dreipunktwurf von Rouven Roessler ließ die Führung erneut auf zehn Punkte anwachsen (66:56/33.). Die 99ers gaben sich jedoch noch lange nicht geschlagen. Köln nutzte zwei Gießener Ballverluste, um durch den dritten Dreier von McElroy und ein Drei-Punkt-Spiel des serbischen Youngsters Marko Keselj auf drei Punkte (69:66) heranzukommen. Es schien nochmal eng zu werden, doch angeführt von einem ganz stark aufspielenden Rouven Roessler (22 Punkte, 5 von 7 Dreiern), der abermals aus dem Dreipunktbereich zum 72:66 traf, zogen die Gastgeber wieder davon.
Nach einem Fehlwurf von Keselj verwandelte Ed Nelson seine Freiwurfversuche sieben und acht wie schon die vorangegangenen sechs sicher zum 74:66. Mit einem Blockshot gegen einen Wurf von Kölns McElroy krönte der Centerspieler der 46ers seine starke Leistung an diesem Tag – neben zwölf Rebounds, davon acht (!) offensiv, hatte der Kämpfer am Ende auch noch vier Assists und vier Ballgewinne zu Buche stehen. Als sich die Kölner beim folgenden Einwurf an der Gießener Grundlinie einen Ballverlust leisteten und Michael Umeh das Drei-gegen-eins-Überzahlspiel zum 76:66 abschloss (39.), war die Partie so gut wie gelaufen. Patrick Sparks, der im Spiel neben einem konzentrierten Ballvortrag auch mit einigen sehenswerten Anspielen auf seine Mitspieler aufgefallen war, sorgte 39 Sekunden vor dem Ende mit zwei verwandelten Freiwürfen für die endgültige Entscheidung.
Punkteverteilung / GIESSEN 46ers: Umeh (14), Terdenge (9), Buljevic (2), Lischka, Poiger (beide n.e.), Robinson (5), Rouse (9), Sparks (7), Nelson (10), Roessler (22), Hartenstein (0).
Köln 99ers: Raivio (7), Nadjfeji (16), Bjelica (11), Keselj (13), Pleiß (1), Sinanovic (0), McElroy (18), Nikagbatse (2).
Thorsten Leibenath (Cheftrainer GIESSEN 46ers): “Die Erleichterung ist natürlich sehr groß, zumal der Sieg gegen eine sehr starke Kölner Mannschaft herausgespielt wurde. Wir haben sicher davon profitiert, dass Köln durch das Spiel gegen Quakenbrück weniger Zeit zum Regenerieren hatte und Kölner Spieler entweder nicht dabei oder nicht im Vollbesitz ihrer Kräfte waren und daher haben wir auch einen guten Zeitpunkt erwischt, aber ich muss meiner Mannschaft ein großes Kompliment machen. Wir haben über weite Strecken das umgesetzt, was wir uns vorgenommen hatten und über 40 Minuten gut strukturiert agiert, was in den ersten beiden Spielen unser großes Manko war, auch wenn 20 Ballverluste am Ende zu viel waren. Wir haben gegen ein Team, das gegen uns beim Rebound eigentlich Vorteile besitzen sollte, eine klasse Reboundarbeit abgeliefert. Das Team hat 40 Minuten gekämpft und an sich geglaubt.
Nach dem Berlin-Spiel musste ich die Spieler gar nicht großartig aufbauen. Die haben alle eine starke Eigenmotivation und wollten unbedingt beweisen, dass sie es besser können. Alle sind mit sehr viel Herz und Engagement dabei. Mit der Einstellung, mit der die Jungs im Training agieren, sind wir sehr zufrieden. Das ist die Grundlage, um Erfolg zu haben. Die schwere Verletzung von Tory Walker gestern im Training ist natürlich ein sehr harter Schlag für uns. Tory ist ein sehr wichtiger Spieler für uns, der sich auf dem Weg zurück zu alter Leistungsstärke befunden hatte. Er wird morgen früh operiert. Voraussagen, wie lange er uns fehlen wird, sind schwer zu treffen, aber wir müssen davon ausgehen, dass er für mindestens drei Monate ausfallen wird. Morgen werden wir uns zusammensetzen und beratschlagen, wir wir mit der Situation umgehen.”
Sasa Obradovic (Cheftrainer Köln 99ers): “Zunächst mal Glückwunsch an die Gießener Mannschaft, sie hat das ganze Spiel über geführt und von daher verdient gewonnen. Man kann natürlich die Frage nach der Chancengleichheit stellen, wenn eine Mannschaft zuletzt am Mittwoch gespielt hat, und die andere am Freitag. Das Quakenbrück-Spiel hat uns sehr viel Energie gekostet. Heute mussten wir von Beginn an einem Rückstand hinterherlaufen und uns immer wieder zurückkämpfen. Gießen war taktisch sehr gut vorbereitet. Wir haben uns zu viele Ballverluste geleistet und die Vorteile, die wir beim Rebound eigentlich hätten besitzen sollen, nicht ausgenutzt. Ich kann meiner Mannschaft aber keine Vorwurf machen, denn wir befinden uns augenblicklich in einer schwierigen Situation. Sasa Nadjfeji war krank, er lag gestern im Bett, Nikagbatse ist noch angeschlagen, trotzdem haben sie alles gegeben. Am Ende nochmal Kompliment an Gießen, mehr ist dazu nicht zu sagen.”
Rouven Roessler (Flügelspieler GIESSEN 46ers): “Wir haben eine klasse Mannschaftsleistung gezeigt und großartig gekämpft. Einer für alle, alle für einen. Wir sind glücklich.”
Ed Nelson (Center GIESSEN 46ers): “Das war ein großartiger Nachmittag für uns alle. Wir haben uns auf dem Feld als echte Einheit präsentiert, mit einer großen Intensität agiert und damit das Publikum ins Spiel gebracht. So wie heute müssen wir auftreten. Wir sind ein Team, das aus harten Arbeitern besteht. Den Sieg heute haben wir uns wirklich erkämpft.”
Patrick Sparks (Aufbauspieler GIESSEN 46ers): “Es hat heute Spaß gemacht vor dem Publikum. Wir haben eine geschlossene Teamleistung gezeigt, hervorragend gefightet und den Sieg einfach mehr gewollt als die gegnerische Mannschaft. Unser Coach hat uns gut auf die Partie vorbereitet. Wir wussten, wie Köln im Angriff vorgeht, hatten uns in der Verteidigung einen entsprechenden Plan erarbeitet und diesen sehr gut umgesetzt.”
Marco Buljevic (Flügelspieler GIESSEN 46ers): “Es ist ein gutes Gefühl, dieses Spiel gewonnen zu haben. Wir waren vor der Partie der Meinung, dass wir uns in den ersten zwei Spielen unter Wert verkauft hatten. Heute haben wir bewiesen, dass wir besser sind. Wir haben eine sehr gute erste Halbzeit gespielt – wie schon am Mittwoch beim Spiel in Berlin. Gegen ALBA haben wir uns nach der Pause zu sehr auf der Leistung der ersten Hälfte ausgeruht. Daran haben wir uns heute nochmal erinnert. Uns war klar, dass wir anders auftreten müssen.”
Gerrit Terdenge (Power Forward GIESSEN 46ers): “Wir haben heute kämpferisch über 40 Minuten überzeugt, was wir am Mittwoch in Berlin nicht geschafft haben. Es ist uns gelungen, im Angriff mit viel mehr Struktur zu agieren, den Ball besser zu bewegen und als Mannschaft zu spielen, was gegen Göttingen und in Berlin in der zweiten Halbzeit nicht geklappt hatte. Heute haben wir füreinander gespielt, sind ruhig geblieben und auch die Systeme viel besser gelaufen. Das Ergebnis zeigt: Wenn man das macht, hat man auch eine gute Chance zu gewinnen.”
Bilder: Mediashots Werbefotografie