46ers gestalten Spiel in Hälfte eins offen

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Länger als zu erwarten gewesen war haben die LTi GIESSEN 46ers dem großen FC Barcelona am Freitagabend im Halbfinale des Licher Premium Cups Paroli bieten können. In der ersten Halbzeit zeigten die 46ers vor rund 2800 Besuchern in der Sporthalle Ost eine bärenstarke Leistung, zur Pause lag man gegen das europäische Spitzenteam nur mit 43:48 im Hintertreffen. Erst zu Beginn des dritten Viertels konnte Barcelona mit einem 16:0-Lauf für klare Verhältnisse sorgen, am Ende siegten die Katalanen mit 91:69. Die LTi 46ers treffen am Samstag ab 13:30 Uhr im Spiel um Platz drei auf Banvit BC. Der türkische Erstligist hatte im ersten Spiel gegen den kroatischen Vertreter Cibona Zagreb mit 80:87 verloren. Das Finale bestreiten ab 16:00 Uhr Barcelona und Zagreb.

Gegen die mit Ausnahme des bei der türkischen Nationalmannschaft weilenden Ersan Ilyasova mit all ihren Top-Stars angetretene Truppe des FC Barcelona zeigten die LTi 46ers in der ersten Halbzeit, warum sie am letzten Wochenende das ausschließlich mit BBL-Teams besetzte Turnier in Bad Neuenahr gewonnen hatten. Gegen die mit viel Druck agierende Verteidigung der Katalanen, die in der in wenigen Wochen beginnenden Euroleague-Saison zu den Top-Favoriten auf den Titel zählen, zeigten die Gießener eine bemerkenswert starke Offensivleistung. Klar, dass die Gäste, die mit solch klangvollen Namen wie Jaka Lakovic, Juan Carlos Navarro, Gianluca Basile, Fran Vazquez und David Andersen in die Partie starteten, im Angriff regelmäßig einen Weg fanden zu Korberfolgen zu kommen, doch die 46ers-Fünf hatte zur Freude der Zuschauer in Hälfte eins nahezu immer eine passende Antwort parat.

Heiko Schaffartzik sorgte mit einem frechen Dreier “ins Gesicht” des slowenischen Nationalspielers Jaka Lakovic nach sechs Minuten für die erste 46ers-Führung (9:8) und Begeisterung auf den Rängen. Einen Dunk von Fran Vazquez, Nr.-11-Pick des NBA-Draft von 2005, und einen Dreier von Barça-Topstar Juan Carlos Navarro (10:15) konterte der Bundesligist mit Fastbreakpunkten von Kapitän Florian Hartenstein und einem Tip-in von Gerrit Terdenge (14:17/9.). Das nächste Highlight gehörte wieder Hartenstein. Nach einem Offensivfoul des italienischen Routiniers Gianluca Basile entwickelte der Centerkoloss auf der Gegenseite ungeahnte Qualitäten, als er bei fast heruntergelaufener Angriffsuhr von der Dreierlinie zum Korb durchstartete und das Bällchen dann – bedrängt von zwei Spielern in dunkelblauroten Barcelona-Leibchen – in bester Guard-Manier von unterhalb der unteren Brettbegrenzung mit einem ganz weichen Handgelenk  über das Brett in den Gästekorb hineinzwirbelte (16:17).

Auch nach dem ersten Viertel (20:23) blieb die Partie eng. Johannes Lischka und Gerrit Terdenge sorgten jetzt in erster Linie für die Punkte auf Gießener Seite (27:27, Terdenge-Dreier/13.), ein Tip-in Robert Maras bedeutete die dritte 46ers-Führung im Spiel (31:30). Wenig später war Maras gegen den vom amtierenden Euroleague-Champion ZSKA Moskau nach Barcelona gekommenen David Andersen erfolgreich (35:35), anschließend “vernaschte” Johannes Lischka in Korbnähe Gästespieler Victor Sada, so als wenn der Langgönser schon eh und je auf diesem Niveau gespielt hätte. Nach seiner Finte legte Lischka unbedrängt zum 37:35 für die LTi 46ers ab. Den Schlusspunkt unter eine großartige erste Halbzeit aus Gießener Sicht setzte wieder “Flo” Hartenstein, der aufgrund einer leichten Verletzung in der zweiten Halbzeit vorsichtshalber nicht mehr Einsatz kam. Erneut von zwei Barça-Centern gestört legte der 31-Jährige zum 43:46 ab, mit der Schluss-Sirene erhöhte der amtierende spanische Vizemeister dann auf 48:43. Lediglich sechs Ballverluste hatte sich das äußerst konzentriert, mit viel Selbstvertrauen und erstaunlich abgeklärt agierende 46ers-Team bis dato geleistet, Barcelona hingegen hatte nach den ersten 20 Minuten zehn Turnover zu verzeichnen.

Erst als Barcelona zu Beginn des dritten Viertels vom vierten in den sechsten Gang schaltete, gerieten die 46ers hoffnungslos ins Hintertreffen. Gegen eine Gästemannschaft, die jetzt mit einer so in der Osthalle wohl noch nie erlebten Intensität verteidigte, gelang dem fünfmaligen Deutschen Meister erst in der 27. Minute durch Robert Maras der nächste Korberfolg, Barcelona hatte zu diesem Zeitpunkt schon 16 Punkte in Hälfte zwei erzielt (45:64). Wenngleich das Spiel jetzt entschieden war, hatte die Partie das Prädikat “muss man dabei gewesen sein” bis zur Schluss-Sirene verdient. Das Team des katalanischen Renommierklubs spielte in der zweiten Halbzeit seine ganze Klasse aus. Navarro zeigte den Zuschauern seinen berühmten “Floater”, Basile, dass er den Dreier wohl auch aus der Dusche treffen kann. Beeindruckend die Sicherheit, das fast blinde Verständnis, das Barcelona jetzt bei seinen Angriffen demonstrierte. Die Kombination aus Präzision und Schnelligkeit, mit der die Mannschaft von Trainer Xavi Pascual nun das Bällchen bei ihren Angriffen durch die eigenen Reihen laufen ließ, sorgte mehr als einmal für bewundernde “Ooohs” und “Aaahs” auf den Rängen.

Schön, dass die 46ers weiter dagegen hielten, fighteten und versuchten, es dem großen Gegner auch nach dem 45:69 (29.) so schwer wie möglich zu machen. Bis auf 15 Punkte kam der Gastgeber eine Woche vor dem Saisonstart in der BBL nochmal heran (56:71/32.), ehe Barcelona mit einem 15:5-Lauf die höchste Führung in der gesamten Begegnung erspielte (61:86). Die letzten Punkte der Begegnung gelangen Jannik Freese zum 69:91.

46ers-Cheftrainer Simon Cote: “Das Ergebnis hat uns nicht interessiert. Unser Ziel war es, uns voll und ganz in das Spiel reinzuhängen, Teambasketball zu zeigen. Wir wollten unsere bisher zu Tage getretenen Schwächen weiter verbessern, die Anzahl der Ballverluste so gering wie möglich halten und den defensiven Rebound kontrollieren. Das ist uns in der ersten Halbzeit gelungen. Im dritten Viertel hat das Team von Barcelona dann mit einer größeren Intensität gespielt als wir, sie haben dann einen klasse Teambasketball gezeigt. Für uns war es eine große Herausforderung, gegen eine Mannschaft spielen zu dürfen, die eine solch große Hausnummer im europäischen Basketball ist.”

Xavi Pascual (Head Coach FC Barcelona): “Ich glaube, die Fans haben das Spiel genossen. Die 46ers waren in den ersten beiden Vierteln besser als wir, nach der Pause haben wir dann offensiv und defensiv als Team agiert und uns dadurch einen Vorteil erspielen können. Auch als die 46ers hinten lagen, haben sie Charakter und Stärke gezeigt und uns ein Spiel geliefert, dass uns in unserer Vorbereitung auf die Saison weiterhilft.”

LTi GIESSEN 46ers: Jeffers (12 Punkte, 6 Rebounds, 30 Minuten), Umeh (6 Punkte, 28 Minuten), Terdenge (9 Punkte, 4 Rebounds, 22 Minuten), Lewis (0 Punkte, 3 Assists, 19 Minuten), Lischka (8 Punkte, 4 von 5 aus dem Feld, 11 Minuten), Maras (11 Punkte, 4 von 7 aus dem Feld, 18 Minuten), Rouse (9 Punkte, 4 Rebounds, 17 Minuten), Freese (2 Punkte, 14 Minuten), Schaffartzik (3 Punkte, 5 Rebounds, 2 Ballgewinne, 31 Minuten), Hartenstein (9 Punkte, 4 von 6 aus dem Feld, 9 Minuten).
Teamstats: 45 Prozent Feldwurftrefferquote (26/57), 30 Prozent Dreier (3/10), 60 Prozent Freiwürfe (14/23), 28 Rebounds, 16 Ballverluste, 10 Assists, 6 Ballgewinne.

FC Barcelona: Basile (3 Punkte, 12 Minuten), Barrett (10 Punkte, 3 Assists, 20 Minuten), Trias (5 Punkte, 7 Rebounds, 3 Assists, 24 Minuten), Barton (8 Punkte, 4 Assists, 2 von 5 Dreiern, 18 Minuten), Lakovic (8 Punkte, 17 Minuten), Navarro (14 Punkte, 5 von 9 aus dem Feld, 22 Minuten), Andersen (8 Punkte, 3 Rebounds, 20 Minuten), Rey (3 Punkte, 7 Minuten), Vazquez (12 Punkte, 6 von 8 aus dem Feld, 9 Rebounds, 23 Minuten), Samb (0 Punkte, 1 Ballgewinn, 4 Minuten), Sada (9 Punkte, 3 Rebounds, 16 Minuten), Grimau (11 Punkte, 2 Assists, 16 Minuten).
Teamstats: 53 Prozent Feldwurftrefferquote (34/63), 33 Prozent Dreier (8/24), 88 Prozent Freiwürfe (15/17), 37 Rebounds, 17 Ballverluste, 17 Assists, 6 Ballgewinne.

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Im ersten Halbfinale hatte der türkische Erstligist Banvit BC das Spiel gegen Cibona Zagreb vor rund 700 Zuschauern ebenfalls unerwartet lange offen halten können. Was doch ein wenig verwunderte angesichts der Tatsache, dass die Türken am Donnerstag bei den Deutsche Bank Skyliners Frankfurt noch eine deutliche 64:100-Niederlage kassiert hatten. Banvits Trainer Selcuk Ernak erklärte nach der Partie, dass er seinen jungen Spielern in Frankfurt noch sehr viel Spielzeit gewährt hatte, gegen den kroatischen Traditionsklub aber mehr auf seine erfahreneren Kräfte setzte. Und von denen zeigte gegen Zagreb vor allem Lance Williams eine exzellente Vorstellung. Der mit viel Masse ausgestattete US-Center setzte sich besonders vor der Pause unter dem Korb der Kroaten immer wieder erfolgreich in Szene und hatte zur Pause bereits 15 Punkte gesammelt.

Nachdem Banvit kurz vor Ende des ersten Viertels mit 23:19 in Führung gelegen hatte, schien das mit drei kroatischen Nationalspielern (Prkacin, Kus, Rozic) angetretene Cibona-Team mit einem 13:0-Lauf das Kommando zu übernehmen (23:32, Kus-Dreier/12.), doch Banvit konnte den Rückstand noch vor der Pause wieder auf zwei Punkte verkürzen (41:43) – neben Williams hatten Ex-NBA-Profi Joe Crispin (9 Punkte) und Darlon Johnson (9 Punkte, 3 von 3 Dreiern) die erfolgreiche Aufholjagd ermöglicht. Zur Pause stand es 45:41 für den 14maligen kroatischen Meister.

Auch nach dem Wechsel schaffte es Banvit, lange an Cibona dran zu bleiben. Erst nach dem 65:66 aus Sicht der türkischen Mannschaft konnte sich der favorisierte Euroleague-Teilnehmer aus Zagreb, der seine Aktivposten in den Außenspielern Davor Kus (23 Punkte) und Earl Calloway (20 Punkte) hatte, zum zweiten Mal in der Begegnung deutlicher absetzen (78:67/36.). Näher als auf sieben Punkte Differenz (73:80/39.) konnte Banvit in der verbleibenden Spielzeit nicht mehr verkürzen.

Banvit BC: Crispin (20 Punkte, 7 von 19 aus dem Feld, 4 Assists, 34 Minuten), Veyseloglu (2 Punkte, 2 Assists, 23 Minuten), Williams (21 Punkte, 8 von 15 aus dem Feld, 10 Rebounds, 33 Minuten), Topaloglu (4 Punkte, 17 Minuten), Turna (0 Punkte, 6 Minuten), Johnson (15 Punkte, 5 von 5 Dreiern, 9 Rebounds, 34 Minuten), Agudio (2 Punkte, 2 Ballgewinne, 11 Minuten), Yenice (6 Punkte, 9 Minuten), Cankaya (8 Punkte, 3 Assists, 29 Minuten), Demir (2 Punkte, 4 Minuten).

Cibona Zagreb: Zubcic (3 Punkte, 10 Minuten), Kus (23 Punkte, 7 von 11 aus dem Feld, 3 Assists, 31 Minuten), Longin (6 Punkte, 4 Rebounds, 12 Minuten), Prkacin (10 Punkte, 5 von 6 aus dem Feld, 4 Rebounds, 14 Minuten), Troha (5 Punkte, 3 Assists, 3 Ballgewinne, 20 Minuten), Vukusic (7 Punkte, 3 von 3 aus dem Feld, 8 Minuten), Andric (2 Punkte, 3 Assists, 26 Minuten), Calloway (20 Punkte, 10 von 12 Freiwürfe, 4 Assists, 29 Minuten), Kastropil (2 Punkte, 6 Rebounds, 5 Ballverluste, 14 Minuten), Princ (0 Punkte, 3 Minuten), Rozic (9 Punkte, 7 Rebounds, 32 Minuten).

Bilder: MEDIASHOTS Werbefotografie, Linden.

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