Auswärtsspiele scheinen dem neuformierten Team der GIESSEN 46ers zumindest in der Vorbereitung auf die BBL-Saison 2007/2008 besser zu liegen als Auftritte vor den eigenen Fans. Während es die Truppe um Chefcoach Thorsten Leibenath bei Testspielen in der Fremde schon einige Male geschafft hat, eine gute Leistung abzurufen, entsprachen die Vorstellungen des Bundesliga-Urgesteins bei den öffentlichen Preseason-Heimspielen gegen Bamberg und auch am heutigen Abend gegen Science City Jena leider nicht den Erwartungen der 46ers-Anhänger. Nach einer über weite Strecken enttäuschenden Vorstellung unterlagen die Gießener dem Bundesliga-Neuling aus Thüringen in der Sporthalle Ost mit 74:92 (43:48).
Rund 800 Neugierige waren zur Generalprobe der 46ers für das am 6. Oktober anstehenden Saisonauftaktspiel gegen Aufsteiger Göttingen in die Osthalle gepilgert. Sie sahen einen gut aus den Startlöchern kommenden Gastgeber, der unter anderem durch zwei erfolgreiche Dreipunktwürfe von Shooting Guard Michael Umeh schnell mit sieben Punkten in Führung lag. Danach kam der forsch und aufspielende BBL-Neuling um den ehemaligen Gießener Centerspieler Ajmal Basit aber zusehends besser in die Partie. Bis zum Viertelende war der Vorsprung des Gießener Teams auf 21:20 geschmolzen.
Im zweiten Viertel mussten die 46ers sechs erfolgreiche Dreipunktwürfe der Gäste hinnehmen, vor allem Jenas Flügelspieler Mischa Zlotowski (3 Versuche, 3 Treffer) traf nun mit traumwandlerischer Sicherheit von jenseits der 6,25-m-Linie. Auf Gießener Seite hielten vor allem Rouven Roessler (15 Punkte bis zur Pause, 3 von 4 Dreiern) und Ed Nelson dagegen. Der Centerspieler kam in den ersten 20 Minuten auf 12 Punkte und 6 Rebounds (4 offensive). Mit einem 43:48 aus Gießener Sicht ging es in die Pause.
Nach der Halbzeit arbeitete sich das 46ers-Team zunächst auf 51:53 (23.) an Jena heran. Während bei den Mittelhessen danach jedoch so gut wie nichts mehr zusammen lief, spielte sich das Science-City-Team bis zum Viertelende in einen kleinen Rausch, der in der Schluss-Sekunde des Spielabschnitts symbolischerweise mit einem erfolgreichen Dreier aus rund neun Metern Entfernung von Sean McCaw endete. Nach einem 19:6-Lauf lag der Zweitliga-Meister vor dem letzten Viertel mit 72:57 in Führung.
In den letzten zehn Minuten gelang es der 46ers-Truppe nicht mehr, eine Wende herbeizuführen. Die Leibenath-Schützlinge konnten zwar nochmal auf neun Punkte verkürzen (66:75/36.), machten es dem Aufsteiger aber auch im letzten Viertel immer wieder viel zu einfach, zu Korberfolgen zu kommen. Neun Offensivrebounds von Jena nach der Pause und eine insgesamt 51-prozentige Feldwurf-Trefferquote der Jenenser Mannschaft sagen einiges über das Engagement und die Aggressivität aus, mit der das Gießener Team am Donnerstagabend verteidigte.
Head Coach Thorsten Leibenath sagte nach dem Spiel: “Wir schaffen es momentan nicht, unser ganzes Leistungsvermögen vor unseren Fans abzurufen. Wir haben heute ganz eindeutig zu wenig Leidenschaft gezeigt. Das, was wir uns auf die Fahnen geschrieben haben und das, was wir unseren Anhängern zeigen wollen, ist Kampf und voller Einsatz bis zum Ende. Wir können defensiv wesentlich besser spielen und haben das in der Vorbereitung auch schon einige Male gezeigt. Ich bin überzeugt, dass wir das bis zum Bundesligastart wieder hinbekommen werden.”
Rouven Roessler, der mit 25 Punkten am Ende Topscorer der Partie war, äußerte sich wie folgt: “Wir haben viele kleine Fehler gemacht. In der Verteidigung haben wir uns dumm angestellt, in anderen Situation falsch verhalten. Man kann mal schlecht spielen, aber nicht so und vor allem nicht vor heimischen Publikum. Wir haben tolle Fans hinter uns. Da ist es doch das Mindeste, dass wir uns zumindest den Arsch aufreißen. Aber ich verliere jetzt lieber in der Saisonvorbereitung und gewinne dafür dann zweimal in der Saison. Nur hoffe ich, dass uns jetzt die Augen aufgehen.”
46ers-Brettspieler Ed Nelson meinte: “Ich bin sehr enttäuscht. Das war wahrscheinlich das frustrierendste Spiel in der Saisonvorbereitung. Wir haben nicht alle unsere Möglichkeiten genutzt und hätten uns noch viel mehr reinhängen sollen. Vor allem haben wir das Gefühl, dass wir unsere Fans im Stich gelassen und einfach nicht 100 Prozent gegeben haben. Im Vergleich zu den vorherigen Spielen haben wir heute Abend einen Schritt zurück gemacht. Aber ich mir sicher, dass sich das ändern wird. Wenn wir mit Energie und Einsatz ins Spiel kommen, dann sind wir ein ganzes Stück besser.”
Punkteverteilung / GIESSEN 46ers: Umeh (11), Walker (4), Buljevic (3), Lischka (0), Poiger (0), Robinson (8), Rouse (9), Sparks (0), Nelson (12), Roessler (25), Hartenstein (2).
Science City Jena: Zlotowski (9), Moss (22), Seggelke (22), McCaw (12), Basit (6), Shelton (9), Buss (4), Linke (0), Elliott (8).
Team-Stats:
Feldwurftrefferquote: 46ers (47 %), Jena (51 %)
Freiwürfe (Treffer/Versuche): 46ers (17/28), Jena (16/23)
Dreier (Treffer/Versuche): 46ers (9/24), Jena (14/29)
Rebounds (gesamt/offensiv): 46ers (27/9), Jena (35/13)
Ballverluste: 46ers (15), Jena (16)
Assists: 46ers (12), Jena (16)
Ballgewinne: 46ers (8), Jena (7)