(Foto: Norbert Schulz)

46ers stellen die beste Defense

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Nach zehn Partien führt Gießen auch die ProA-Statistik von der Dreierlinie an und hat die wenigsten Ballverluste zu beklagen.

Unlängst, bei einer Gesprächsrunde mit Unterstützern der GIESSEN 46ers, ließ „Frenki“ Ignjatovic aufhorchen. „Wir gehören zu den besten 25 in Deutschland“, wollte der Cheftrainer des Basketball-Zweitligisten jegliche Negativ-Diskussion rund um den Altmeister im Keim ersticken. „Welche Firma, welcher Unternehmer hier in unserer Stadt kann das denn noch von sich behaupten?“ 

Was der Serbe sagen wollte: Das Glas des Altmeisters ist halbvoll, nicht halbleer. Die Verantwortlichen und das Team haben ihre Hausaufgaben gemacht; und dies auch im dritten ProA-Jahr in Folge. Erst das Playoff-Halbfinale, dann Hauptrunden-Zweiter und nun – nach zehn Partien – 7:3-Siege und Rang sechs. „Wir liegen auf Kurs“, so Branislav Ignjatovic. „In meinen ersten beiden Saisons waren wir auch nicht besser.“ 

Zur Erinnerung: Auch nach den ersten zehn Begegnungen der Spielzeiten 2022/23 und 2023/24 hatten die 46ers sieben Siege und drei Niederlagen auf dem Konto. Getreu dem alten Miss-Sophie-Motto: „The same procedure as every year …“ 

DIE NACKTEN ZAHLEN: Zur Länderspielpause liegt der Altmeister auf Platz sechs der Tabelle. Tabellenführer Science City Jena hat zwei Siege mehr auf dem Konto, vier weitere Teams (Kirchheim, Hagen, Bremerhaven, Bochum) rangieren gleichauf mit Gießen. Der Abstand zum ersten Nicht-Playoff-Rang beträgt schon zwei Siege. Durchschnittlich 85,3 selbst erzielte Punkte sind stark, nur Münster, Crailsheim (beide 88,6), Jena (87,4), Bremerhaven (86,3) und Bayreuth (86,1) waren gieriger. Überragend ist die Gießener Defense, die im Schnitt nur 75 gegnerische Punkte zuließ. Nur Trier und Crailsheim stehen bisher besser da, haben aber in einem Nachholspiel noch gegeneinander anzutreten.

DER ZUSCHAUERZUSPRUCH: Mit im Schnitt 1824 Besuchern rangieren die 46ers nach den ersten fünf Heimauftritten auf Rang elf des Tableaus, das von den VET-CONCEPT Gladiators Trier (3665) und Phoenix Hagen (2838) angeführt wird. Schlusslicht ist RASTA Vechta II (384). Der Zuspruch liegt leicht hinter den Erwartungen, ist aber weniger dramatisch als medial bisweilen dargestellt. Zum einen gaben bis auf Science City Jena bislang nur Teams aus dem unteren Tabellendrittel in der Osthalle ihre Visitenkarten ab, zum anderen sorgte vergangene Saison das ausverkaufte Hessenderby (3310) gegen die Frankfurt Skyliners frühzeitig für eine erfreuliche Bilanz. Den Auftritt der Mainstädter herausgerechnet, pilgerten 2023/24 durchschnittlich 2171 Besucher in Gießens „Gut Stubb“, also im Schnitt 347 weniger als aktuell. Aber wie gesagt: Die Knüller gegen Hagen, Crailsheim, Tübingen oder Trier kommen noch …

DER HÖHEPUNKT: Auswärts mit über 50 Punkten Differenz, wie am 19. Oktober beim 102:51 in Düsseldorf, zu gewinnen, gelingt nicht jedem. Wer aber sechs Akteure in seinen Reihen hat, die zweistellig punkten, wer satte 40 Rebounds einsammelt, wer über die Hälfte aller Dreier versenkt und wer mit Robin Benzing einen Kapitän auf dem Feld stehen hat, der in nur 19 Minuten zehn Assists zum Gelingen beisteuert, der darf sich auch auf Rekordniveau bewegen. Doch Vorsicht: Als die Basketballer von der Lahn noch MTV 1846 Gießen hießen, endeten insgesamt acht Partien mit einer Differenz von 60 Punkten und mehr. Den höchsten Erfolg verbuchten die Männerturner in der Saison 1973/74, als sie den heute großen FC Bayern München mit 122:32 (!) geschlagen nach Hause schickten.

DIE ENTTÄUSCHUNG: Niederlagen bei ehemaligen Arbeitgebern schmerzen – allemal einen emotionalen Cheftrainer wie „Frenki“ Ignjatovic. Der Saisonstart bei seinem Ex-Club Kirchheim Knights misslang. Das 73:92 am 21. September war aber auch der Tatsache geschuldet, dass die Mannschaft nach erst wenigen Wochen der Vorbereitung infolge mehrerer Verletzungen noch nicht richtig eingespielt war. Außerdem: Die Schwaben trafen besonders von der Dreierlinie (64 Prozent) wie kein zweites Mal in dieser Saison, die 46ers indes hatten durch Robin Benzing (drei von zwölf), Viktor Kovacevic (drei von neun) und Kyle Castlin (einer von sechs) klare Wurfdefizite.

DAS PERSONAL: Elf Profis – wie von „Frenki“ Ignjatovic gewünscht – gehören derzeit dem Kader der GIESSEN 46ers an, was aber der Tatsachse geschuldet ist, dass sich Neuzugang Aiden Warnholtz schon in Spiel zwei gegen die PS Karlsruhe LIONS verletzte und nach einer Operation am Syndesmoseband noch einige Wochen fehlen wird. Für ihn schlug der Deutsch-Amerikaner Kevin McClain, der ebenso wie Warnholtz vergangene Runde noch in Frankfurt spielte, prächtig ein. Noch mit Jetlag hielt er bei der unglücklichen 90:91-Niederlage bei den Uni Baskets Münster immerhin 22 Minuten durch. Als Starter ist der 28-Jährige eine klare Bereicherung des 46ers-Teams, das durch die Rückkehr von Aiden Warnholtz nicht nur quantitativ, sondern vor allem qualitativ noch einmal aufgewertet werden wird.

DIE BESTEN STATS: Die GIESSEN 46ers haben von allen 18 Mannschaften die wenigsten Ballverluste zu beklagen. Nur 109 Turnovers sind stark, selbst Spitzenreiter Jena (136) verlor die Kugel deutlich mehr. Auch bisher 94 versenkte Würfe von Downtown bei 232 Versuchen (40,5 Prozent) bedeuten einen ligaweiten Bestwert vor Kirchheim (40,1) und Münster (38,1). Dass die Verantwortung an der Lahn auf viele Schultern verteilt wird, zeigt die Statistik der Punktesammler. Mit Kevin McClain (14,6), Kyle Castlin (14,2), Mladen Vujic (12,5), Simon Krajcovic (11,3) und Aiden Warnholtz (11) punkteten gleich fünf Spieler zweistellig, landeten damit aber nicht unter den Top20, die von Bayreuths Demarcus Demonia (22,5) angeführt wird. Mit im Schnitt 8,1 Rebounds pro Partie brillierten bislang Nick Stampley (Münster) und Anthony Gaines (Crailsheim), Gießens Viktor Kovacevic sammelte 5,8 Abpraller ein.

DIE ZUKUNFT: Sieben hochinteressante Partien stehen in der Vorrunde bis Anfang Januar noch auf dem Programm der GIESSEN 46ers. Drei gegen den momentanen Rangsiebten Eisbären Bremerhaven (Samstag, 7. Dezember), gegen die EPG Guardians Koblenz (Samstag, 21. Dezember) und gegen die Nürnberg Falcons BC (Freitag, 3. Januar) steigen vor eigenem Publikum. In der Fremde heißen die teils hohen Hürden VET-CONCEPT Gladiators Trier (Samstag, 30. November), Tigers Tübingen (Samstag, 14. Dezember), VfL SparkassenStars Bochum (Samstag, 28. Dezember) und Phoenix Hagen (Sonntag, 5. Januar), vor denen es dem Altmeister jedoch nicht bange sein muss. Mit bisher drei überzeugenden Siegen bei den ART Giants Düsseldorf, den HAKRO Merlins Crailsheim und den Artland Dragons hat die Truppe von Chefcoach „Frenki“ Ignjatovic gezeigt, dass mit ihr zu rechnen ist. 

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