Auf eine Achterbahnfahrt der Gefühle wurden die Fans der GIESSEN 46ers von ihrer Mannschaft am Sonntagnachmittag beim Heimspiel gegen Trier geschickt. Zwei Tage nach der Auswärtsniederlage in Ulm durften die 46ers-Anhänger beim Spiel gegen die von Joe Whelton gecoachten Moselstädter am Ende einen 107:98-Sieg nach Verlängerung bejubeln. Zuvor hatte das Gießener Team in der mit 2750 Zuschauern gefüllten Sporthalle Ost mit teilweise spektakulären Angriffsaktionen für Begeisterung unter den Besuchern gesorgt.
Besonders Patrick Sparks glänzte mit einigen genialen Anspielen. Fast schon gewohntermaßen begann die Partie mit einem Alley-Hoop-Anspiel von Sparks auf Rouven Roessler, der in Richtung Korb geflogen kam, die Murmel in der Luft zu fassen bekam und zum 2:0 durch die Trierer Reuse schmetterte. Im zweiten Viertel führte ein weiteres Alley-Hoop-Zuspiel von Sparks, diesmal an Michael Umeh addressiert, ebenfalls zum Erfolg. Sparks setzte seine Mitspieler auch auf andere Art und Weise immer wieder exzellent in Szene. Am Ende wurden für den 24-jährigen US-Amerikaner neben 14 Punkten auch zwölf Assists notiert – an den ersten fünf Spieltagen in dieser Saison hat noch kein anderer Spieler in der BBL mehr direkte Vorlagen zu Korberfolgen verteilt.
Mit Michael Umeh stellte ein weiterer 46ers-Akteur ebenfalls eine neue BBL-Saisonbestmarke auf. Dem in Houston, Texas, geborenen Shooting Guard gelangen 30 Punkte. Die wichtigsten freilich zwei Sekunden vor Schluss der regulären Spielzeit, als Umeh beim Stande von 89:92 aus 46ers-Sicht die Nerven behielt und sein Team mit einem erfolgreichen Dreipunktwurf in die Verlängerung brachte. Triers Aufbauspieler Jerome Coleman hatte kurz zuvor auf der anderen Seite nur einen von zwei Freiwürfen im Gießener Korb unterbringen können. Beim folgenden Schnellangriff der Hausherren verpassten es die Gäste, frühzeitig zu foulen und Gießen damit an die Freiwurflinie zu zwingen.
Die 46ers hatten sich nach einem ausgeglichen verlaufenen Beginn (10:2/3., 12:10/6., 19:20/8., 31:25/12./Roessler-Dreier mit Ablauf der 24-Sekunden-Uhr) und dem 33:33-Zwischenstand in Minute 14. in Folge eines 15:0-Laufs auf 48:33 absetzen können (18.). Elf Trierer Ballverluste standen beim 53:40-Pausenstand sechs Turnovern des 46ers-Teams gegenüber, das in den ersten 20 Minuten in Umeh (13 Punkte), Roessler (12 Punkte) und Sparks (7 Punkte, 7 Assists) seine auffälligsten Akteure hatte.
Im dritten Viertel bauten die Gastgeber ihren Vorsprung dann auf 17 Punkte (62:45/25., Sparks-Mitteldistanzwurf im Fastbreak) aus. Corey Rouse machte nun immer mehr auf sich aufmerksam. Der sprunggewaltige Power Forward der 46ers setzte sich ein ums andere Mal in der Nahdistanz gegen die TBB-Brettspieler durch, erzielte nach der Pause zwölf Punkte und holte zudem sechs Rebounds. Nach zwei verwandelten Freiwürfen von Rouse betrug der Vorsprung der Lahnstädter in der 32. Minute 14 Punkte (79:65).
Angetrieben von Caleb Green, am Ende mit 29 Punkten (83 Prozent Trefferquote aus dem Feld) und zwölf Rebounds überragender Akteur der Trierer, kam das TBB-Team aber noch einmal zurück. In der 35. Minute hatten die Moselstädter ihren Rückstand auf sieben Zähler reduziert (79:72), nach einem Dreier von Kapitän James Gillingham stand es plötzlich nur noch 84:82 für die 46ers (38.). Als die Gastgeber in der Schlussphase gleich dreimal beim Defensivrebound das Nachsehen hatten und Trier mit zwei Drei-Punkt-Spielen erstmals in Führung gehen konnte (89:90, Restspielzeit 42 Sekunden), Michael Umeh auf der Gegenseite in Zeitnot beim Zug zum Brett den Ball verstolperte und einen Ballverlust fabrizierte (17 Sekunden Rest), schienen den 46ers die Felle doch noch davon zu schwimmen. Erst recht, als nach einem schnellen Foul an Moore nach dessem erfolglosen zweiten Freiwurf (der erste hatte gesessen) beim Defensivrebound erneut gepennt wurde und Triers Guard Coleman noch einmal an die Linie durfte.
Nachdem der erwähnte Umeh-Dreier zur Erleichterung der Fans doch noch zum 92:92 und damit zu einer Verlängerung geführt hatte, zeigten sich die 46ers in der fünfminütigen Extraspielzeit in Sachen Defense und Rebounding wieder von ihrer besten Seite. Zwar wollte bei den von Head Coach Thorsten Leibenath über das gesamte Spiel hinweg immer wieder energisch angetriebenen 46ers-Korbjägern offensiv bis zum 94:94 (43.) auch nicht allzu viel klappen, doch nach dem Korberfolg von Michael Umeh, der von der Grundlinie zum Trierer Korb durchgestartet war und nach einem weiteren Anspiel der Extraklasse von Patrick Sparks mit dem Foul eines Gegenspielers zum 97:94 eindunkte und auch den Bonusfreiwurf zum 98:94 verwandelte, waren die Zeichen wieder auf Sieg gestellt. Während die Gießener Defense jetzt sicher stand und die teileise wilden Angriffsaktionen der Trierer erfolglos endeten, sorgten Patrick Sparks (3 von 4 Freiwürfen) und Ed Nelson auf der Gegenseite für die Entscheidung (103:94).
Punkteverteilung / GIESSEN 46ers: Umeh (30), Terdenge (5), Buljevic (n.e.), Lischka (0), Poiger (2), Robinson (9), Rouse (17), Sparks (14), Nelson (8), Roessler (20), Hartenstein (2).
TBB Trier: Coleman (16), Hoffmann (0), Almanson (6), Frost (0), Green (29), Karamatskos (0), Gillingham (26), Moore (16), Cage (5), Wilson (0), Jackson (0).
Thorsten Leibenath (Cheftrainer GIESSEN 46ers): “Trier ist eine unglaublich tief besetzte Mannschaft. In der zweiten Hälfte hat uns Jonathan Moore, der in der ersten Hälfte kaum gespielt hat, von der Bank kommend sehr weh getan. Gegen so eine Mannschaft kann man defensiv nicht alles und jeden kontrollieren. Wir haben uns darauf konzentriert, Jerome Coleman aus dem Spiel zu nehmen, was uns auch ganz gut gelungen ist. Caleb Green und Jonathan Moore haben dann im letzten Viertel sehr stark gespielt. Dass es am Ende noch mal knapp geworden ist und dass bei uns die Nervosität zugenommen hat, als Trier Punkt um Punkt näher kam, ist nicht verwunderlich, denn unsere Mannschaft ist jung und Trier hat ein ähnliches Niveau wie wir. Insgesamt bin ich aber sehr zufrieden. Wir haben über das ganze Spiel gesehen eine Trefferquote von über 50 Prozent vorzuweisen und haben über weite Strecken auch gut verteidigt. Der gute Start in die Verlängerung war wichtig. Unsere ausgeglichene Mannschaftsleistung war entscheidend für den Sieg. Es gibt einige Spieler, die heute herausgeragt haben, Michael Umeh mit seinen 30 Punkten, Patrick Sparks, der gut Regie geführt hat und auf beeindruckende zwölf Assists gekommen ist oder Corey Rouse mit 17 Punkten und acht Rebounds, aber es war insgesamt eine gute Teamleistung von uns. Jeder, auch unsere jungen Spieler, haben ihren Teil zum Sieg beigetragen. (…) Zum Thema Neuverpflichtung ist zu sagen, dass es momentan danach aussieht, als ob wir uns in Kürze mit einem Spieler einigen werden. Einige vertragliche Dinge sind aber noch zu regeln.”
Joe Whelton (Cheftrainer TBB Trier): “Thorsten Leibenath und die 46ers haben einen tollen Job gemacht, insbesondere in der ersten Halbzeit. Ich war sehr zufrieden damit, wie wir wieder in das Spiel zurückgekommen sind. Wir hatten ein klasse Comeback und alle Chancen, zu gewinnen. Dass es am Ende nicht gereicht hat, lag dann dann an dem vergebenen Freiwurf ein paar Sekunden vor dem Ende und der Tatsache, dass wir beim anschließenden Gießener Angriff nicht frühzeitig gefoult haben. Wir haben das vorgehabt, aber einer unserer Spieler hat dann aus Angst, ein absichtliches Foul zu erhalten, zurückgezogen und so kam der Ball zu Michael Umeh, der den offenen Dreier getroffen hat. Wir haben ein junges Team, in dem die richtige Aufstellung noch nicht gefunden ist. Ich hoffe, dass in der nächsten Woche unser Point Guard Marcus Taylor in die Mannschaft zurückkehrt und dann geht die Saison mit einer kompletten Mannschaft für uns erst so richtig los. (…) Ich war froh, als ich davon gehört habe, dass der Cheftrainerposten in Gießen mit Thorsten Leibenath besetzt wird. Thorsten weiß, dass ich ein Typ bin, der den Wettkampf mag, und dass ich mir für unser nächstes Aufeinandertreffen einiges einfallen lassen werde, um die Sache anders ausgehen zu lassen.”
Corey Rouse (Power Forward GIESSEN 46ers): “Nach dem Freitagspiel haben wir heute die richtige Antwort gegeben. Wir sind mit der richtigen Einstellung ins Spiel gegangen und haben eine gute Leistung gezeigt – abgesehen von der Phase im vierten Viertel, als wir etwas den Fokus auf das Spiel verloren und Trier mit einigen Unkonzentriertheiten wieder ins Spiel zurückgebracht haben. Wir müssen weiter als Team zusammenwachsen und im Training daran arbeiten, dass uns das zukünftig nicht mehr passiert.”
Michel Umeh (Shooting Guard GIESSEN 46ers): “So eine Situation wie heute kurz vor Schluss der regulären Spielzeit habe ich noch nicht so oft erlebt. Ich kann mich nicht erinnern, dass ich so einen Schuss mal in in meiner Collegezeit nehmen musste. In der High School war ich einige Male in so einer Situation. Das ist aber alles eine Frage des Selbstvertrauens und das habe ich heute gehabt, als ich den Dreier nehmen musste.”
Shawan Robinson (Point Guard GIESSEN 46ers): “Dieser Sieg tut gut. Eine 2:3-Bilanz sieht schon viel besser aus als eine 1:4-Bilanz. Ich hoffe, wir haben jetzt eine gute Trainingswoche und können dann auch endlich mal auswärts gewinnen.”
Patrick Sparks (Point Guard GIESSEN 46ers): “Wir haben alles in allem gut gespielt und eine Teamleistung gezeigt. Respekt an den Gegner, der sich nicht aufgebeben und einige schwierige Schüsse getroffen hat. Glücklicherweise hat Mike am Ende der regulären Spielzeit den Wurf im Korb versenkt. Er hat uns das ganze Spiel über offensiv getragen und ein wirklich sehr gutes Spiel gemacht. Ich hoffe, dass zukünftig noch mehr Fans in die Halle kommen und uns unterstützen. Unser Team braucht den Support. Wenn Stimmung in der Halle ist, wie z. B. am Anfang des Spiels, als wir viele Fouls erhielten und Trier am Ende des ersten Viertels dann endlich auch mal einen Pfiff bekam oder am Ende in der Overtime, hilft uns das dabei, noch härter zu verteidigen.”
Bilder: Mediashots Werbefotografie.