GIESSEN 46ers verlieren das lange hart umkämpfte Spitzenspiel gegen Science City Jena mit 74:81
Robin Benzing stieg schweren Schrittes die Treppe zum VIP-Raum der Osthalle empor, um noch etwas Essbares zu ergattern. Frisch geduscht, aber schon wieder nass geschwitzt. Die Partie hatte dem 35-Jähriges alles abverlangt. „Mann, bin ich kaputt“, stöhnte der 167-fache Internationale. Noch am Morgen hatte ein Magen-Darm-Infekt sein Mitwirken in Frage gestellt, nachdem er auch schon unter der Woche die eine oder andere Trainingseinheit hatte sausen lassen müssen. Immerhin 23 Minuten hielt Benzing schließlich durch, „am Ende aber haben meine Hände gezittert.“
Ein Treffer bei fünf Versuchen von Downtown unterstrichen Benzings Worte. Bis zum Sonntag und der Aufgabe bei den Artland Dragons wird der Ex-Nationalspieler seine Akkus aber weiter aufgeladen haben. „Gottseidank fahren wir mit einem großen Bus nach Quakenbrück und übernachten dort auch. Diese professionelle Vorbereitung ist wichtig“, dankte Benzing den Verantwortlichen fast unbewusst, schließlich hatte nicht nur der Kapitän der GIESSEN 46ers am Freitagabend Körner gelassen.
„Wir hatten eine schwere Woche, denn auch Roland Nyama konnte aufgrund einer Schulterverletzung kaum trainieren“, wollte „Frenki“ Ignjatovic „keine Ausreden“ geltend machen, nachdem seine Mannschaft am achten Spieltag der BARMER 2. Basketball-Bundesliga ProA den Liga-Gipfel gegen Spitzenreiter Science City Jena ein wenig unglücklich, aber „nicht unverdient“, wie Robin Benzing zu Protokoll gab, mit 74:81 (36:34) verloren hatte. Und sich damit nach zuletzt vier Siegen in Serie einem Team hatte beugen müssen, „an dessen Qualität“, so der Cheftrainer, „wir derzeit noch nicht herankommen.“
Es war eine Einschätzung, die auch Gästecoach Björn Harmsen, in der Saison 2011/12 bei den Mittelhessen auf der Bank, frisch, fromm, fröhlich und frei teilte: „Wir haben ein gutes Budget und eine gute Mannschaft. Da ist es nicht zu viel verlangt, auch mal in Gießen zu gewinnen“, gab sich der 42-Jährige selbstbewusst, nachdem er seine Jungs in der Pause eingenordet hatte. „Nach dem Wechsel haben wir den Ball viel besser bewegt, haben auf Einzelaktionen verzichtet und knallhart verteidigt.“ Recht hatte Harmsen, denn im dritten Durchgang verloren die Hausherren, durchweg angefeuert von ihren Anhängern, ein wenig den Faden.
In Halbzeit eins noch lag die Majorität an gelungenen Aktionen klar auf Seiten des Altmeisters. Als Kevin McClain im Fallen das 12:12 (5.) besorgte, Roland Nyama den aus Lich stammenden Robin Christen mit flinken Händen zu einem Ballverlust zwang (11.), Viktor Kovacevic über Raymar Morgan und Robin Lodders beide Bretter beherrschte und Simon Krajcovic, der ausnahmslos von jenseits der 6,75-Meter-Linie traf, punktete, skandierte die Stehtribüne „Super Gießen …“
Obwohl den Hausherren nach der Pause das Punkten schwerfiel und Jena durch zwei Dreier von Rasheed Moore und Chris Carter auf 42:37 (23.) stellte, tobte die Halle. „Unglaublich, wie unsere Fans uns bis zum Ende getragen haben“, lobte Luis Figge den Support der erstmals in dieser Saison gut gefüllten Osthalle. Unter den persönlichen Lobpreisungen der Stehtribüne brachte Robin Benzing die Seinen abermals mit 49:47 in Führung (27.), doch als Mladen Vujic, der zum zweiten Mal hintereinander unter seinen Möglichkeiten geblieben war, zwei Freiwürfe verlegte und Gießen innerhalb von fünf Minuten nur vier Punkte zustande brachte, war es irgendwie um die Hausherren geschehen.
„Am Ende ist uns die Puste ausgegangen, wir hatten wirklich keine gute Woche“, analysierte Roland Nyama. Luis Figge wusste, dass „wir bis zum Schluss gekämpft und uns nie aufgegeben haben.“ Und Robin Benzing sprach schließlich sogar davon, Jena aber das Match „in den letzten Minuten recht souverän nach Hause geschaukelt.“ Weil „wir einige dumme Entscheidungen getroffen haben und vor allem zu viele Ballverluste hatten“, so Branislav Ignjatovic. Obwohl die Turnover-Statistik mit 15:17 an die 46ers ging, wusste der Serbe, dass Jena aus den am Ende häufigeren Patzern der Hausherren leicht Kapital geschlagen hatte. „Sie haben heute ihre Punkte einfacher als wir machen können.“
Robin Christens erster Feldkorb nach 35 (!) Minuten bedeutete die 71:60-Führung der Saalestädter, die in den letzten Minuten nicht mehr in Bedrängnis gerieten. Das 71:79 per Dreier von Simon Krajcovic fiel erst 36 Sekunden vor der Schlusssirene, so dass Roland Nyama klarstellte: „Wir wissen, an was wir in den nächsten Tagen zu arbeiten haben.“ Tage, die er, aber auch Robin Benzing, fitter als die letzten erleben wollen …
Gießen: Heyne (n.e.), Ziring, Castlin (9), McClain (19), Benzing (11), Maier (9), Figge, Müsse (n.e.), Nyama (4), Kovacevic (4), Vujic (3), Krajcovic (15).
Jena: Morgan (10), Falkenthal (2), Cooks (7), Carter (19), Christen (11), Lodders (6), Moore (11), Bank (7), Krause (8), Herrera.
UND SONST NOCH …
- Unsere Starter: Kyle Castlin, Kevin McClain, Jonathan Maier, Viktor Kovacevic, Simon Krajcovic.
- Unser Konditions-Wunder: Kyle Castlin (33:10 Minuten).
- Unser stärkster Rebounder: Viktor Kovacevic (11).
- Unser erfolgreichster Passgeber: Simon Krajcovic (6).
- Unsere höchste Führung: 31:24, 15. Minute.
- Unsere erfolgreichste Serie: 10:0 zum 31:24, 15. Minute.
- Unsere emotionalen Beobachter: 2420 Zuschauer in der Osthalle.
Unser nächster Auftritt: Sonntag, 10. November (17 Uhr), bei den Artland Dragons in Quakenbrück.