(Foto: Sven Kuczera Photography)

Am Schluss fehlt die Cleverness – Knappe 78:80-Niederlage gegen Schwelm

Vorlesen:

Die GIESSEN 46ers Rackelos gingen in der Partie des dreizehnten Spieltags gegen Schwelm knapp als Verlierer vom Platz. Den 158 Zuschauern in der Sporthalle Gießen-Ost bot sich dabei ein kleines Basketballdrama mit drei Wendungen. Vor allem im ersten Viertel agierten die Gastgeber wacher und zogen durch eine ansprechende Offense mit zahlreichen schönen Ballbewegungen zwischenzeitlich auf 23:14 davon. Zwar konnte dieser Vorsprung bis zur Halbzeitpause verteidigt werden. Danach agierten die Mittelhessen aber mit zu wenig Intensität, verloren umgekehrt zu häufig den Ball und ließen sich von Schwelm peu a peu den Schneid abkaufen, die ihrerseits bei noch sieben zu spielenden Minuten erstmals in Führung gingen. Angeführt von Aufbauspieler David Hicks lagen die Gäste bei noch dreieinhalb Minuten auf der Uhr vermeintlich vorentscheidend mit 75:67 in Front. Mit dem Rücken zur Wand schafften die Gießener jedoch die Wende und glichen zum 78:78 aus. Nach dem neuerlichen Führungstreffer von Aleksandar Cuic 23 Sekunden vor dem Schluss boten sich der Heimmannschaft noch zwei Chancen, um zu scoren. Beide Angriffssequenzen endeten jedoch ohne Abschlussversuch, weshalb die Rackelos nach zuletzt drei Siegen in Folge die fünfte Saisonniederlage quittieren mussten.

Der bessere Start gehört dabei den 46ers, die an beiden Enden des Courts wacher wirkten und nach Zählern von Johannes Lischka und Jeril Taylor schnell mit 5:0 in Führung lagen. Nick Hornsby erhöhte wenig später durch ein Dreipunktespiel, bevor Bjarne Kraushaar hinter der Dreipunktelinie stehend Taylor per Alley-oop-Anspiel zur Flugshow einlud: 13:6 (4:47 Minuten). Nach einer Schwelmer Auszeit agierten die Gäste mit einer Ballraumverteidigung, die erneut Taylor per Dreier zu knacken verstand. Der US-Amerikaner, der am letzten Wochenende seinen ersten Bundesligaeinsatz bestritt, bestach einmal mehr nicht nur durch seine gelungenen Offensivaktionen, sondern auch durch seine Geistesgegenwart in der Defense. So entriss er Hicks kurz hinter der Mittelinie den Ball und katapultierte selbigen fallend über seinen Kopf in Richtung gegnerischer Korb, wo Marian Schick die Murmel auflas und im Eins-gegen-Null zum 23:11 abschloss. Erst danach erwachten die Westfalen aus einer kurzzeitigen Paralyse und verkürzten durch Punkte von Andrius Mikutis und Ex-46er Mathias Perl zum 16:23.

Obwohl auch das zweite Viertel als munter gelten durfte, schlichen sich vermehrt Fehler in das Spiel der Rackelos ein. „Wir haben zu viele einfache Ballverluste zugelassen und uns im Angriff zu selten belohnt“, konstatiert so Headcoach Rolf Scholz nach dem Spiel. Zudem ließ Schwelm seine Stärke von Downtown aufblitzen und erwischte unter anderem durch Treffer von Felix Meyer-Tonndorf und Mikutis den besseren Start. Gegen die Zonenverteidigung versuchte auch Taylor sein Heil aus der Distanz und scheiterte. Anthony Okao fischte sich aber den Offensivrebound und vollstreckte per Dunk aus dem Stand zum 34:26 (5:28 Minuten). Generell profitierten die Lahnstädter von ihren zweiten Chancen, etwa durch Leon Okpara, der einen Airball Okaos abfing und Schwelm auf Distanz hielt. In einem rasanten Auf und Ab markierten Hicks, Mirko Krieger und dazwischen Kraushaar Treffer von jenseits des Perimeters, bevor erneut Hicks per Jumper über Schick den 37:39-Anschluss bestellte (2:08 Minuten). In der Schlussphase der ersten Spielhälfte penetrierten dann aber Lischka und Hornsby erfolgreich die Zone der Gäste, weshalb der Pausentee mit einem 46:37-Vorsprung genossen werden konnte.

Während die 46ers nach dem Seitenwechsel weiter am Brett zu scoren versuchten, startete Schwelm mit drei Dreiern. Leo Vrkas hielt danach seinerseits mit einem Treffer von Downtown dagegen, reihte sich in der nächsten Angriffssequenz aber in den Turnoverreigen der Gastgeber ein. Nachdem auch Taylor den Ball vertändelte und so Fastbreakzähler Jonah Bredts einleitete, zog Scholz die Auszeit (52:55, 6:39 Minuten). Im Anschluss ging die Schlagzahl deutlich runter, weshalb die Rackelos mit einem knappen 60:56 in die letzten zehn Minuten gingen.

Durch einen 5:0-Run übernahmen die EN BASKETS erstmals in diesem Spiel die Führung (61:60, 7:34 Minuten). Ein Dunk Alen Pjanics nach Durchstecker von Lischka hätte als Hallo-Wach-Effekt dienen können. Stattdessen zog Hicks das Spiel an sich, erzielte sieben Punkte in Folge und bediente fünf Minuten vor dem Ende Meyer-Tonndorf zum 70:65. Gießen bäumte sich gegen die drohende Niederlage auf: Zunächst scorte Kapitän Lischka nach Steal Taylors. Nach einer Schwelmer Auszeit mopste Hornsby den Ball und verkürzte coast-to-coast zum 71:75. Ein Dreier Vrkas zwang Gästetrainer Falk Möller zur nächsten Timeout, von der sich die Gießener unbeeindruckt zeigten und binnen Sekunden den Gleichstand wiederherstellten: Taylors Layup schloss sich eine effektive Pressverteidigung an, innerhalb derer Kraushaar den nächsten Steal landete und Lischka zum 78:78 assistierte (0:33 Minuten). Nach der dritten Auszeit der EN BASKETS innerhalb weniger Minuten schirmten die 46ers vor allem Hicks (23 Punkte, 6 Assists) erfolgreich ab. Nicht auf dem Schirm hatten sie jedoch Matze Perl, der den frei unterm Korb lauernden Cuic bediente.

Bei noch 23 Sekunden auf der Uhr suchten die Rackelos Lischka, der sich in Brettnähe positioniert hatte, dort jedoch eine Sekunde zu lang zögerte, um entweder selbst den Abschluss zu suchen oder den Ball herauszupassen. Cuic nutze die Gunst der Stunde, schlang seine Hände um das Spielgerät und erzwang eine Sprungballsituation. Da der besitzanzeigende Pfeil in Schwelmer Richtung zeigte, musste Hicks taktisch an die Freiwurflinie entsandt werden. Dieser vergab beide Strafversuche, weshalb die Rackelos bei noch dreizehn Sekunden ihr Schicksal selbst in der Hand hielten. „Gerade hier zeigte sich jedoch unsere mangelnde Cleverness“, resümiert Scholz die letzten Szenen des Spiels, in denen die 46ers schlicht die Schussuhr aus den Augen verloren und so einen finalen Abschlussversuch verpassten.

Rolf Scholz (Headcoach GIESSEN 46ers Rackelos): „Das Spiel plätscherte für unseren Geschmack über weite Strecken zu sehr dahin. Wir haben nicht die Intensität aufs Parkett gebracht, die wir brauchen, um Spiele zu gewinnen. Gerade durch unsere einfachen Ballverluste stehen wir uns selbst im Weg. Wenn man dann gleichzeitig viele gute Möglichkeiten liegen lässt, verliert man eben.“

Die GIESSEN 46ers Rackelos rutschen damit auf Rang fünf der ProB-Süd, während Schwelm durch den fünften Auswärtssieg in dieser Spielzeit Platz vier einnimmt. Weiter geht es für die Mittelhessen bereits am kommenden Samstag mit einem Gastspiel im Rhöndorfer DragonDome. Sportdeutschland.tv überträgt die Partie live via Stream ab 19:00 Uhr.

GIESSEN 46ers Rackelos -EN BASKETS Schwelm 78:80 (46:37)

Viertelergebnisse: 23:16, 23:21, 14:19, 18:24

GIESSEN 46ers Rackelos: Bjarne Kraushaar (8 Punkte), Jeril Taylor (11, 5 Steals), Alen Pjanic (2), Leon Okpara (7), Johannes Lischka (21), Marian Schick (4), Leo Vrkas (6), Anthony Okao (2), Nick Hornsby (17)

EN BASKETS Schwelm: Andrius Mikutis (12), Mathias Perl (7, 6 Steals), Mirko Krieger (3), Felix Meyer-Tonndorf (5), Sebastian Schröter (4), Aleksandar Cuic (12), Jonah Bredt (2), Thomas Reuter (12), Jean-Louis Marley, David Hicks (23)

Zuschauer: 158

Letzte News