(Foto: Daniel Guist)

Bärenstarke Defensive

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Die GIESSEN 46ers gewinnen den ProA-Gipfel bei den HAKRO Merlins Crailsheim verdient mit 80:78.

In der „Stierkampfarena“ von Crailsheim haben die GIESSEN 46ers den HAKRO Merlins die Hörner aufgesetzt. Mit der stärksten Defensivleistung „seit ich an der Lahn Trainer bin“, wie Chefcoach „Frenki“ Ignjatovic am Morgen danach stolz zu Protokoll gab, fügte der Altmeister dem BBL-Absteiger am siebten Spieltag der BARMER 2. Basketball-Bundesliga ProA die erste Heimniederlage bei. 

Beim 80:78 (39:45)-Erfolg der Mittelhessen störte den Serben lediglich die Punktdifferenz: „Wir hätten deutlich höher gewinnen müssen, wir haben es zum Schluss mit einigen vergebenen Freiwürfen unnötig spannend gemacht“, fand Ignjatovic doch noch ein Haar in der Suppe, zeigte sich unter dem Strich aber hochzufrieden mit der Vorstellung der Seinen: „In Crailsheim gewinnen nicht viele. Was wir in der zweiten Halbzeit defensiv geleistet haben, war Extraklasse. Wir hatten kaum Ballverluste, haben sie ständig attackiert und haben ihnen keine Würfe gegönnt“, wusste der 58-Jährige, dass nur 33 Punkte der Merlins nach der Pause nicht dazu angetan waren, die eigenen Anhänger zu verzaubern. 

Die Gäste indes traten äußerst selbstbewusst auf. „Wir standen unter dem eigenen Korb richtig gut“, befand beispielsweise Center Mladen Vujic, der erstmals in dieser noch jungen Saison unter beiden Brettern nicht richtig zur Geltung kam, der sich jedoch auf seine Nebenleute verlassen konnte. „Charakter und Herz“ hätten die 46ers-Profis im Norden Baden-Württembergs gezeigt, befand Kapitän Robin Benzing. „Heute haben wir eindrucksvoll demonstriert, dass wir in der Tabelle oben hingehören.“ Auch Big Man Jonathan Maier war „zufrieden“ mit der Vorstellung der Seinen: „Wir haben schnell gemerkt, dass Crailsheim offensiv Probleme hatte. Das haben wir eiskalt ausgenutzt. Nun können wir dem Spitzenspiel am Freitag gegen Jena erhobenen Hauptes entgegensehen.“ 

Recht hatte der 31-Jährige, dem zusammen mit Viktor Kovacevic nicht nur die ersten Minuten gehörten, sondern der trotz seiner stattlichen 2,12 Meter Körpergröße auch für die Artistik der Anfangsphase verantwortlichen zeichnete. Einen Abpraller beförderte er Hals über Kopf vom Aus zurück ins Feld, was Kevin McClain schnell mit der 11:2-Führung beantwortete. Crailsheim ging zwar durch Mo Stuckey nach acht Minuten erstmals in Führung (19:18), Gießen ließ sich aber nie abschütteln und auch durch ein Technisches Foul gegen Viktor Kovacevic, der in Richtung der Refs hämisch applaudiert hatte, nicht aus der Ruhe bringen. 

Roland Nyama hatte nicht nur gegen LaDarian Griffin oft die Hände im Spiel, Robin Benzing zeigte sich aus Downtown eiskalt (30:27, 13.) und Floor General Simon Krajcovic bewies Auge bei Klasse-Zuspielen auf Kyle Castlin und Viktor Kovacevic, so dass sich die Crailsheimer Pausenführung (45:39) noch im Rahmen hielt. 

„Das war heute Playoff-Niveau“, war Robin Benzing angetan von der Performance seiner Jungs, die sich auch das frühe vierte Foul ihres slowakischen Regisseurs Simon Krajcovic (24.) aus den verschwitzten Trikots schüttelten und in Person von Viktor Kovacevic beim Mega-Dunk nach Zuspiel von Mladen Vujic (50:54, 26.) nicht aus der Ruhe bringen ließen. Als sich Hausherren-Übungsleiter David McCray zu einem Technischen Foul hinreißen ließ, war Kyle Castlin zur Stelle und bestrafte das Meckern des 37-Jährigen mit den Punkten 58 bis 60 der Gäste, die ihre Führung zu Beginn des Schlussabschnitts nach einem spektakulären 15:0-Lauf gar auf 67:59 ausbauten. 

Nicht von Nachteil für Gießen waren auch das verletzungsbedingte Ausscheiden von Crailsheims Tyreese Blunt sowie die fünften Fouls von Mo Stuckey und LaDarian Griffin. „Wir aber haben unseren Stiefel weiter souverän heruntergespielt“, freute sich Jonathan Maier, der mit einem Monster-Block gegen Gabriel de Oliveira auch am Ende für das Spektakel in der Arena Hohenlohe zuständig war. Der wieder einmal starke Kevin McClain stahl Anthony Gaines den Ball und Kyle Castlin stellte auf 76:66 (35.), so dass die für gewöhnlich stimmungsvollen Heimfans merklich ruhiger wurden. 

Dass die Partie doch noch einmal spannende wurde, hatten die Merlins 46ers-Kapitän Robin Benzing zu verdanken, der 6,1 Sekunden vor Schluss beim Stande von 80:77 mit zwei Freiwürfen scheiterte. Doch als auf der Gegenseite Kevin McClain ein Steal gegen Daniel Keppeler glückte und der Ball somit wieder in Gießener Hände geriet, war das Gipfeltreffen entschieden. 

„Eine kurze Woche bedeutet auch ein kurzes Gedächtnis“, gab „Frenki“ Ignjatovic seinen Jungs im Angesicht des Freitags-Knallers gegen Tabellenführer Science City Jena nur den Sonntag frei und damit auch kaum Gelegenheit, zurückzublicken. Denn nicht nur in der „Stierkampfarena“ von Crailsheim, sondern auch in der heimischen Osthalle wollen die 46ers ihren Gegnern Hörner aufsetzen.

Crailsheim: Blunt (5), Shahid (16), de Oliveira (7), Stuckey (12), Goodman (4), Santana, Gaines (9), Sillah (3), Lawson (3), Griffin (9), Keppeler (10).

Gießen: Ziring (n.e.), Castlin (22), McClain (17), Benzing (8), Maier (4), Figge, Nyama (3), Kovacevic (12), Vujic (2), Krajcovic (12). 

UND SONST NOCH …

  • Unsere Starter: Kyle Castlin, Kevin McClain, Jonathan Maier, Viktor Kovacevic, Simon Krajcovic.
  • Unser Konditions-Wunder: Kyle Castlin (37:10 Minuten).
  • Unser stärkster Rebounder: Viktor Kovacevic (8).
  • Unser erfolgreichster Passgeber: Mladen Vujic (4).
  • Unsere höchste Führung: 73:62, 34. Minute.
  • Unsere erfolgreichste Serie: 15:0 zum 67:59, 32. Minute.
  • Unsere emotionalen Beobachter: 2332 Zuschauer in der Arena Hohenlohe, davon 15 aus Gießen.
  • Unser nächster Auftritt: Freitag, 8. November (20 Uhr) in der Osthalle gegen Science City Jena.

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