Zwischen den GIESSEN 46ers und den Bayer Giants Leverkusen gibt es zahlreiche Parallelen. Beide Vereine gehören mit Sicherheit zu den absoluten Traditionsmannschaften des deutschen Basketballs. Doch vom Glanz vergangener Tage ist sowohl beim ehemaligen „Bundesliga-Dino“ sowie beim Rekordmeister nicht mehr viel übrig geblieben. Beide Vereine treffen sich nun in der ProA wieder. Beide Vereine mehr oder weniger unfreiwillig.
Während bei den 46ers der erstmalige Abstieg in der vergangenen Saison Realität wurde und die Insolvenz nur knapp verhindert werden konnte, war bei den Bayer-Basketballern bereits im Jahr 2008 das Ende der Bundesligazugehörigkeit gekommen. Auch der Blick auf 14 Meisterschaften und zehn Pokalsiege sowie 11.000 Unterschriften, die von einer Faninitiative gesammelt wurden, veranlasste die Manager der Bayer AG im Jahr 2007 nicht, sich umstimmen zu lassen: Nach 40 Jahren Engagement zog sich der Weltkonzern aus dem Profi-Basketball zurück. Die Lizenz wechselte nach Düsseldorf, wo die neuen GIANTS angesiedelt wurden. Mit bekanntem Ausgang…
Ähnlich wie im Jahr 2013 in Gießen, so endete in Leverkusen bereits fünf Jahre zuvor eine Ära, die eng verbunden ist mit Namen, die sowohl in Gießen als auch in Leverkusen bestens bekannt sind: Henning Harnisch, Michael Koch oder Ajmal Basit schnürten für den MTV und für den TSV die Basketballschuhe. Jüngst kam ein weiterer Name hinzu: Denis Wucherer. Der neue 46ers-Cheftrainer spielte neun Jahre in Leverkusen, mit den „Riesen vom Rhein“, seiner zweiten Profistation, wurde er mehrfach Deutscher Meister. Von 2002 bis 2005 hatte der 40-Jährige in der ehrwürdigen Wilhelm-Dopatka-Halle (heute „Smidt-Arena“) seine letzte Spielerstation in Deutschland.
Ein Mann stand dabei immer an seiner Seite: Achim Kuczmann, seit 1969 im Verein (lediglich vier Jahre Unterbrechung von 1984-1988), seit 2011 wieder Trainer der Leverkusener. Kuczmann ist Mr. Basketball in Leverkusen. Ob als Cheftrainer, Assistenztrainer oder Jugendtrainer: Kuczmann kennt jeder. Und mittlerweile spielt sogar sein Sohn Michael in der ProA-Mannschaft.
Gießen gegen Leverkusen: Eine Partie für Basketball-Nostalgiker. Anfang der 70er-Jahre lieferten sich die Teams des MTV 1846 Gießen und des TuS Bayer 04 Leverkusen große Spiele. Beim ersten Meistertitel der Leverkusener Geschichte hatten die Gießener im Finale mit 73:76 das Nachsehen. Zwei Jahre später wiederholten sich nicht nur Gegner sondern auch Ergebnis. Leverkusen und Gießen waren zu dieser Zeit mit Mannschaften wie Heidelberg oder Göttingen Hochburgen des deutschen Basketballs. Im Jahr 2013 treffen sich diese Teams in der ProA wieder.
Doch so schön der Blick in die Geschichtsbücher auch ist: Am Samstag zählt nur das „hier und jetzt“. Absteiger gegen Aufsteiger, die GIESSEN 46ers empfangen die Bayer Giants Leverkusen. Die Kuczmann-Truppe machte in der vergangenen Saison als ProB-Meister den Aufstieg perfekt und will in dieser Saison möglichst wenig mit dem Abstieg zu tun haben. Dabei setzen die Riesen auf eine eingespielte Mannschaft mit Spielern wie John Eggleston (15.3 Punkte, 11.1 Rebounds) und Götz Twiehoff (11.1 Punkte, 7.3 Rebounds). Zwar wanderte Topscorer Josh Parker in Richtung Mitteldeutscher BC ab, dafür verpflichteten die Leverkusener aber Tony Watson II und Marc Sonnen aus den USA sowie Ben Spöler von den Artland Dragons.
In der Vorbereitung spielten die Kuczmänner hauptsächlich gegen unterklassige Gegner. Lediglich ein Duell mit dem ProA-Team aus Paderborn stand auf dem Programm. Dieses Aufeinandertreffen entschieden jedoch die Giants deutlich mit 95:75 für sich. Gegen die ProB-Team aus Bochum (71:65) und Herten (90:99) gab es am vergangenen Wochenende ein Sieg und eine Niederlage.
Besonders das Ergebnis gegen Paderborn ließ natürlich aufhorchen, schließlich schlugen die finke baskets die 46ers vor zwei Wochen mit 76:70. Aufgrund der Testspielphase darf dem Spiel jedoch nicht allzu viel Aufmerksamkeit geschenkt werden. Klar ist aber: Gießen gegen Leverkusen verspricht auch in der kommenden Spielzeit und vor allem am ersten Spieltag ein heißes Duell zu werden. Beide Teams geben dabei im „Duell der Traditionen“ erstmals ihre Visitenkarte im ProA-Ligabetrieb ab. Spannender kann die Saison kaum starten!