Mit einem Erfolg gegen das Team aus dem Ruhrpott wollen die JobStairs GIESSEN 46ers ein ohnehin gutes Jahr 2023 positiv abschließen
„Frenki“ Ignjatovic ist seit über 25 Jahren Trainer in Deutschland. Ober-Ramstadt, Langen, Kirchheim, Heidelberg und nun Gießen. Kein einziges Pflichtspiel hat der Mann aus Belgrad versäumt. Nur einmal, als es einen Trauerfall in der Familie gab, saß er bei einem Pre-Season-Game in Langen nicht auf der Bank.
Krank? Ein Fremdwort für den 57-Jährigen! Also wird er auch an diesem Mittwoch (19 Uhr) in der Osthalle auf der Bank sitzen, wenn seine JobStairs GIESSEN 46ers am 14. Spieltag der BARMER 2. Basketball-Bundesliga ProA den VfL SparkassenStars Bochum empfangen. Trotz Schüttelfrost über die Feiertage. Trotz des Versagens der Stimme. Trotz Coaching mit Abstand, also von der Tribüne aus. „Schließlich ist es wichtig, dass die Jungs nichts abbekommen und weiter Leistung zeigen können.“ Alles andere regelt Nikola Stanic, Ignjatovics Assistent, Ignjatovics rechte Hand, Ignjatovics engster Vertrauter.
Mit dem Team aus dem Ruhrpott kommt der Tabellen-Vorletzte, der die letzten drei Partien gegen die PS Karlsruhe LIONS (75:89), bei den FRAPORT SKYLINERS (74:100) und gegen die Eisbären Bremerhaven (104:113 in der Overtime) verloren hat, an die Lahn. Doch wie eigentlich bei jedem Gegner interessiert den 46ers-Übungsleiter der Tabellenstand wenig. „Das ist eine äußerst gefährliche Mannschaft“, zieht der Serbe warnend die Augenbrauen nach oben. „Unser Heimspiel in der vergangenen Saison habe ich noch in unguter Erinnerung.“ Mit 92:86 behielt der letztjährige Unterhaus-Neuling Mitte Februar die Oberhand in der Osthalle, obwohl Stefan Fundic, der mit Knieproblemen abermals fehlen wird, per Double-Double für Aufmerksamkeit sorgte und der inzwischen in Hamburg aktive Ex-Kapitän Nico Brauner 18 Punkte beisteuerte.
Außerdem: Zum Vorrunden-Ende 2022/23 schon wie ein sicherer Absteiger aussehend, startete Bochum in der zweiten Saisonhälfte eine furiose Aufholjagd, holte mehr Punkte als Meister RASTA Vechta und hätte fast noch die Playoffs erreicht, die ihnen erst am letzten Spieltag aus den Händen glitten. Da der Verein für Leibesübungen in dieser Spielzeit bereits die beiden Top-Teams RÖMERSTROM Gladiators Trier (103:97) und Phoenix Hagen (109:91) in Knie zwang und bisher 1110 selbst erzielte Punkte in 13 Partien (Schnitt 85) kaum schlechter sind als der Gießener Wert von (1133), hat „Franki“ Ignjatovic allerhöchsten Respekt vor den Ruhrpottlern: „Wenn sie einmal anfangen zu treffen, ist bei denen alles möglich.“
Bochum bezeichnet der 46ers-Trainer als „unkonventionellen Gegner“, der zuletzt bei der Niederlage in Frankfurt atemberaubende 48 Mal von der Dreierlinie abdrückte. Vincent Friederici alleine 13 Mal, Quinten Nelson elf-, Matthew Strange neun- und Lars Kamp achtmal. „Wenn da ein paar mehr Würfe als die am Ende nur 31 Prozent reinfallen, wird es für jeden Kontrahenten eng“, hat „Frenki“ Ignjatovic das Geballere in der Ballsporthalle am TV mit Verwunderung verfolgt.
Ansonsten verfügt der spanisch-britische VfL-Coach Felix Banobre, der vor rund 15 Jahren schon die NBA-Stars Sergio Llull, Ricky Rubio sowie Marc und Pau Gasol während eines Sommer-Camps unter seinen Fittichen hatte, über eine Truppe, die von ihrem nach den Trennungen von Sesan Russell und Kalu Ezikpe nachverpflichteten Guard David Cohn getragen wird. Der 28-Jährige steuerte in seinen bisher sechs Auftritten für Bochum im Schnitt starke 18 Punkte und acht Assists bei. „Er bringt jede Menge Qualität mit nach Bochum“, kennt „Frenki“ Ignjatovic den Ex-Schwenninger ganz genau.
Da auch Pointguard Vincent Friederici in der Lage ist, jederzeit 15 Punkte beizusteuern, Center Tom Alte im Schnitt fast acht Rebounds einsammelt, Regisseur Niklas Geske mit durchschnittlich acht Assists zu gefallen weiß und auch US-Guard Quinn Nelson schon mal 30 Punkte wie im Oktober gegen Koblenz einstreuen kann, sind die VfL SparkassenStars keine Laufkundschaft für ein 46ers-Team, das das äußerst erfolgreiche Jahr 2023 mit einem positiven Erlebnis abschließen möchte.
Nach bisher 9:4-Siegen und zuletzt zwei Erfolgen gegen die Nürnberg Falcons BC (95:84) und bei den Uni Baskets Münster (82:72) befinden sich Kapitän Robin Benzing und seine Nebenleute im Flow. „Wir stecken das Fehlen von Stefan Fundic bisher prima weg und treten sehr geschlossen auf. Viele verlassen sich sonst auf ihn, nun haben sie die Gelegenheit, selbst zu zeigen, was sie können“, denkt „Frenki“ Ignjatovic besonders an Männer wie Jonathan Maier, Roland Nyama und Dejan Kovacevic, die in den vergangenen beiden Partien gezeigt haben, dass mit ihnen jederzeit zu rechnen ist – egal ob als Starter oder von der Bank aus.
Sie am Mittwoch zu dirigieren, wird dem Serben allerdings schwerfallen. Denn seine Stimme hat versagt …
26.12.23