Das große „B“ des Basketballs setzt nach sieben Spieltagen der BARMER 2. Basketball-Bundesliga ProA die Ausrufezeichen einer Liga, die inzwischen nicht nur „Frenki“ Ignjatovic, Cheftrainer und Sportlicher Leiter der GIESSEN 46ers in Personalunion, als das „stärkste Unterhaus aller Zeiten“ bezeichnet. Egal ob „B“ wie Bremerhaven, „B“ wie Bozic, „B“ wie Baskets, „B“ wie Bayreuth oder „B“ wie Bochum: Die Teams, die vom zweiten Buchstaben des Alphabets angeführt werden, sorgten auch am Wochenende nicht immer für Furore, zumindest aber für Aufsehen oder Gesprächsstoff.
Allen voran die Eisbären Bremerhaven, die nach den Abgängen ihrer Leistungsträger Robert Oehle (Artland), Nick Hornsby (Mexiko), Hendrik Drescher (Trier) oder Jarell Reischel (Island) niemand so recht auf dem Zettel hatte, bei denen der neue Übungsleiter Steven Esterkamp (kam von Absteiger Paderborn) aber offenbar ganze Arbeit leistet. Der 83:73-Erfolg über die abermals hinter den Erwartungen zurückbleibenden EPG Guardians Koblenz war der vierte klare Sieg der Nordseestädter in Folge, so dass Platz fünf in der Tabelle keine Überraschung mehr darstellt. Carlos Carter räumte unter dem defensiven Korb achtmal auf und lieferte darüber hinaus hundertprozentig aus der Halbdistanz und von der Dreierlinie. Außerdem punkteten Elijah Miller, Jordan Samare und Adrian Breitlauch zweistellig, so dass Koblenz auch 23 Zähler von Kasey Draper und deren 17 von Michael Bradley nach einem schon deutlichen 27:44-Halbzeitrückstand nichts mehr nutzten.
Die Männer vom Deutschen Eck traten ohne den ehemaligen Gießener Center Maurice Pluskota an, der seinen Vertrag überraschend auflöste und in Windeseile zu den PS Karlsruhe LIONS zurückgekehrt ist. In Koblenz noch verabschiedet im festen Willen, zu seiner im Badischen lebenden Familie zurückkehren zu wollen, stand der Center beim 78:64-Erfolg des Meisters gegen die ART Giants Düsseldorf, für die Isaiah Hart 39 Minuten auf dem Parkett verbrachte und Alexander Richardson 13 Abpraller einsammelte, bereits 16 Minuten auf dem Feld und steuerte zehn Punkte und sechs Rebounds bei. 2500 Fans in der Europahalle bejubelten den inzwischen 32-Jährigen, der sein 171. Pflichtspiel für die „Löwen“ bestritt. Bereits von 2017 bis 2023 war Pluskota in Karlsruhe aktiv, ehe es den Familienvater nach Koblenz zog.
Das „B“ der Uni Baskets Münster steht in Ostwestfalen für Begeisterung. 2900 Fans waren schier aus dem Häuschen, als die Männer von Trainer Götz Rohdewald beim 94:85 gegen die Nürnberg Falcons BC, die in Damian Forrest (27) und Sardaar Calhoun die beiden Topscorer des gesamten Spieltags in ihren Reihen hatten, ihren vierten Heimsieg in Serie feierten. Nick Stampley versenkte fünf Würfe aus Downtown bei fünf Versuchen und kam auf insgesamt 24 Zähler, Timetric Hodges hielt sich aus der Mitteldistanz (fünf von fünf) ebenfalls schadlos. Trotz des Sieges, der beim 83:56-Zwischenstand nach 32 Minuten noch deutlich höher hätte ausfallen können, drückte Manager Helge Stuckenholz ein wenig auf die Euphoriebremse: „Entscheidend ist jetzt, dass wir lernen, im Moment zu bleiben. Und das ist der nächste Schritt, an dem wir arbeiten müssen. Wir müssen uns von Ergebnissen, auch von möglichen Niederlagen, lösen und im Moment Basketball spielen: Mit maximaler Intensität und maximalem Fokus.“
Auf Rang zwei nach vorne schoben sich die – Achtung: abermals „B“ – Bozic Estriche Knights Kirchheim, die bei den Artland Dragons fast sensationell hoch mit 94:75 die Oberhand behielten. James Graham markierte 25 Punkte, Aitor Pickett und Miryne Thomas dominierten die Bretter, so dass Sportchef Chris Schmidt zufrieden zu Protokoll gab: „Wir sind angesichts der beiden nun folgenden schweren Aufgaben gegen Bremerhaven und Jena sehr froh, zwei Zähler mit nach Hause genommen zu haben.“ Es war eine Einschätzung, die angesichts eines fulminanten vierten Viertels, in dem die Schwaben mit 25:13 dominierten und somit erst spät den Deckel in Quakenbrück schlossen, verständlich war.
Auf Kurs Richtung Playoffs befinden sich die VfL Sparkassenstars Bochum, die Experten nach ihrem Klassenerhalt am Grünen Tisch in dieser Runde eher in Richtung der ProB statt der Ausscheidungsspiele hatten schippern sehen. Beim 96:83-Erfolg bei den Dresden Titans behielten die starken Ruhrpottler dank guter Rebound-Arbeit von Tom-Niclas Alte (7) und Jonas Grof (9) sowie der 22 Punkte durch Keith Braxton und deren 21 von Niklas Geske die Oberhand. Bochum leistete sich lediglich neun Ballverluste, so dass Chefcoach Felix Banobre frohlockte: „Wir haben alle Herausforderungen gemeistert und die Fehler der letzten Partien vermieden.“
Mit dem BBC Bayreuth gehört eine Mannschaft zu den Überraschungen des Tages, die das große „B“ in ihrem Namen trägt. Das 86:79 bei Schlusslicht RASTA Vechta II war nicht nur der zweite Sieg der Wagnerstädter in Folge, sondern auch der Tatsache geschuldet, dass die ersten drei Viertel nahezu optimal verliefen. Am Ende machte die Rebound-Bilanz von 44:32 den Unterschied, was Trainer Florian Wedell wohlwollend zur Kenntnis nahm: „Nach fünf Niederlagen am Stück sind wir auf dem besten Weg, Selbstvertrauen zu tanken.“