In Nürnberg ersetzt der Geschäftsführer den Headcoach.
Phoenix Hagen, nachdem dem Aufstieg der Frankfurt Skyliners in die BBL der Erzrivale schlechthin der GIESSEN 46ers in der BARMER 2. Basketball-Bundesliga ProA, macht auf sich aufmerksam. Und dies vor sowie hinter den Kulissen, hinter denen der 78:75-Erfolg vor gut einer Woche im Spitzenspiel bei den VET-CONCEPT Gladiators Trier seine Nachwehen hatte. Weil die teils vermummten Fans der „Feuervögel“ vor der SWT-Arena in der ältesten Stadt Deutschlands Bengalos und Rauchtöpfe gezündet und damit einen Feueralarm ausgelöst hatten, in dessen Folge alle Besucher evakuiert werden mussten, schritt nun die Ligaleitung ein.
Das Urteil gegen die Südwestfalen: Eine Geldstrafe im mittleren vierstelligen Bereich und die Androhung, bei einem weiteren Verstoß Hagener Zuschauer auszuschließen, sowohl in der heimischen Ischelandhalle als auch in der Fremde. Für einen der Pyro-Vermummten hatte die Aktion laut „bild.de“ jedenfalls schon strafrechtliche Konsequenzen: Die Polizei konnte ihn ausfindig machen. Auf ihn kommt ein Strafverfahren unter anderem wegen des Verstoßes gegen das Vermummungsverbot und wegen des Abbrennens von Pyrotechnik zu. Der Trierer Antrag, die Partie zugunsten der Heimmannschaft zu werten, lehnte die ProA-Spielleitung indes ab.
Pech für Phoenix Hagen: Liga-Chef Christian Krings war live vor Ort, um eine Ehrung vorzunehmen. Auch er musste die Halle, in der die 4100 Besucher das Match schließlich mit einer halbstündigen Verzögerung sahen, verlassen. Krings sah sich hernach zu einer Stellungnahme genötigt: „Als Liga-Organisation verurteilen wir das Abbrennen von Pyrotechnik jeglicher Art aufs Schärfste. Pyrotechnik hat beim Basketball in der Spielhalle, aber auch vor der Spielhalle nichts zu suchen. Ein Großteil unserer Zuschauer, wie auch am Samstag, sind Familien mit Kindern. Ein solches Verhalten von Fans ist in diesem Umfeld vollkommen unangebracht.“
Ungeachtet der Vorkommnisse am Deutschen Eck schlugen die Hagener Verantwortlichen auf dem Transfermarkt zu und vermeldeten unlängst die Verpflichtung von Kilian Binapfl. Das Team von Headcoach Chris Harris reagierte damit auf den verletzungsbedingten Ausfall von Marvin Omuvwie (Syndesmose). Binapfl stand zuletzt bei den Artland Dragons unter Vertrag, bekam aber für die aktuelle Saison in Quakenbrück keinen Vertrag mehr. In der Saison 2021/22 stand der heute 24-Jährige im Aufgebot der GIESSEN 46ers, mit denen er unter Pete Strobl an der Seite der inzwischen ebenfalls für Hagen spielenden von Dennis Nawrocki, Tim Uhlemann und Bjarne Kraushaar aus dem Oberhaus abstieg.
Beim 89:88 der „Feuervögel“ gegen RASTA Vechta II am Freitag kam Kilian Binapfl neun Minuten zum Einsatz, beim 84:77-Erfolg über BBL-Absteiger HAKRO Merlins Crailsheim saß der Neuzugang komplett auf der Bank. Hagen durfte beim Doppelspieltag ebenso wie der BBC Bayreuth also zweimal zu Hause antreten, Teams wie die GIESSEN 46ers (330 Kilometer nach Quakenbrück) oder die Bozic Estriche Knights Kirchheim (420 Kilometer nach Jena) indes mussten reisen, während die HAKRO Merlins Crailsheim (in Düsseldorf und Hagen, also zweimal in Nordrhein-Westfalen) oder die Eisbären Bremerhaven (in Kirchheim und Karlsruhe, also zweimal in Baden-Württemberg) zumindest zwischen den Spielen keine Bus-Strapazen zu verkraften hatten.
Unterdessen haben sich die Nürnberg Falcons BC von Trainer Virgil Matthews getrennt. „Uns ist diese Entscheidung nicht leichtgefallen. Aufgrund der ausbleibenden Erfolge und zum Wohle der Falcons müssen wir diesen Schritt aber gehen“, so Falcons-Geschäftsführer Ralph Junge, der wie schon 2019 abermals einsprang und die Verantwortung an der Seitenlinie übernahm. Für ihn übernahm Nicolas Hinrichsen als weiterer Geschäftsführer zusätzliche Aufgaben im Office. Für Ralph Junge, den Gründer der Nürnberg Falcons, ist es ein Déjàvu und auch eine Reise in die Vergangenheit. Von 2016 an war er Headcoach und Geschäftsführer in Personalunion. Nach dem sportlichen Aufstieg in die BBL übergab er im Sommer 2019 an seinen damaligen Assistenten Vytautas Buzas, der aber bereits nach vier Monaten aus privaten Gründen sein Traineramt niederlegte, um zu seiner Familie nach Litauen zurückzukehren. Junge übernahm wieder und coachte die Falcons dann bis einschließlich der Saison 2020/21. Das auf den Trainerwechsel folgende 59:100 gegen die VET-CONCEPT Gladiators Trier, das Junge exakt 1308 Tage nach seinem letzten ProA-Spiel als Cheftrainer erlebte, war indes ernüchternd. Eine nur neunprozentige Trefferquote von außen war der Tiefpunkt unter die bisherigen Vorstellungen der Franken, die mit acht Niederlagen aus acht Partien den drittletzten Rang belegen.