In Runde eins des BBL-Pokals schlagen die JobStairs GIESSEN 46ers den Erstligisten aus Crailsheim verdient mit 79:73
Am Ende brachen alle Dämme! Cheftrainer „Frenki“ Ignjatovic, Sekunden später beim Gang in die Kabine vom Publikum mit tosendem Beifall verabschiedet, und sein Assistent Nikola Stanic lagen sich in den Armen. Luis Figge und Luca Kahl klatschten die Fans auf der Stehtribüne ab. Duane Wilson sprang Dejan Kovacevic auf den Arm. Und Robin Benzing stimmte die bei Siegen obligatorische Humba an.
„Ich glaube, die Saison wird richtig geil“, fasste Luca Kahl die Stimmung in der mit fast 2400 Besuchern gut gefüllten Osthalle zusammen, nachdem die JobStairs GIESSEN 46ers den Erstligisten HAKRO Merlins Crailsheim verdient mit 79:73 (42:35) aus dem BBL-Pokal befördert hatten. Er sei „sehr, sehr, sehr zufrieden“, lehnte sich Ignjatovic in der anschließenden Pressekonferenz genüsslich zurück. „Wir werden noch viel Spaß zusammen haben.“
Der (noch) 56-Jährige hatte noch genau vor Augen, wie seine Truppe vor einem Jahr nur holprig in die Runde gestartet war. Erst eine 38-Punkte-Abstrafung in Bremerhaven, dann nur gut 1600 Zuschauer beim Buzzer-Beater-Erfolg über die Artland Dragons: „Obwohl in der Vorbereitung nicht alles nach Plan lief und wir auch nur neun Profis an Deck hatten, sind wir offenbar schon richtig weit.“
Was auch seine Jungs bestätigten. „Wir sind richtig cool und abgezockt aufgetreten“, freute sich Luis Figge über den ersten Coup vor dem ersten offiziellen Saisonspiel in der BARMER 2. Basketball Bundesliga ProA am kommenden Samstag in Karlsruhe. „Unsere Defense hat heute ganze Arbeit geleistet“, wusste auch der neue Gießener Superstar Robin Benzing, dass im Sport vorne Spiele, hinten aber Meisterschaften entschieden werden. „Unsere Energie war überragend. Crailsheim hatte eigentlich nie den Hauch einer Chance“, hatte Big Man Stefan Fundic noch in Erinnerung, dass die Gäste aus der Kleinstadt im Nordosten Baden-Württembergs nie in Führung lagen. Was auch „Frenki“ Ignjatovic registriert hatte. „Als wir Ende des dritten Viertels mit 18 Punkten vorne waren, da wusste ich, dass uns nicht mehr viel passieren kann.“
Denn die 46ers traten entschlossen, motiviert und kämpferisch auf, was dem letztjährigen Bundesliga-13. früh den Zahn zog. „Gießen hat ein richtig gutes Spiel in einer tollen Atmosphäre hingelegt. Und wir hatten schlicht keine Antworten“, musste Gäste-Coach Nikola Markovic zähneknirschend zugeben, „dass wir bis zu unserem Saisonstart gegen Rostock noch viel Arbeit vor der Brust haben.“
Denn in der Osthalle mussten die „Zauberer“ 40 Minuten lang mitansehen, wie nur die Hausherren ihre Kunststückchen darboten. Robin Benzing erwies sich gleich als Anführer, nahm das Geschehen in die Hand, als es mal brenzlig wurde, gab lautstarke Kommandos und glänzte obendrein als zweitbester 46ers-Scorer mit 17 Punkten und fünf Assists bei starken vier von fünf Dreiern. Stefan Fundic legte fast wie gewohnt ein Double-Double auf, markierte 16 Zähler und sammelte zwölf Abpraller ein. Simon Krajcovic glänzte als genialer Ballverteiler mit sechs Assists, dem es allerdings noch an Zielwasser von jenseits der 6,25-Meter-Linie mangelte. Jonathan Maier und Luca Kahl bewiesen Nervenstärke von der Freiwurflinie.
Und Duane Wilson, tags zuvor 29 Jahre alt geworden, ließ den letztjährigen Topscorer Jordan Barnes schon bei seinem ersten Auftritt so gut wie vergessen. 36 Minuten Vollgas, 22 Zähler, drei Steals und beeindruckende vier geblockte Schüsse standen am Ende für den aus Rom gekommenen US-Guard auf dem Tableau, was Branislav Ignjatovic wohlwollend registrierte: „Uns fehlte zwar Lamar Norman, der noch keine Spielberechtigung hat, als Entlastung, aber Duane Wilson hat seine Sache schon richtig gut gemacht.“
Schon beim 12:4 (4.) durch Stefan Fundic nach Top-Zuspiel von Wilson hatten die JobStairs GIESSEN 46ers eine erste Duftmarke gesetzt. Als Robin Benzing erst einen Dreier zum 23:11 einschweben ließ und hernach ein Drei-Punkte-Spiel zum 26:14 vollende, sangen die Fans schon früh vom „geilsten Club der Welt.“ Der seinen Vorsprung kontinuierlich ausbaute, zwischen dem 49:42 und dem 60:42 einen 11:0-Lauf hinlegte und spätestens nach dem unnachahmlichen Stemmwurf von Stefan Fundic zum 74:60 Mitte des Schlussviertels nicht mehr aufzuhalten war. „Ich habe schon alles erlebt, denn im Basketball ist es nicht normal, dass ein Zweitligist einen Erstligisten besiegt“, wollte „Frenki“ Ignjatovic nicht schon fünf Minuten vor dem Ende jubeln.
Dass der Serbe aber davon sprach, dass „73 Punkte aufgrund unserer bärenstarken Defensivleistung eigentlich noch zu viel für Crailsheim waren“, verdeutlichte die Überlegenheit der 46ers, die sich nun am 14. Oktober auf Pokalrunde zwei bei den Niners Chemnitz freuen können. „Dort warten 6000 Basketball-verrückte Fans auf uns“, kann Luis Figge die Rückkehr an seine alte Wirkungsstätte kaum abwarten.
Die eigentlich für diesen Abend vorgesehene erste ProA-Heimpartie gegen die EPG Baskets Koblenz muss also verlegt werden, denn der Pokal geht vor. Und diesen genossen die 46ers am Samstagabend schon mal in vollen Zügen …
Gießen: Wilson (22), Heyne (n.e.), Herget (n.e.), Fundic (16), Benzing (17), Maier (4), Figge (9), Kahl (6), Kovacevic, Nyama (1), Krajcovic (4).
Crailsheim: Pritzl, Cook (17), Stuckey (10), Baggette (5), Townes (10), Wulff, Oduro (17), Bleck (4), Kindzeka (n.e.), Murray-Boyles (10), Smith.
5 gute 46ers-Zutaten
Zuschauer: 2397
Zuversicht: 22 Punkte von Duane Wilson
Zugriff: 12 Rebounds von Stefan Fundic
Zuarbeit: 6 Assists von Simon Krajcovic
Zukunft: Samstag, 30. September, 19.30 Uhr: PS Karlsruhe LIONS – JobStairs GIESSEN 46ers
24.09.23