Der 100:72-Kantersieg der JobStairs GIESSEN 46ers über den BBC Bayreuth hat viele Väter – auch Robin Benzing
So übel, wie es Robin Benzing schon nach exakt 165 Sekunden wurde, spielten seine JobStairs GIESSEN 46ers nun wirklich nicht. 7:15 Minuten des ersten Viertels leuchteten von den Anzeigetafeln, als sich der Kapitän mitten auf dem Parkett übergeben musste. „Was hat der denn gegessen?“, zog „Frenki“ Ignjatovic die Schultern fragend in Richtung seines Assistenten Nikola Stanic nach oben, um weitere 155 Sekunden später Entwarnung zu geben und seinen von Teamärztin Petra Michel-Leutheuser in der Kabine kurz betreuten Leader wieder aufs Feld zu beordern.
11:3 nach einem Dreier von Simon Krajcovic lagen die Hausherren beim Ausscheiden Benzings in Front, 13:8 stand es, als der Ex-Nationalspieler wieder zurückkehrte. „Vielleicht war das die einzige Phase heute Abend, in der wir den Faden ein klein wenig verloren haben“, jammerte der Cheftrainer a) auf hohem Niveau und b) nach einem 100:72 (46:28)-Erfolg über Bundesliga-Absteiger BBC Bayreuth, durch den sich der Ex-Meister am zweiten Rückrundenspieltag der BARMER 2. Basketball-Bundesliga ProA wieder nachhaltig im Ringen um die so begehrten Playoff-Plätze in Erinnerung gebracht hatte
„Ich bin sehr zufrieden“, zog Ignjatovic verständlicherweise ein positives Fazit. „Die Mannschaft entwickelt sich endlich so, wie ich mir das vorstelle. Schon der klare Sieg in Düsseldorf hat gezeigt, wo wir hinwollen. Gegen Bayreuth war unsere defensive Stabilität sogar noch ausgeprägter.“
Was auch seine Jungs ähnlich sahen. „Schon in der ersten Hälfte haben wir ihnen mit unserer starken Defense den Zahn gezogen“, freute sich Luca Kahl. Von einer „Top-Verteidigung“ sprach auch Dejan Kovacevic, der eine Woche zuvor am Rhein mit Schulterproblemen noch hatte passen müssen. „Das war die vielleicht stärkste erste Hälfte, die wir in dieser Saison hingelegt haben.“ Recht hatte der 27-Jährige, der seinen Job mit sechs Punkten und vier Rebounds in nur knapp 14 Minuten Einsatzzeit präzise erledigt hatte.
Nach knapp einer Viertelstunde und zwei Dreiern durch Duane Wilson und abermals Simon Krajcovic hatten die 46ers per 12:0-Lauf auf 27:13 gestellt. Beim 38:22 durch einen Wurf von jenseits der 6,25-Meter-Linie von Big Man Stefan Fundic sangen die abermals bestgelauntesten Anhänger der Liga in Anlehnung an Darts-Legende Phil Taylor „Walking in the Fundic Wonderland“. Als Robin Benzing ebenfalls einen Dreier einschweben ließ, betrug der Vorsprung der Gastgeber in Minute 21 beim 51:28 bereits 23 Zähler. Der Unterhand-Korbleger von Stefan Fundic gegen Aaron Carver bedeutete den 53:31-, der abermalige Dreier des Serben die 56:31-Führung (24.). Und als Robin Benzing seinen Kontrahenten Esa Ahmad wie in einer Telefonzelle vernaschte und TreVion Crews, der mit 14 Zählern und vier Assists in fast 27 Minuten seine Saisonbestleistung zeigte, an der Freiwurflinie keine Nerven zeigte, hätten die Gäste aus der Wagnerstadt beim 39:65-Rückstand getrost schon die weiße Fahne hissen können.
„Gießen war uns in allen Belangen überlegen“, zog der ehemalige Oldenburger Trainer Mladen Drijencic ein ernüchterndes Fazit. „Wir befinden uns in schwierigen Zeiten“, verwies der 58-Jährige auf die Verletzungen von Moritz Plescher, Mohamed Sillah und Marios Giotis sowie darauf, den erst am Donnerstag verpflichteten Ex-Gießener Besnik Bektashi noch nicht einsetzen zu können. „Das Einzige, was uns bleibt, ist die Partie schnell abzuhaken.“
Die Lust, die dem Pokalsieger von 1989 im Laufe der Partie in der Osthalle abhandengekommen war, die eroberten sich die zum Vorrunden-Ende mit drei Niederlagen am Stück demoralisierten Hausherren von Minuten zu Minute zurück. „Wir wollen Gegner, keine Opfer“, spottete die Stehtribüne, als TreVion Crews das Resultat auf plus 30 (77:47, 32.) schraubte. Beim 90:53 durch Center Jonathan Maier lagen sogar 37 Punkten zwischen den beiden Gegnern, so dass es sich „Frenki“ Ignjatovic im Gefühl des schließlich sogar gewonnenen direkten Vergleichs (das Hinspiel endete 70:87) erlauben konnte, den Nachwuchs-Kräften Till Heyne und Chris Herget noch einige Minuten zu gönnen.
Dass Till Heyne am Ende den Hunderter hätte erzielen können, den Ball aber lieber zu Dejan Kovacevic durchsteckte, gehörte zu den vielen netten Begebenheiten einer Partie, der die JobStairs GIESSEN 46ers durch eine überragende Trefferquote von 59 Prozent an der Dreierlinie, 37 gegenüber 26 Rebounds, sieben Steals, einer 80-prozentigen Trefferquote durch Simon Krajcovic und TreVion Crews, zwei ausgelassen gefeierten Dreiern von Big Man Stefan Fundic, sieben eingesammelten Abprallern durch Jonathan Maier und Hundertprozentern an der Freiwurflinie von Roland Nyama, Duane Wilson, Robin Benzing sowie Luca Kahl ihren Stempel aufdrückten.
„Es tut echt gut, nach den Pleiten gegen Vechta, in Jena und gegen Trier so stark zurückzukommen“, stand TreVion Crews beim abschließenden Sportdeutschland.TV-Interview die Freude ins Gesicht geschrieben.
Eher nach innen jubelte indes Branislav Ignjatovic, der in den Schlusssekunden auch noch seine Privatfehde mit Mladen Drijencic zu seinen Gunsten entschieden hatte. 84 Sekunden waren noch zu spielen, Bayreuth lag aussichtslos mit 65:96 zurück, als der BBC-Übungsleiter die Feierlichkeiten in der Osthalle per Auszeit im Keim erstickte. Darüber war der 46ers-Trainer not amused. Also nahm der Serbe 25 Sekunden vor dem Ende beim 98:70 ebenfalls eine Auszeit. Und schob gleich eine zweite nach, setzte sich genüsslich auf seinen Schemel und ließ die „Frenki, Frenki“-Sprechchöre auf sich wirken.
Nicht nur Robin Benzing am Anfang, sondern auch Branislav Ignjatovic am Ende stieß gar manches übel auf …
Gießen: Wilson (23), Crews (14), Heyne, Herget, Fundic (14), Benzing (12), Maier (5), Figge (3), Kahl (4), Kovacevic (6), Nyama (9), Krajcovic (10).
Bayreuth: Gatling (11), Manigault (8), Jalalpoor (18), Fofana (3), Rahn (3), Ahmad (17), Carver (3), Nauthon (3), Liedtke (6).
5 gute 46ers-Zutaten
Zuschauer: 2263
Zuversicht: 23 Punkte von Duane Wilson
Zugriff: 7 Rebounds von Jonathan Maier
Zuarbeit: 4 Assists von Simon Krajcovic und TreVion Crews
Zukunft: Samstag, 3. Februar, 19 Uhr: JobStairs GIESSEN 46ers – Eisbären Bremerhaven
28.01.24