(Foto: Laurin Sondermann)

Den Nachteil zum Vorteil machen

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Die GIESSEN 46ers treten nach der zweiwöchigen Spielpause bei angeschlagenen Franken in Nürnberg an.

Der Nachteil soll zum Vorteil gereichen. Das zumindest hofft Branislav Ignjatovic. Der Trainer der GIESSEN 46ers hat in der Vorbereitung auf das Auswärtsspiel bei den Nürnberg Falcons mit einer eigentlich gravierenden Widrigkeit zu kämpfen. Die Osthalle steht nicht fürs Training zur Verfügung. Im mehr alt als ehrwürdigen Gebäude werden derzeit diverse Bauarbeiten verrichtet.

So müssen die Spieler seit geraumer Zeit ihre Vorbereitung auf die Basketball-Zweitliga-Begegnung am Samstag (18.30 Uhr) im Frankenland in der Halle der Theodor-Litt-Schule absolvieren. Doch das nimmt der erfahrene Coach mit Humor: »Wenn die Osthalle schöner wird, ist es uns das wert.« Zudem könnte es ja ein Vorteil für den Auftritt in der Fremde sein, wenn man auch in der Fremde trainiert, fügt der Trainerfuchs mit einem Lächeln zu.  Und auch die zweite vermeintliche Widrigkeit lässt »Frenki« ziemlich kalt. Kam die zweiwöchige Pause mitten in der Gießener Erfolgsserie von sechs Siegen am Stück nicht zum falschen Zeitpunkt? »Ach«, antwortet der Mann aus Serbien ganz entspannt, »wenn wir verlieren, wird das dann die obligatorische Ausrede sein.« Und die üblichen verdächtigen Ausreden wie schwierige Trainingsbedingungen oder unglückliche Rhythmuswechsel will der 58-Jährige erst gar nicht gelten lassen: »Als wir zwei schwere Spiele verloren hatten, haben wir auch nicht geheult, sondern danach unsere Siegesserie gestartet.« Das ist die Sprache des Selbstvertrauens. Und Selbstvertrauen haben die Mittelhessen zuletzt reichlich getankt. Vor allem der hart erkämpfte 77:72-Heimsieg im A45-Duell mit Phoenix Hagen hat die Ausgangslage im Ringen um eine gute Playoff-Platzierung deutlich verbessert.

Da soll Kellerkind Nürnberg nicht den naseweisen Spielverderber für die zuletzt so fröhliche 46ers-Schar mimen. »Wenn wir«, sagt Ignjatovic mit Nachdruck, »engagiert und motiviert ins Spiel gehen, werden wir uns durchsetzen, weil wir einfach mehr Qualität haben. Was nicht arrogant klingen soll.«

Arrogant sollten die Gäste keinesfalls auftreten. Schließlich kämpfen die vor allem zu Saisonbeginn so flügellahmen Falken verzweifelt um jeden Punkt für den Klassenerhalt. »Seitdem Ralph wieder übernommen hat, gibt die Mannschaft wieder Lebenszeichen von sich«, weiß auch Ignjatovic um die Gefahr im Falken-Horst, der zuletzt eben nicht mehr zum für Gäste so herrlich friedlichen Taubenschlag verkam. Und mit Ralph ist Ralph Junge gemeint. Der hatte sich einst vom Trainerstuhl auf den Geschäftsführersessel umgesetzt, ehe der Nürnberger Mister Basketball in der sportlichen Not wieder auf der harten Bank Platz nahm.

Seitdem fliegen die Falken etwas besser, geraten aber immer noch zu leicht in Abwärtswinde. Vor der Spielpause setzte es zuletzt eine ganz bittere 62:75-Niederlage im Klassenkampf bei den Artland Dragons. Doch schmeißen wir einfach mal ein paar Euro ins im Sport stets prall gefüllte Phrasenschwein: Angeschlagene Gegner sind doppelt gefährlich. Und so nahm auch Ralph Junge seine zerfledderten Falken auch gleich nach der Niederlage in Quakenbrück in die Pflicht: »Uns steht ein langer und intensiver März ins Haus mit extrem wichtigen Heimspielen im Kampf um den Klassenerhalt.« Und das erste dieser extrem wichtigen Spiele steht für Nürnberg nun am Samstag an.

Doch von den fränkischen Befindlichkeiten wollen sich die Gießener erst gar nicht beirren lassen. »Es gibt sowieso keine leichten Spiele in dieser Saison in der ProA«, weiß natürlich Ignjatovic. Erneut gilt es, vor allem die Kreise von Julius Wolf einzuengen. Der Powerforward, der als Linkshänder mit rechts wirft, streut gerne zweistellige Punktezahlen ein. »Wenn es uns gelingt, ihn wie im Hinspiel zu kontrollieren, dann sind wir schon auf einem guten Weg«, erklärt »Frenki«.

Und auf diesem Weg zum angestrebten siebten Sieg in Serie stehen den 46ers auch alle Spieler zur Verfügung. Wobei der Trainer ein paar bange Tage verlebte, weil sich ein Duo auf Länderspielreise befand. »Simon Krajcovic und Roland Nyama sind aber ohne irgendwelche Blessuren zurückgekommen«, durfte Ignjatovic denn doch aufatmen.

Und wenn sich seine Mannen dann noch in fremder Gießener Halle optimal auf die fremde fränkische Halle vorbereitet haben, könnte dieser Nachteil tatsächlich zum Vorteil gereichen. Dann wäre der siebte mittelhessische Punkte-Streich in Folge perfekt.

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