(Foto: Nina Sander)

Der erste von drei Krachern wartet

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Am Samstag (20 Uhr) reisen die GIESSEN 46ers frei von Sorgen zu BBL-Absteiger HAKRO Merlins Crailsheim.

Nein, von den „Wochen der Wahrheit“ will „Frenki“ Ignjatovic noch lange nichts wissen: „Auf die Tabelle schaue ich erst, wenn zehn Spiele vergangen sind. Erst dann zeichnet sich aus meiner Sicht eine klare Tendenz ab, erst dann kann ich sagen, was wirklich in meiner Truppe steckt.“

Dennoch: Auf die drei Pflichtsiege gegen den BBC Bayreuth (98:74) und RASTA Vechta II (87:73) sowie bei den ART Giants Düsseldorf (102:51), wo angeblich finanziell die Alarmglocken läuten, folgen nun drei Kracher, die es in sich haben. An diesem Samstag (20 Uhr) die Auswärtsaufgabe bei BBL-Absteiger HAKRO Merlins Crailsheim, am Wochenende darauf das Gastspiel von Tabellenführer Science City Jena (Freitag, 8. November, 20 Uhr) in der Osthalle und keine 48 Stunden später der Sprungball bei den Artland Dragons (Sonntag, 10. November, 17 Uhr). „Für solche interessanten Matches sind wir Profis geworden“, freut sich Ignjatovic auf die kommenden Aufgaben. „Wir wollen natürlich alle drei gewinnen, alle anderen Worte meinerseits wären unglaubwürdig.“ 

Dass mit den „Zauberern“ aus dem fränkisch geprägten Nordosten Baden-Württembergs laut Aussage des Serben „der Top-Favorit auf die Meisterschaft“ auf seine 46ers, die bis auf Aiden Warnholtz (Sprunggelenk-OP) personell frei von Sorgen anreisen, wartet, ist für den Serben Motivation und Ansporn zugleich: „Wir können und wir werden sie ärgern“, verspricht der 58-Jährige, der aber auch zu bedenken gibt: „Um in Crailsheim Zählbares mitnehmen zu können, benötigst du schon eine Top-Leistung.“ 

Motivieren muss „Frenki“ die Truppe um Kapitän Robin Benzing kaum. „Sie alle haben unlängst beim Crailsheimer Pokal-Aus gesehen, zu was die Mannschaft fähig ist.“ Zur Erinnerung: In Runde zwei behielt Euroleague-Teilnehmer und Elffach-Meister Alba Berlin mit 75:74 die Oberhand, nachdem Crailsheim zur Pause (43:28) und nach 29 Minuten (60:46) noch deutlich geführt hatte. Erst als Tyreese Blunt Sekunden vor dem Ende die Nerven versagten und der Deutsch-Amerikaner drei Freiwürfe verwarf, hatten die Albatrosse die Partie zu ihren Gunsten entschieden. 

„Was Crailsheim in diesem Match geleistet hat, spricht eine deutliche Sprache“, weiß Branislav Ignjatovic um die Fähigkeiten der Hohenloher, die nach dem Abstieg kaum einen Stein auf dem anderen ließen, um sofort wieder ins Oberhaus kommen zu können. „Ich habe viel Respekt vor deren Organisation. Leute wie Geschäftsführer Martin Romig oder deren Sportlicher Leiter Ingo Enskat sind schon ewig an Deck. Ich mag eine solche Konstanz“, erinnert sich der Gießener Cheftrainer an „unzählige Duelle“ gegen Crailsheim, teilweise, als die Hohenloher noch in der Regionalliga spielten. 

Mit den 46ers ist Ignjatovic nur einmal auf die Merlins getroffen, dies aber mit ausnahmslos guten Erfahrungen. Am 23. September 2023 warf der Altmeister die damals noch im Oberhaus aktiven Baden-Württemberger mit 79:73 aus dem Pokal, was sich im Nachhinein zwar als Überraschung, nicht aber als Sensation herausstellte. Denn Crailsheim stieg ab und Gießen beendete die ProA-Saison als Hauptrunden-Zweiter. 

Nach einem Wechsel auf der Trainerbank (David McCray, in Ludwigsburg lange Assistent von John Patrick, für den Finnen Jussi Laasko) und zwölf Neuerwerbungen bei zehn Abgängen drehten die „Zauberer“ ihren Kader auf Links. Nur Kapitän „Mo“ Stuckey blieb an Deck, alle anderen Absteiger mussten gehen. 

Von den Neuen beeindruckten bisher vor allem der aus Nürnberg gekommene Anthony Gaines mit im Schnitt sieben Rebounds, der aus dem italienischen Cremona verpflichtete US-Pointguard Vinnie Shahed mit durchschnittlich 17 Zählern sowie Big Man Gabriel de Oliveira, der bei nur 19 Minuten Einsatzzeit schon mal in der Lage ist, wie bei der einzigen Saisonniederlage in Münster (91:103) 24 Punkte einzustreuen. Da auch der aus Bulgarien gekommenen Forward Ladarien Griffin, Center Daniel Keppeler (Tübingen) und US-Pointguard Devon Goodman nicht zu unterschätzen sind, verfügen die Hausherren über ein Team, das laut „Frenki“ Ignjatovic sehr aggressiv über den kompletten Court zu Wege geht, was zuletzt die Artland Dragons leidvoll erfahren mussten. Bei der 62:80-Niederlage am vergangenen Samstag produzierten die Männer aus Quakenbrück sage und schreibe 28 Turnovers, die es laut des 46ers-Cheftrainers in der HAKRO-Arena zu minimieren gilt. 

Dass die Gießener Leistung vom 87:73-Sieg gegen RASTA Vechta II nicht für einen Sieg in Crailsheim reichen wird, wie es Roland Nyama unmittelbar nach Spielschluss zu Protokoll gab, ist auch „Frenki“ Ignjatovic klar. „Wir haben das Match analysiert und aufgearbeitet“, hat der Serbe seinen Jungs klargemacht, „dass ich mit einigem trotz des Erfolges nicht einverstanden war.“ 

Eine Steigerung sei für Crailsheim dringend notwendig, so der Chefcoach und Sportliche Leiter in Personalunion. Schließlich startet am Samstag für die 46ers irgendwie doch eine Woche der Wahrheit …

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