Der Basketball-Standort Gießen war immer schon eher bekannt als Talentschmiede, in der junge Spieler vielleicht sogar zu Nationalspielern reiften. Einer der Wenigen, der bereits als Auswahlspieler an die Lahn kam, war Didi Kienast.
Der gebürtige Schlesier aus dem Jahrgang 1940 wuchs in Frankfurt auf, kam bereits als Sextaner mit der roten Nylonkugel in Berührung und unternahm seine ersten Korblegerversuche bei Eintracht Frankfurt. Weil der heutige Lehrer für Sport und Englisch und Lehrer-Ausbilder als Knabe aber noch ganz wenig mit der Schule zu tun haben wollte, steckte Papa ihn ins Internat. Zum Glück für Klein-Didi nach Laubach zu Theo Clausen, dem Basketball-Pionier. Als Oberprimaner spielte er dann noch in Frankfurt und erhielt als noch nicht einmal Twen seine erste Berufung in die deutsche Nationalmannschaft. Das Studium verschlug ihn dann zunächst nach Heidelberg, wo er 1964 seinen ersten deutschen Meistertitel mit dem USC gewann. Dann kam der Ruf für den Spielmacher aus Gießen. Und die Chance, mit Spielern wie Geschwindner, Röder und Jungnickel auf eine nächste Titeljagd gehen zu können, ließ Kienast den Studienort wechseln. Vor der Saison 1965/66 stieß er zu den frisch gebackenen Meistern von der Lahn. Und 1967 trug der Nationalspieler dann maßgeblich mit dazu bei, dass der MTV 1846 Gießen seinen zweiten Meistertitel gewann.
„Lakfalvi war ein toller Trainer. Heinz-Ewald Hirsch als Manager war die gute Seele, die alles zusammen gehalten hat. Und wir als Mannschaft waren eine super Gemeinschaft, mit der wir taktisch schon sehr klug gespielt haben.“ Womit der heute in Hamburg knapp vor seiner Pensionierung stehende Pädagoge meint, dass einfach alle akzeptiert haben, dass Dschang Jungnickel mit seiner goldenen Hand den Ball eben bekommen musste. Als Beispiel für heutige Zeiten könnte Kienasts Erinnerung dienen, dass sich die damaligen Stars der Meistermannschaft auch in die Nachwuchsarbeit mit integrierten. „Bernd Röder, Klaus Jungnickel und ich haben von den Minis an den Nachwuchs geschult. Ob Kalli Ampt, Hans Heß, Schnuppi Weigand oder Jörgi Bernath, die herausragenden Spieler der Siebziger sind
alle durch unsere Basketball-Schule gegangen.“
Die für Kienast „tolle“ Gießener Zeit währte bis 1974. Nachdem der Nationalspieler drei Jahre zuvor seine Basketballschuhe als Aktiver an den Nagel gehängt hatte, wechselte er auf den Trainerstuhl. „Da war ich aber nur mäßig erfolgreich“. Dann suchte der Landesverband Hamburg einen Landestrainer und der mittlerweile ausgebildete Lehrer wechselte an die Elbe. „Ich war noch zu jung, um schon basketballerisch nur noch in der Vergangenheit zu leben.“ In Hamburg kam Didi Kienast dann auch in den Schuldienst, wurde Fachseminarleiter Sport und beobachtete die Basketball Bundesliga-Szene nur noch aus der Ferne. Umso mehr freut er sich nun darauf, die alten Weggefährten von Geschwindner bis Jungnickel Ende April in Gießen wiederzusehen.
Text: Wolfgang Lehmann