Vor der 46ers-Reise zu RASTA Vechta II lobt „Frenki“ Ignjatovic den Samstag-Gegner aus Niedersachsen in den höchsten Tönen
Erfolg macht selbstbewusst. Und deshalb redet „Frenki“ Ignjatovic auch nicht mehr um den heißen Brei herum. Die Zeit der Sepp-Herberger-Sprüche vom nächsten Gegner, der der schwerste sei, von Bällen, die für gewöhnlich rund daherkommen, und von Partien, die eine gewisse Zeit dauern, ist vorbei. Eine Rückrunde mit 8:1-Siegen, zuletzt abermals drei glasklare Erfolge gegen Karlsruhe und Paderborn sowie in Nürnberg, Platz vier im aktuellen Tableau der BARMER 2. Basketball-Bundesliga ProA, damit einhergehend die Majorität an Heimspielen in einem eventuellen Playoff-Viertelfinale, schon fünf Siege Differenz zu einem Nicht-Playoff-Rang und das Bewusstsein, die Teilnahme am BBL-Pokal zurzeit recht sicher zu haben, lassen den imaginären Mundschutz in der Hosentasche des Serben verschwinden.
„Inzwischen glaube ich fest an unseren Heimvorteil“, denkt der Cheftrainer und Sportliche Leiter der JobStairs GIESSEN 46ers vor dem Gastspiel bei RASTA Vechta II nicht im Geringsten daran, tiefzustapeln und eine Abschlussplatzierung unter den besten Vier in Frage zu stellen. „21 Siege hatten wir in der vergangenen Saison auf dem Konto, nun wollen wir mehr!“
Zur Verdeutlichung: Acht Partien stehen noch an, 18 Erfolgserlebnisse haben Kapitän Robin Benzing und seine Mitstreiter schon verbucht – es sollte also mit dem Teufel zugehen, wenn die Männerturner aus den restlichen vier Auftritten in der Fremde und den ebenfalls vier gegen Münster, Kirchheim, Hagen und Dresden in der heimischen Osthalle nicht noch so viele Siege herausholen könnten, dass die (noch) geringfügig Besserplatzierten aus Frankfurt und Jena einen ordentlichen Schreck bekommen.
Dass der Samstagauftritt (17 Uhr) beim Farmteam jenes BBL-Schreckgespenstes, das als Aufsteiger zuletzt auch Bayern München in dessen BMW-Park Mores beibrachte, kein Selbstläufer werden wird, ist Branislav Ignjatovic dennoch klar. „Wir haben es hier mit der talentiertesten Mannschaft Europas zu tun“, verweist der 57-Jährige auf die Erfolge des Unterhaus-Aufsteigers, der sechs Punkte vor den Abstiegsrängen rangiert und in dieser Runde nicht nur am 13. Januar mit einem Buzzerbeater-91:90 in Gießen für Aufmerksamkeit sorgte.
Beispielsweise in Hagen (95:86) und gegen Frankfurt (96:78) sorgten die mit gut 19 Jahren sehr jung daherkommenden Niedersachsen für Furore, was 46ers-Co-Trainer und Statistik-Papst Nikola Stanic aber zu erklären weiß. „Mit fast 32 Versuchen von der Dreierlinie sind sie die Nummer zwei in der Liga, mit im Schnitt knapp elf Treffern haben sie in dieser Statistik das drittbeste Team aller ProA-Ligisten“, so der 37-Jährige, der ebenfalls festgehalten hat, dass Vechta II bei den Erfolgen gegen Bremerhaven (17), Bayreuth (16), Gießen und Frankfurt (je 15) überdurchschnittlich von jenseits der 6,25-Meter-Linie performte, die Niederlagen gegen Paderborn (6), Bochum (7) und Frankfurt (5) jedoch in erster Linie darauf zurückzuführen waren, dass die Talente von Cheftrainer Hendrik Gruhn, dem mit erst 29 Jahren jüngsten Übungsleiter der Klasse, aus der Ferne unter ihren Möglichkeiten trafen.
Vor zwei Monaten in Gießen versenkte Vechta II 15 Dreier, doch auch 46ers-Pointguard Duane Wilson (5) und Boss Robin Benzing (3) ließen sich nicht lumpen und verhalfen den am Ende unglücklich unterlegenen Hausherren immerhin zu einer Dreier-Statistik von beachtlichen 47 Prozent. Ob der 34-jährige ehemalige Kapitän der Nationalmannschaft in der 34.000 Einwohner zählenden Kreisstadt im Dreieck zwischen Bremen, Oldenburg und Osnabrück auflaufen kann, ist noch fraglich, denn Benzing wurde unter der Woche von einer schweren Grippe niedergestreckt. „Wir lassen uns überraschen, ob er am Samstag unseren Mannschaftsbus besteigen kann oder nicht“, weiß „Frenki“ Ignjatovic noch nicht, ob der 167-fache Internationale dabei sein wird.
Im 3150 Besucher fassenden RASTA-Dome, der bei den Partien der zweiten Mannschaft für gewöhnlich aber durchschnittlich nur von 562 Besuchern bevölkert wird, warten mit Joshua Bonga, Jack Kayil und Center Johann Grünloh, dem aktuell mit fast zehn Rebounds pro Partie besten Ballfänger des Unterhauses, drei Jungs auf die 46ers, die unlängst mit der deutschen U18 im serbischen Nis hinter den Gastgeber und Spanien durch einen 67:59-Erfolg über Frankreich EM-Dritte wurden.
Leon Okpara, mit 26 Jahren nach Kapitän Kevin Smit (32) der zweitälteste Akteur der Rastamänner, spielte zwischen 2017 und 2020 für das ProB-Team der JobStairs GIESSEN 46ers. Big Man Luc van Slooten, im Sommer auch bei einigen NBA-Clubs auf dem Zettel, hat in dieser Spielzeit für die Vechtaer „Erste“ schon 15 Mal auf dem Parkett gestanden. Und US-Talent Kaden Anderson, der sich ungewöhnlicherweise in der niedersächsischen Provinz quasi zur Ausbildung befindet, hat inzwischen durch David Shriver Unterstützung auf dem Parkett bekommen. Der neue Small Forward, der im Februar von den Austin Spurs aus der NBA-G-League kam, steuerte zuletzt zum 89:77-Erfolg über Schlusslicht Paderborn 15 Punkte bei. Anderson selbst kommt immer besser in Schwung, was seine 30 Zähler gegen Frankfurt oder seine elf eingesammelten Rebounds gegen Bayreuth unterstreichen.
„Wenn wir eine defensive Intensität wie in der zweiten Halbzeit in Nürnberg an den Tag legen, dann können wir auch in Vechta bestehen. Wenn wir so verteidigen wie bei den Falcons vor dem Wechsel, dann bekommen wir Probleme“, kennt „Frenki“ Ignjatovic die alte Basketballweisheit, dass Siege in erster Linie über eine stabile Deckung zu erzielen sind. Und der Trainerfuchs weiß, dass seine Jungs in Vechta favorisiert sind und Erfolg Nummer 19 einfahren wollen. In der Crunchtime 2023/24 ist keine Zurückhaltung mehr angesagt,
14.03.24