Pia Meier, Personalchefin von Seidel in Fronhausen, erklärt im Volksbank-Forum, wie ihre Firma die Krankheitsquote senkt und die personelle Fluktuation vermeidet / Wer sie bucht, unterstützt damit die GIESSEN 46ers.
Wie können wir in unserem Unternehmen die Krankheitsquote senken? Welche Mittel gibt es, um Angestellte zu Mitunternehmern zu machen und sie sogar am Gewinn zu beteiligen? Wie können wir personelle Fluktuation vermeiden? Pia Meier gibt Antworten! Die als Prokuristin und Personalchefin zur Geschäftsleitung der Firma Seidel in Fronhausen (Landkreis Marburg-Biedenkopf) gehörende Referentin, die am Montagabend im Volksbank-Forum im Schiffenberger Weg nach der wie immer launigen Einführung durch Vorstand Lars Witteck bei der Veranstaltung „Mitarbeiter begeistern und binden“ nicht nur Einblicke in die Unternehmenskultur des Herstellers von Designprodukten für die Kosmetikindustrie gab, sondern vor allem auch Lösungen aufzeigte und Impulse vermittelte, ließ gar manchen der rund 80 Zuhörer nachdenklich zurück.
Behandele ich meine Angestellten gut? Motiviere ich sie ausreichend? Sitzen sie am richtigen Platz? „Führung und Motivation ist immer Kommunikation“, gab Pia Meier den Anwesenden mit auf den Weg.
Die intrinsische Motivation, also der innere Antrieb, der Menschen bewegt, eine Aufgabenstellung zu erfüllen, müsse hochgehalten werden. Nur wer aus innerer Überzeugung heraus handele oder mit ehrlicher Neugier und persönlichem Interesse anfallende Aufgaben angehe, beweise oft den längeren Atem und erreiche häufig auch bessere Resultate.
Als Beispiel nannte die Seidel-Frontfrau Fußball-Erfolgstrainer Jürgen Klopp, der einst als Coach des FSV Mainz 05 selbst bei Heimspielen Hotel-Übernachtungen für seine Mannschaft angeordnet habe. „Erst als er begriffen hat, dass er Jungs braucht, die eine große familiäre Motivation haben oder brauchen, dass es also besser ist, die Familie um sich zu haben, sie auch im Stadion zu sehen, die Kinder in Spielzimmern betreut zu wissen oder sie mit Vereins-Shirts herumtoben zu lassen, führte das zu einer Leistungssteigerung und damit automatisch auch zu Erfolg.“
Bei den rund 650 Seidel-Mitarbeitern liegt der Krankenstand bei rund zwei, die Fluktuation bei unter einem Prozent. „Menschen ignorieren Firmen, die Menschen ignorieren“, glänzte die Personalchefin mit zahlreichen ebenso anschaulichen wie in die Tiefe gehenden Statements.
Weitere Beispiele gefällig? Kein Problem! „Wir fokussieren uns gerne auf Schlechtes und sehen das Gute nicht.“ „Wir sollten uns nicht über junge Leute beschweren, wir sollten lieber realisieren, dass sie uns bald anführen, also lasst sie machen.“ „Gute haben die Wahl, sie brauchen Freiheit, wir benötigen in unseren Unternehmen die mit Schmackes im Kopf.“ „Wir dürfen nicht über Menschen reden, sondern mit ihnen.“ „Nicht zu reden heißt, sich eine Meinung zu bilden, ohne den anderen zu Wort kommen zu lassen. Das kann für Firmen gefährlich werden.“
Der Bundesregierung gab sie mit auf den Weg, sie könne beschließen, was sie wolle, letztendlich liege die Entscheidung – beispielsweise bei einer Krankschreibung – einzig bei der Firma, ob diese telefonisch erfolge oder ob sie in einem persönlichen Gespräch übermittelt werde. „An einer falschen Stelle eingesetzt zu sein, kann krank machen. So etwas lässt sich nur im persönlichen Austausch ändern.“
Und an die sogenannte „Generation Z“ gerichtet sagte die Seidel-Prokuristin: „Sie sind heutzutage einem ganz anderen Druck ausgesetzt, als wir es waren. Sie müssen in den sozialen Netzwerken ununterbrochen das zeigen, was sie eigentlich gar nicht sind, um in der Realität zu bestehen.“
Bei Seidel habe sich bewährt, Mitarbeiter aktiv an vielen Entscheidungsprozessen zu beteiligen. „Uns allen ist klar, dass trotz angespannter wirtschaftlicher Lage in Deutschland
Gehaltserhöhungen sein müssen.“ Zur Mitfinanzierung habe man in Fronhausen die Angestellten um Stellungnahmen gebeten. Zum Thema „Wo verbrennen wir unser Geld?“ seien viele Verbesserungsvorschläge eingegangen, durch deren Umsetzung insgesamt 650.000 Euro eingespart wurden und an die Belegschaft zurückgegeben werden konnten.
Ein Kollege habe herausgefunden, dass Handschuhe, die zum Berühren beispielsweise der Flacons nötig seien, zu oft weggeworfen worden wären. „Wir haben ein System eingeführt, so dass diese Handschuhe mehrfach verwendet werden können. Das hat uns 200.000 Euro eingespart.“ Ein anderer Kollege habe herausgefunden, dass eine Lkw-Tour nicht gut geplant und eigentlich überflüssig sei. „Nochmals 200.000 Euro pro Jahr, die nicht ausgegeben wurden.“ Zusammengefasst: Gute Personalarbeit einer Firma spiegelt sich immer auch im wirtschaftlichen Ergebnis wider.
Wichtig sei, so Pia Meier, dass Vorgesetzte aufpassen müssten, dass die Arbeit oder auch der Umgang nicht krank mache. „Sie müssen mutig sein, einschreiten, reden. Und keine Ziele ausgeben, die sowieso nicht einzuhalten sind.“
Ein Ziel von Pia Meier ist es jedenfalls, ihren Herzensverein, die GIESSEN 46ers, für den sich Geschäftsführer Guido Heerstraß bei der Referentin ganz herzlich und mit einem Blumenstrauß bedankte, zu unterstützen. Sie stellt ihr Knowhow, ihre Kunst, zu motivieren, ihr Seidel-Fachwissen, den Firmen gerne zur Verfügung. „Dafür opfere ich einen Teil meines Jahresurlaubs.“ Und: „Sie können mich buchen, ich helfe ihrem Unternehmen.“ Ihr Honorar kommt dann dem Basketball-Zweitligisten zugute. Wenn das keine gelebte Partnerschaft ist …