Nach beschwerlichem Start steigern sich die JobStairs GIESSEN 46ers und feiern souveränen Sieg
Von Karsten Zipp
Gießen. In der ersten Viertelpause haben die Ghostbusters die Faxen dicke. Die von einem Sponsor perfekt kostümierten Geisterjäger eilen durch die Osthalle, verteilen kleine Präsente und verjagen mit ihren martialischen Gespensterwaffen einfach mal jeden bösen Gedanken aus den Köpfen der Zuschauer und Spieler der JobStairs GIESSEN 46ers. Denn nach einem schwachen ersten Abschnitt steigern sich die Gastgeber in der Folge enorm und feiern gegen das Schlusslicht der 2. Basketball-Bundesliga ProA, den Gartenzaun24 Baskets Paderborn, einen überaus standesgemäßen 92:70 (50:38)-Erfolg.
JobStairs GIESSEN 46ers – Gartenzaun24 Baskets Paderborn 92:70
Dabei erwiesen sich die Gartenzäune in den ersten zehn Minuten als höher und viel schwerer zu überwinden als von vielen der 2513 Zuschauer gedacht. Fast schon als wahre Jägerzaun-Bollwerke. Und oben an der Spitze piesackte ein ums andere Mal der zu Beginn überragende Spielmacher Travis Washington in Co-Produktion mit Center Lars Lagerpusch das Gießener Ensemble. Washington war es auch, der nach vier Minuten den 10:10-Ausgleich erzielte. »Er hat uns anfangs große Probleme bereitet«, sagte später 46ers-Coach Branislav Ignjatovic. Und erst als Roland Nyama mit einem Dreier und dann per Dunking nach neun Minuten auf 22:18 stellte, hallte es »Super Gießen« von den Rängen. Super allerdings kam der Vortrag der Osthöllen-Teufel weiterhin nicht daher.
Und so musste der Trainer nach gerade mal eineinhalb absolvierten Minuten im zweiten Abschnitt beim 24:22 die Auszeit nehmen. Eine mit Folgen. Wenn zuvor die Ghostbusters die bösen Geister aus der Halle gejagt hatten, so vertrieb Ignjatovic die böse Lethargie aus den Köpfen seiner Mannen. In der Folge rollte das Angriffsspiel. Und wie! Nyamas zwei herrliche Dreier in Folge bescherten das 30:27. Und die Einwechslung von Luca Kahl erwies sich gar als Glücksgriff des Coachs. Er stellte nach 17 Minuten auf 39:30 und besorgte nach 18 Minuten beim 43:32 die erste Zehn-Punkte-Führung der Gießener. »In der ersten Halbzeit hatten wir große Probleme bei den Offensiv-Rebounds«, verwies Gartenzaun-Installateur Steven Esterkamp darauf, dass die Hohheit unter den Körben durch Stefan Fundic und Jonathan Maier zur Gießener Staatssache gemacht wurde. »Wir wollten klein und schnell spielen«, erklärte Paderborns Trainer sein Konzept, das allerdings nur ein Viertel lang aufging.
Danach jedoch nahmen die 46ers den Gartenzäunen ihre Spitze. Washington kam fast gar nicht mehr zur Geltung. Seinen schnellen 15 Punkten zu Beginn ließ der US-Playmaker nur noch müde vier Punkte folgen. »Unsere Defense war später viel, viel besser«, lobte Ignjatovic seine abwehrstarken Recken. Alleine Lagerpusch konnte im Konzert der Gießener Großen noch halbwegs mitmischen. Doch auch er vermochte es nicht zu verhindern, dass sich die 46ers im dritten Viertel Punkt für Punkt absetzten. Dabei hatte der Abschnitt mit zwei Schweigeminuten beider Offensiven begonnen. Fast zweieinhalb Minuten dauerte es da, ehe Paderborns Hutton Yener den allgemeinen Korb-Bann mit dem 40:50 brach. Das allerdings sollte schon fast der spielerische Höhepunkt der Domstädter in diesem Viertel gewesen sein.
Duane Wilsons und Simon Krajcovics Dreier sorgten nach 24 Minuten und dem 58:43 für klare Verhältnisse. Und ein umjubelter Dunking Maiers nach herrlichen Zuspiel von Robin Benzing ließ nicht nur die Halle toben, sondern auch die erste 20-Punkte-Führung beim 66:46 auf der Anzeigetafel funkeln. »Wir haben heute sehr seriös gespielt. Ich bin stolz auf meine Mannschaft«, verwies der 46ers-Trainer darauf, dass Paderborn in der Folge keine Chance mehr erhielt, ins Spiel zurückzufinden. Geburtstagskind TreVion Crews initiierte mit seinem ersten Punkt kurz vor der letzten Viertelpause noch lautstarke »Happy-Birthday«-Gesänge. Und der Neu-28-Jährige strahlte auch im Schlussabschnitt die nötige Ruhe im Spielaufbau aus. Eine Ruhe, die auf Luca Kahl, der zum 74:53 punktete, ebenso ausstrahlte wie auf Spaßvogel Nyama, dem mit einem feinen Wurf das 78:54 gelang. Doch das Extralob des Trainers erhielt später ein anderer: »Eigentlich sollte ich nach diesem Wochenende keinen herausheben, weil es jeweils starke Teamleistungen waren. Aber Robin Benzing war für mich doch der Gewinner der beiden Spiele. Er hat uns mit seiner Ruhe und Erfahrung getragen«, bilanzierte Ignjatovic später.
Doch zuvor wurde noch ein anderer 46ers gefeiert. Denn als in den Schlussminuten Christopher Herget seinen Fastbreak zum 92:67 abschloss, da hatte sich das 19-jährige Talent nicht nur den Jubel der Fans verdient, sondern durfte gleich auch noch die Humba nach dem Ende der Begegnung anstimmen.
JobStairs GIESSEN 46ers: Wilson (12), Crews (5), Heyne, Herget (2), Fundic (11), Benzing (14), Maier (10), Figge (6), Kahl (10), Kovacevic, Nyama (14), Krajcovic (8)
Gartenzaun24 Baskets Paderborn: Yenor (2), Biss (16), Lane (5), Washington (19), Mayer (2), Marty-Decker (1), Buchholz (1), Lagerpusch (15), Adekoya (6)