Das Spitzenspiel der 2. Basketball-Bundesliga ProA hielt, was es im Vorfeld versprach. In einer hart umkämpften Partie setzten sich die GIESSEN 46ers mit 83:77 durch, ziehen in der Tabelle am Kontrahenten aus Nürnberg vorbei und holen sich somit den zweiten Tabellenplatz zurück. Lange Zeit waren die Gäste aus Franken dabei in einer guten Position, um die Zähler aus Gießen zu entführen. Im letzten Viertel ergatterten sich aber die Mittelhessen den Vorteil und fuhren vor 2.745 Zuschauern nicht unverdient den dritten Sieg in Folge ein. Topscorer auf Seiten der 46ers wurde Benjamin Lischka mit 18 Zählern.
Den besseren Start in eine von Beginn an intensive Partie erwischten die Gäste aus Nürnberg (5:0, 2.). Cameron Wells war es erst mit dem vierten Wurfversuch der 46er vergönnt, den Mittelhessen die ersten Punkte zu sichern (3:5, 3.). Eine Minute später glich Björn Schoo per Korbleger aus (5:5, 4.). Nürnberg konterte aber durch einen eigenen 6:0-Lauf und zog somit wieder auf 11:5 vor (5.). Beide Teams schenkten sich nichts, die Partie verdiente schnell das Prädikat „Spitzenspiel“. Die Franken stellten aber durch vier Dreier in den ersten sechs Spielminuten ihre Qualität von der 6.75-Meter-Marke unter Beweis. Mit seinem zweiten Dreipunktetreffer netzte Stephan Haukohl, der am Ende mit 22 Punkten Topscorer der Partie werden sollte, seine Zähler neun, zehn und elf zum 17:9 ein (6.). 46ers-Coach Wucherer reagierte schnell mit einer Auszeit. Außerdem brachte der Coach Achmadschah Zazai, der durch vier Punkte in Folge den Rückstand wieder verkürzte (13:17, 7.), ehe Haukohl wieder erfolgreich vom Perimeter Maß nahm (20:13, 8.). Besonders Zazai, der an diesem Abend die sicherlich beste Partie nach seiner Rückkehr im 46ers-Dress spielte, war es aber zu verdanken, dass Gießen weiter dran blieb. Der Aufbauspieler ackerte an beiden Enden des Feldes und ging vorbildlich voran. Nach dem Auftaktviertel lagen die 46ers mit 18:22 zurück.
Gießen zeigte sich nun insgesamt bissiger in der Verteidigung, brauchten aber ihrerseits zu viele Möglichkeiten um zum Korberfolg zu kommen. Nach unnötigem Ballverlust in der Offensive markierte Pena im Schnellangriff die 29:22-Führung für die Franken. Daraufhin nahm Coach Wucherer die nächste Gießener Auszeit (14.). Nach starkem Zwischenspurt der Wucherer-Truppe mit schnellen Punkten durch Wells und Lischka gelang den 46ers erstmals seit langem der Ausgleich. (30:30, 16.). Die Halle kochte, Nürnbergs Trainer Junge auch und damit nahm er folgerichtig die Auszeit. Die erstmalige Führung der Mittelhessen im Anschluss durch Cameron Wells drehte Haukohl mit einem erneuten Distanztreffer zum 32:33 aus Gießener Sicht. Die Gäste trafen aber weiterhin hochprozentig und konnten sich durch Robert Oehle wieder auf 40:34 absetzen. (20.). Kurz vor der Pausensirene erzielte Yorman Polas Bartolo die finalen Punkte in Halbzeit eins und verkürzte damit zum 36:40 Pausenstand. Die Zuschauer sahen bis dahin eine hochklassige Partie zweier Spitzenmannschaften, in welcher die Gäste vor allem durch ihre hochprozentige Trefferquote von der Dreipunktelinie überzeugten (8/17, 47 %).
Für die beste Verteidigung der Liga galt es also nach dem Seitenwechsel den Franken den Dreipunktewurf zu nehmen und selber die eigene Dreierquote deutlich nach oben zu schrauben (1/8, 13%). Doch gleich zu Beginn mussten die 46ers das vierte Foul von Centerspieler Björn Schoo verkraften (22.). So war der Frontcourt nach dem Ausfall von Andre Marhold weiter geschwächt. Als Josh Young dann den nächsten Nürnberger Dreier einstreute, gingen die Gäste wieder mit 46:38 in Führung (23.), nur wenig später erhöhte Oehle gar zur ersten zweistelligen Führung der Partie (48:38, 24.). Mit vier schnellen Zählern verkürzten die 46ers wieder (42:48, 25.). Bei den Franken konterte aber Young erneut von der Dreierlinie (51:42, 25.), ehe Benni Lischka auf der Gegenseite aus selber Distanz wieder konterte (45:51, 26.). Beide Mannschaften schenkten sich weiterhin nichts, die 46ers schafften es aber nicht, die Quote der Nürnberger herunterzuschrauben. Das Spiel wog hin und her, die Gäste blieben aber weiterhin im Vorteil. Als Zazai den am Korb parkenden Jonathan Malu fand, traf dieser zum 53:58, Braydon Hobbs antwortete aber postwendend (60:52, 29.). Mit viel Energie und Kampf verkürzten dennoch die 46ers zum Ende des dritten Viertels bis auf zwei Zähler Rückstand und konnten somit aussichtsreich in das letzte Viertel starten (58:60, 30.).
Angetrieben durch den guten Abschluss des dritten Viertels schien das Momentum auf die Gießener Seite zu wechseln. Nach einem Ballgewinn durch Yorman Polas Bartolo spurtete dieser nach vorn, legte ab auf Eric James Palm, der vom Perimeter zum 61:60 traf (31.). Haukohl konterte aber mit einem Dreipunktespiel und brachte seine Farben wieder in Front (63:61, 32.). Es war also angerichtet für den Showdown, Nürnberg zeigte sich aber unnachgiebig bei den Dreiern. So war es wieder Young, der sein Team per Dreier zum 66:62 warf (33.). Die 46ers blieben jedoch weiter dran und hielten Kontakt. So traf Polas seine Freiwürfe und stellte den Ausgleich her (37.). Als Wells dann mit viel Energie zum Korb zog, stellte er knapp zwei Minuten vor dem Ende auf 72:70 (39.). Mit drei von vier Freiwurftreffern stellte Polas auf 75:70. Wenig später fasste sich Kapitän DiLeo ein Herz, zog mit Macht und absolutem Willen Richtung Korb und legte zum 77:72 ab (40.). Nürnberg war im Hintertreffen und gab den Vorteil ab. Young stellte zwar an der Freiwurflinie wieder auf 74:77 (40.), doch Routinier Björn Schoo war zur Stelle und traf auf Vorlage von Captain DiLeo am Korb zum 79:74 (40.). Als sich dann Eric James Palm im wilden Getümmel unter dem Korb den Ball am eigenen Korb sicherte, gefoult wurde und an der Freiwurflinie auf 81:74 stellte (40.), war die Messe gelesen. Am Ende gewannen die 46ers mit 83:77.
Somit feierten die GIESSEN 46ers einen eminent wichtigen Erfolg im Kampf um eine gute Playoff-Platzierung und sicherten sich zugleich den direkten Vergleich gegen einen unmittelbaren Konkurrenten.
Denis Wucherer (Trainer GIESSEN 46ers): „Ich glaube, dass wir über die lange Rotation sowohl in Heidelberg als auch heute in der zweiten Halbzeit, speziell im letzten Viertel, wir noch genug Kraft und Energie hatten. Auch wenn die vielen Wechsel in der ersten Halbzeit uns nicht besonders gut getan haben, konnten wir hinten raus nochmal Gas geben. Plötzlich sind eben die Lücken da, weil der Gegner eben eine Spur müder ist. Das haben wir dann eiskalt genutzt. Ich bin stolz, dass wir gegen eine so gute Mannschaft, den Sieg einfahren konnten. Das hat heute Spaß gemacht zuzugucken und zu coachen.“
Ralph Junge (Trainer rent4office Nürnberg): „Zum Einen muss man Gießen Respekt zollen. Sie haben über 40 Minuten konstanter gespielt. Wir mussten unserer kürzeren Rotation Tribut zollen, haben in der Summe nicht ganz gegenhalten können und in der entscheidenden Phase zu gravierende Fehler gemacht. Wir schießen 33 Dreier und schaffen es nicht, den Korb zu attackieren. Das hat Gießen heute besser gemacht. Es war ein wohlverdienter Sieg, andersrum haben wir aber auch gesehen, dass wir Gießen schlagen können.“
GIESSEN 46ers – rent4office Nürnberg 83:77 (36:40)
Viertelergebnisse: 18:22, 18:18, 22:20, 25:17
GIESSEN 46ers: Besnik Bekteshi, Achmadschah Zazai (7 Punkte, 4 Assists), Yorman Polas Bartolo (12, 3 Steals), Anthony DiLeo (4, 4 Assists), Eric James Palm (7), Benjamin Lischka (18), Jonathan Malu (8), Aaron Hawley (2), Cameron Wells (15, 5 Rebounds), Björn Schoo (10)
rent4office Nürnberg: Antonio Pena (9 Punkte, 7 Rebounds), Braydon Hobbs (8, 6 Assists), Maximilian Kuhle, Robert Oehle (8), Sebastian Schröder (5), Josh Young (21), Sebastian Wyczisk, Erik Land (2), Stephan Haukohl (22), Dan Oppland (2)
Nächstes Spiel: Sonntag, 08.03.2015, 17 Uhr: Hamburg Towers – GIESSEN 46ers