Die 2. Basketball-Bundesliga ProA hat zwar für das kommende Wochenende einen Doppelspieltag angesetzt, allerdings greifen die GIESSEN 46ers erst am Sonntag (17 Uhr) in das Spielgeschehen ein. Hintergrund ist die Verlegung des Heimspiels gegen die Cuxhaven BasCats (neuer Termin: 04.03.2014). Die somit einzige Wochenendpartie der Mittelhessen führt die 46ers zu den Crailsheim Merlins, die aktuell auf dem zweiten Tabellenplatz rangieren und mit der längsten Siegesserie der ProA aufwarten können. Trotz des starken Gegners ist der Plan für das Team von 46ers-Cheftrainer Denis Wucherer nach dem verkorksten Spiel der Vorwoche wieder in die Spur zu finden.
Mut macht 46ers-Cheftrainer Denis Wucherer dabei vor allem, dass sein Team auf die bisherigen Niederlagen zumeist die richtigen Antworten parat hatte. „Bisher haben wir auf solche Spiele immer gute Antworten gefunden. Allerdings haben wir mit Crailsheim eine echte Aufgabe vor der Brust. Es wird sich zeigen, inwieweit wir unsere Lehren aus dem Essen-Spiel gezogen haben. Sicherlich ist ein Spiel in Crailsheim momentan die schwerste Aufgabe in der ProA.“ Die Mannschaft dort kann die längste Siegesserie in dieser Saison vorweisen und hat darüber hinaus in der heimischen Arena erst ein Spiel verloren. Am Freitag können die Merlins die Serie mit einem Sieg gegen Ehingen gar auf zehn Spiele erweitern. „Dementsprechend schwer wird das natürlich für uns gegen eine sehr selbstbewusste Crailsheimer Mannschaft.“
Dass der kommende Gegner bereits die Ehingen-Partie in den Knochen haben wird, sieht Wucherer nicht unbedingt als Vorteil für seine Mannschaft. „Dass sie am Freitag schon spielen müssen, stimmt mich nicht wirklich positiver im Hinblick auf unsere Partie. Die Merlins-Jungs sind extrem selbstbewusst, die Maschinerie läuft.“ Dass das Crailsheimer Spielermaterial zudem zum Teil deutlich älter ist als die 46ers-Truppe, sieht der Coach nicht per se als begünstigenden Umstand an. „Im positiven Sinne kann man sagen, dass sie somit sehr erfahren sind und sicherlich genau wissen, wie sie mit der Situation umzugehen haben. Sie werden sich ihre Kräfte einteilen. Außerdem ist die Energie, die dort vom Publikum überspringt, einmalig. Selbst wenn die Müdigkeit da sein sollte, gehe ich davon aus, dass man sie im Spiel nicht merken wird. Außerdem spielen sie beide Spiele ja zu Hause und haben somit keine Reisestrapazen. Sie werden heiß sein, um beide Spiele zu gewinnen.“
Darüber hinaus hat der ehemalige Club von 46ers-Forward Benjamin Lischka mit den Gießenern noch eine Rechnung offen. Im Hinspiel gewannen die 46ers deutlich mit 71:56 und hielten die Merlins dabei mit großem Abstand unter ihrem eigentlichen Punktedurchschnitt von 88.2 Zählern. Kaum ein Spieler der Hohenloher fand damals zur Normalform.
Wie ein Spiel ausgeht, wenn dies der Fall ist, haben zuletzt einige Mannschaften erfahren müssen. Während der vergangenen neun Partien wurde gleich fünfmal die 90-Punkte-Marke geknackt, zweimal wurde es gar dreistellig. Am vergangenen Wochenende lief es offensiv zwar nicht so richtig rund, beim 79:77-Erfolg in Chemnitz entführte das Team von Trainer Willie Young dennoch die Zähler und bleibt mit vier Punkten Rückstand einziger wirklicher Verfolger der BG Göttingen.
„Es ist eine ganz andere Mannschaft als noch zu Beginn der Saison, als wir sie ganz gut im Griff hatten“, so Wucherer. „Sie spielen sehr aggressiv, besonders im Eins-gegen-Eins. Da wird nicht lang gefackelt.“ Ähnlichkeiten zu der Spielweise der Essener sind also nicht zu verleugnen. Dazu kommt aber, dass Crailsheim mit gleich fünf Spielern im zweistelligen Punktebereich sowie zwei Akteuren mit nahezu zehn Zählern pro Partie nur schwer ausrechenbar ist. „Sie haben einfach eine Menge offensive Power.“ Allen voran Aufbauspieler Carlos Medlock (18.1 Punkte pro Spiel, 5.1 Assists pro Spiel) und Forward Stevie Johnson (15.3 PpS, 7.7 Rebounds pro Spiel).
So paradox es klingen mag: Dass die Trainingswoche mit den Ausfällen von Joshiko Saibou (Erkältung), Thierno Agne (Handverletzung) und Benjamin Lischka (Fußverletzung) wiederum nicht optimal läuft und erst am Donnerstag der Kader vollständig am Trainingsbetrieb teilnahm, stimmt den 46ers-Coach recht zuversichtlich. „Wir Sportler sind ja manchmal sehr abergläubisch. Die Woche vor Essen war so optimal, wie wir es selten hatten. Das Spiel ging dann aber voll in die Hose. Insofern bin ich froh, dass wir nun wieder in unserem alten Rhythmus sind. Am Ende einer Woche, in der die halbe Mannschaft mit Wehwehchen auskommen musste, haben wir uns im Spiel dann zumeist gut geschlagen.“ Der Theorie folgend dürften die 46ers also am Sonntag wieder eine gute Partie aufs Parkett legen.
Doch Theorie ist das eine, Praxis das andere. Bei der Niederlage gegen Essen hat es vor allem an der Einstellung gehapert. „Der Grund für die Niederlage war vor allem die Tatsache, dass wir nicht aggressiv genug waren. Am defensiven Brett haben wir nicht genug gearbeitet und nicht so viel investiert, wie jeder einzelne Gegenspieler.“ Auf schnelle Besserung hofft der Coach naturgemäß. „Vom Einsatz und Engagement werden wir hoffentlich wieder den Level erreichen, den wir brauchen, um Spiele zu gewinnen. Ich bin aber überzeugt, dass wir am Sonntag wieder eine sehr engagierte Truppe sehen werden.“