Auch im vierten Anlauf sollten die Depant GIESSEN 46ers Rackelos in der Ferne als Verlierer vom Parkett gehen. Gegen die Basketball Löwen Erfurt lagen die Lahnstädter am Sonntagabend über weite Strecken im Hintertreffen, bevor starke Schlussminuten das Blatt beinahe gewendet hätten. Angeführt von Kapitän Johannes Lischka und Adam Klie verkürzten die 46ers nach 62:75-Rückstand auf 83:85. Mit der Sirene hatte Alen Pjanic nach langem Einwurf die Verlängerung in der Hand, verpasste aus der Mitteldistanz aber knapp. So feierte Liganeuling Erfurt den ersten Heimsieg und zieht damit in der Tabelle an den Rackelos vorbei, die auf dem neunten Platz rangieren. Weiter geht es für die 46ers in der Sporthalle Gießen-Ost gegen Elchingen am kommenden Samstag (10.11., 20:00 Uhr).
Die Bedeutsamkeit des Spiels war beiden Teams zu Beginn anzumerken: Wollten die Löwen vor einmal mehr über eintausend Zuschauern ihren zweiten Saisonsieg perfekt machen, ging es für die Rackelos darum, nach zuletzt zwei Niederlagen in Serie zurück in die Erfolgsspur zu finden. Daraus resultierten maue Quoten in den ersten fünf Minuten, in denen Lischka und Leon Bahner Gießen nach Layups mit 7:4 in Führung brachten. Als dann Max Kuhle auf der Gegenseite zum Dreier ansetze mag manch Zuschauer in der Riethsporthalle nicht nur innerlich mit den Augen gerollt haben: Von sieben Distanzwürfen, die der Guard pro Partie nimmt, fanden vor dem Spiel nur 21% ihr Ziel. Doch nicht nur dieser Versuch zum 7:7 flutschte durch die Reuse, sondern noch fünf weitere im Verlauf des Spiels. David Taylor und Lucas Wobst ließen ebenfalls von Downtown einschweben und brachten so bis zum Viertelende eine 23:16-Führung auf die Anzeigetafel.
Auch danach schien das Zielwasser in der Puffbohnenstadt nicht zur Neige zu gehen. Wobst und Kuhle netzten ihre Dreier, letzterer zum zwischenzeitlichen 35:20 aus Sicht der Gastgeber. „Wir können mit unserer Verteidigungsleistung gerade in den ersten drei Vierteln wirklich nicht zufrieden sein“, erklärt Rackelo-Cheftrainer Rolf Scholz nach dem Spiel. Durch Treffer von Pjanic, dem emsig arbeitenden Klie und Bjarne Kraushaar konnten die Löwen zwar in Schlagdistanz gehalten werden. Weitere Dreier von Kuhle sorgten aber dafür, dass die Thüringer mit einem 46:37 in die Kabine gingen.
Traf Erfurt im bisherigen Saisonverlauf nur jeden fünften Schuss aus der Dreipunktedistanz, lag ihre Quote auch zu diesem Zeitpunkt noch bei bärenstarken 50%. Entgegen jeder Vermutung versteifte sich Erfurt nun jedoch nicht auf Distanzschüsse, sondern erhöhte durch Korbleger von Robert Franklin und Oliver Pahnke auf 54:38. Dies zwang Gießen zur Auszeit, aus der Klie, Lischka und Okpara mit einem 13:3-Run herausgingen. Das 55:51 schockte die Löwen jedoch nicht, die sich in der Offensive immer wieder auf Taylor verlassen konnten, und nach einem Dreier mit der Sirene von Robert Franklin zur Viertelpause auf 65:55 erhöhten.
Nach einem neuerlichen 6:2-Run der Erfurter schien in der 32. Minute die Vorentscheidung gefallen (71:59). Tatsächlich verwaltete das Team von Trainer Florian Gut seine Führung bis zum 75:62 clever. Ein Dreier von Lischka weckte dann jedoch die Lebensgeister der Rackelos, die in der Schlussphase ihren besten Basketball zeigten, das Tempo forcierten, Turnover erzwangen und nach einem Fastbreak-Dreier Klies auf 71:75 verkürzten. Tobias Bode und Pahnke per Layup erhöhten auf 78:71, bevor Kraushaar an der Straflinie auf 73:78 verkürzte. In Folge einer Erfurter Auszeit angelte sich Bohn seinen eigenen Offensivrebound und erhöhte bei noch 72 zu spielenden Sekunden auf 80:73.
Die Vorentscheidung war damit jedoch nicht gefallen. Gießen foulte Pahnke und Taylor taktisch, die fünf ihrer zehn Freiwürfe liegen ließen, während Klie und Kraushaar mit schnellen Treffern auf 80:82 verkürzten. Da nur noch zwölf Sekunden verblieben, mussten die Rackelos erneut foulen und Taylor an die Linie schicken, der bei fünf Restsekunden zweimal traf und auf 84:80 erhöhte. Nach einer Auszeit brachten die Gießener erneut Kraushaar in Wurfposition, der per Dreier den Anschluss herstellte und erneut Taylor foulte. Dieser ließ bei einer Sekunde auf der Uhr den ersten Freiwurf liegen, netzte aber den zweiten, weshalb die Rackelos aus dem Einwurf heraus ihre letzte Chancen bekamen. Ein Touchdownpass tief in die gegnerische Hälfte fand Pjanic, der aus der Mitteldistanz draufhielt – und zur Freude der Heimfans knapp scheitern sollte.
Rolf Scholz (Cheftrainer Depant GIESSEN 46ers Rackelos): „Erfurt hat überdurchschnittlich von außen getroffen, wir haben ihnen gerade in der ersten Halbzeit aber auch viele gute Wurfchancen eingeräumt. Das hat sich dann gerächt. Vor dieser, für unser junges Team, beeindruckenden Kulisse und ohne den Verletzten Thomas Tshikaya haben wir nur im letzten Viertel an das angeknüpft, was wir spielerisch zu leisten in der Lage sind. Das hat am Ende aber nicht gereicht, weshalb wir verdientermaßen als Verlierer zum Platz gingen.“
Basketball Löwen Erfurt – Depant GIESSEN 46ers Rackelos 85:83 (46:37)
Viertelergebnisse: 23:16, 23:21, 19:18, 20:28
Depant GIESSEN 46ers Rackelos: Adam Klie (24 Punkte, 8 Rebounds), Bjarne Kraushaar (12, 6 Assists), Tim Köpple, Alen Pjanic (9), Leon Bahner (5), Tim Uhlemann (6), Leon Okpara (9), Johannes Lischka (18), Jannis Hahn
Basketball Löwen Erfurt: David Taylor (21), Pavle Danilovic, Moritz Lang, Max Reinhardt, Tobias Bode (9), Janó Lange (5), Oliver Pahnke (12), Jonathan Arnold (2), Robert Franklin (12), Maximilian Kuhle (15), Lucas Wobst (9)