Hagen kann kommen

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Mit dem 92:75 gegen die Artland Dragons bleiben die GIESSEN 46ers auch im fünften ProA-Spiel in Folge ungeschlagen.

Am Abend zuvor nahm „Frenki“ Ignjatovic gerne einige Kilometer der Anreise in Kauf, um sich zusammen mit seiner Frau Gordana bei guten Freunden mit hessischen Spezialitäten wie Schmand- und Zwiebelkuchen kulinarisch verwöhnen zu lassen. Am Tag danach aber schlüpfte er in die Rolle des Hausherrn, um seinen Gästen einen wenig erfreulichen Nachmittag zu bereiten. 

Mit 92:75 (46:33) fertigten seine GIESSEN 46ers am 23. Spieltag der BARMER 2. Basketball-Bundesliga ProA die Artland Dragons ab, so dass der Cheftrainer beruhigt in die Zukunft blicken konnte: „Ich bin zufrieden, es gibt nicht viel zu meckern. Vor wenigen Wochen und zwei Niederlagen in Folge war die Stimmung bei uns und im Umfeld mies, nun haben wir fünfmal hintereinander gewonnen und uns bis auf Platz drei nach vorne gearbeitet. Was willst du mehr?“, fragte der 58-Jährige, der bei der Leistung seiner Männer „noch Reserven“ ausgemacht hatte.

Reserven, die für das kommende Gipfeltreffen gegen Phoenix Hagen mobilisiert werden sollten, schließlich hatte die Partie gegen den Vorletzten aus Quakenbrück auch einige Längen und „zähe Phasen“, die Nico Brauner nach seiner dritten Partie im Dress der Lahnstädter treffend charakterisiert hatte. „Das ist aber normal bei einem Doppelspieltag, da werden die Beine schon mal müde“, kannte der 30-Jährige die Ursachen dafür, dass seine Mitstreiter nach drei Vierteln und einer 30-Punkte-Führung (76:46) einem Kantersieg entgegenstrebten, nach einem 16:29 aus den letzten zehn Minuten aber am Ende mit einer Differenz von „nur“ 17 Zählern zufrieden sein mussten. „Wir haben zum Schluss ein bisschen nachgelassen, aber die Artland Dragons sind auch wirklich keine schlechte Mannschaft. Sie haben richtig starke Jungs in ihren Reihen, die besiegst du nicht eben mal im Vorbeigehen“, zeigte sich Kapitän Robin Benzing „zufrieden mit dem souveränen Erfolg“, der von Minute eins an eigentlich nie in Gefahr war. 

Unter den Augen des hessischen Innenministers Roman Poseck (CDU), der bei seinem zweiten Osthalle-Besuch in dieser Saison (nach dem 78:85 gegen Münster) endlich einen „souveränen Sieg“ und eine „ausgeglichene Mannschaftsleistung“ gesehen hatte, zeigten die 46ers sofort, wo der Bartel den Most holt. 14:4 stand es schon nach vier Minuten und den beiden verwandelten Freiwürfen von Kyle Castlin, der allerdings als einziger der Hausherren an der Linie ohne Fehl und Tadel blieb. Insgesamt neun Punkte ließ der Altmeister bei den Freiwürfen liegen, was neben der nur 27-prozentigen Trefferquote aus Downtown aber auch die beiden einzigen Kritikpunkte am „Family Day“ waren. 

„Wir haben uns inside kaum Patzer erlaubt“, war Branislav Ignjatovic zufrieden über 29 von 41 verwandelten Zweiern, die ebenso wie nur fünf Ballverluste, 37 eingesammelte Abpraller, fünf Steals und starken sechs Profis, die zweistellig scorten, zum Positiven im Gießener Spiel gehörten. „Es war ein Must-Win-Game, das wir souverän hinter uns gebracht haben“, wusste Nico Brauner, dass die 46ers seit seiner Rückkehr noch nicht verloren haben. Was gegen den ehemaligen Europapokal-Teilnehmer aus dem Landkreis Osnabrück, der am Freitag nach davor 17 Niederlagen beim 92:69 gegen Münster wieder ein Lebenszeichen gesendet hatte, auch nie in Frage stand.

 Als Kevin McClain ein spektakuläres Solo quer durch die halbe Samtgemeinde Artland zum 35:25 (14.) abschloss, als der starke Jonathan Maier an Gäste-Neuzugang Alexander Möller vorbei auf 53:35 (22.) stellte, als Luis Figge in Stefan-Fundic-Manier per Floater das 63:42 (25.) besorgte, als Robin Benzing nach einem Vier-Punkte-Spiel zum 67:44 (27.) Handküsschen in Richtung der Familie schickte und als Mladen Vujic die spitzen Ellenbogen ausfuhr, um die Kugel zum 76:46 (30.) in die Reuse zu hämmern, waren die „Drachen“ längst erlegt. 

Erst als die Refs im Schlussabschnitt in den Mittelpunkt rückten und den Gastgebern einige Technische und Unsportliche Fouls aufs Auge drückten, mussten sich die 46ers kurz schütteln, ohne aber jemals in Gefahr zu geraten. „Gießen spielt um den Aufstieg, da bin ich mir ganz sicher. Für uns war das heute eine Lektion“, zeigte sich Gäste-Übungsleiter Markus Jackson, der sich nach eigenem Bekunden „schon ein wenig mehr ausgerechnet“ hatte, als äußerst fairer Verlierer. „Für uns gilt es nun, die Geschehnisse in der kommenden Trainingswoche aufzuarbeiten.“ 

In jener Woche also, in der sich die 46ers auf das Duell mit dem Erzrivalen Phoenix Hagen vorbereiten werden. „Wir haben mit denen noch eine Rechnung offen“, versandte Robin Benzing schonmal eine Grußadresse ins südliche Westfalen. Schließlich will „Frenki“ Ignjatovic nicht nur den Artland Dragons, sondern auch dem kommenden Gegner einen möglichst unerfreulichen Abend bereiten …

Gießen: Warnholtz (7), Castlin (12), McClain (10), Benzing (10), Maier (13), Figge (6), Nyama (2), Kovacevic (11), Vujic (15), Krajcovic (6), Brauner. 

Artland Dragons: Chouchoumis (21), Green (13), Buck (3), Döding, Battle (4), Anthony (8), Oehle (11), Thomas (3), West (7), Möller (5).

UND SONST NOCH …

  • Unsere Starter: Kyle Castlin, Kevin McClain, Jonathan Maier, Viktor Kovacevic, Simon Krajcovic.
  • Unser Konditions-Wunder: Viktor Kovacevic (27:08 Minuten).
  • Unser stärkster Rebounder: Viktor Kovacevic (9).
  • Unsere erfolgreichsten Passgeber: Robin Benzing und Kevin McClain (je 5).
  • Unsere höchste Führung: 76:46, 30. Minute.
  • Unsere erfolgreichste Serie: 14:0 zum 51:33, 21. Minute.
  • Unsere emotionalen Beobachter: 2073 Zuschauer in der Osthalle.
  • Unser nächster Auftritt: Samstag, 15. Februar (19 Uhr) gegen Phoenix Hagen.

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