Halbzeitinterview mit GIESSEN 46ers Rackelos Cheftrainer Rolf Scholz und Assistenztrainer Lutz Mandler

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Die „GIESSEN 46ers Rackelos“ laufen seit dieser Saison in der 2. Basketball-Bundesliga, Spielgruppe ProB Süd unter dem Dach der GIESSEN 46ers auf. Das Team ist eine Mischung aus erfahrenen Spielern wie Johannes Lischka, Marian Schick und Leo Vrkas und Nachwuchsspielern wie Bjarne Kraushaar, Alen Pjanic, Leon Okpara, sowie Ergänzungsspielern aus der NBBL der ROTH Energie Basketball-Akademie GIESSEN 46ers, Tim Uhlemann, Tim Kordyaka und Daniel Thurau. Gecoacht wird das Team von Cheftrainer Rolf Scholz und Assistenztrainer Lutz Mandler. Nach zwölf Spielen in der Saison 2017/18 schreiben wir Halbzeit in der ProB Süd und haben die Gelegenheit genutzt, mit Rolf Scholz und Lutz Mandler eine kleine Bestandsaufnahme festzuhalten.

Halbzeit in der ProB. Wie zufrieden seid ihr mit dem aktuellen Tabellenplatz und den gezeigten Leistungen?

Rolf Scholz: Wir sind mit dem bisherigen Saisonverlauf sehr zufrieden, sowohl mit dem Tabellenplatz, als auch mit den gezeigten Leistungen. Das war so sicher nicht abzusehen. Uns ist allerdings auch bewusst, dass es sich um eine Momentaufnahme handelt und wir noch einen langen Weg bzw. viele schwere Aufgaben vor uns haben.

Lutz Mandler: Ja, es ein sehr angenehmes Gefühl mit diesem Ergebnis in die Halbzeit zu gehen. Deshalb sind wir auch zufrieden. Uns ist es wichtig, dass wir uns als Team gefunden haben und bisher ohne Verletzungen durchgekommen sind.

Wollen wir die Hinrunde ein wenig Revue passieren lassen: 1. Spieltag etwas ganz Besonderes und ein Derby gegen Frankfurt. Wie war eure Gefühlslage vor dem ersten Auftritt?

LM: Nach der turbulenten Sommerzeit vor dem Wechsel zu den GIESSEN 46ers und der Umstrukturierung des Teams war es sehr spannend, nach Frankfurt zu fahren. Hier hat sich aber schon gezeigt, dass wir mit den Jungs schwierige Situationen meistern können. Das trägt uns bis heute.

Dank einer fulminanten Teamleistung in der zweiten Halbzeit habt ihr das Derby für euch entscheiden können. Was ging euch nach dieser Partie durch den Kopf?

RS: Zunächst haben wir uns mit den Jungs riesig über den Sieg gefreut. Insbesondere nach diesem Spielverlauf. Wir haben lange gebraucht, um in das Spiel zu finden, haben aber nie aufgesteckt, wofür die Jungs am Ende belohnt wurden. Dass es keine Selbstverständlichkeit ist, in Frankfurt zu gewinnen, zeigt der bisherige Saisonverlauf, in dem die Frankfurter gezeigt haben, dass sie auch in dieser Saison wieder ein absoluter Playoff-Anwärter sind.

Ihr habt es beide angedeutet: Man konnte schon zum Auftakt erkennen, was für ein verschworener Haufen dort zusammengestellt wurde. Beschreibt doch mal den Charakter dieser Mannschaft!

RS: Dass die Jungs zu einer Einheit werden, ist die Hoffnung vor einer jeden Saison, allerdings leider nicht selbstverständlich. Von daher sind wir diesbezüglich heute sehr zufrieden und freuen uns, dass die Jungs gut miteinander auskommen. Die Mannschaft ist unheimlich ehrgeizig und erfolgshungrig, zudem geprägt aus einer Mischung an jugendlicher Unbeschwertheit und Erfahrung.

LM: Wir sind alle bei Null gestartet und hatten die gleiche Ausgangssituation. Die Jungs haben sich schnell sehr wohl in der 46ers-Familie gefühlt und so sind wir los gelaufen.

Mit Bjarne Kraushaar macht ein junger Nachwuchsspieler auf sich aufmerksam, den ihr sportlich schon sehr lange begleitet. Wie seht ihr seine Entwicklung bisher?

RS: Bjarne hat sich in den letzten Jahren kontinuierlich weiterentwickelt und auch im bisherigen Saisonverlauf wieder einen großen Schritt nach vorne gemacht. Er arbeitet hart an seinen Schwächen und versteht es, wie kaum ein anderer, seine Stärken auf`s Feld zu bringen und in den Dienst der Mannschaft zu stellen.

LM: Bjarne hat viel geschafft und wir sind sehr stolz auf Ihn. Wenn er weiter hart arbeitet, kann er ein Stammspieler in der 1. Liga werden. Er bringt alles mit was man braucht.

Ihr habt viele junge Spieler in der Mannschaft. Könnt ihr uns mal einen Einblick geben, wie die Zusammenarbeit mit den Jungs ist?

RS: Ich würde die Zusammenarbeit als offen und vertrauensvoll beschreiben. Es kommt uns natürlich zu Gute, dass wir einen Großteil der Jungs schon seit einigen Jahren kennen. Wir versuchen, eine Situation zu schaffen, in der sich die Spieler wohl fühlen und sich somit bestmöglich entwickeln können bzw. bestmögliche Leistungen abrufen können. Natürlich gehört es in unserer Funktion auch dazu, bestimmte Dinge offen anzusprechen und Sachen zu sagen, die ein Spieler nicht so gern hört. Das geht nur, wenn man eine gute Basis mit den Jungs hat.

Geführt werden die Jungs von routinierten Spielern wie Johannes Lischka, Marian Schick und Leo Vrkas. Wie wichtig ist für euch Johannes Lischka als Kapitän und als Führungspersönlichkeit? Sind die erfahrenen Spieler die Korsettstangen, die das Team in der Balance halten?

RS: Wir haben von Anfang an betont, wie wichtig uns eine gesunde Mischung aus jungen, talentierten und erfahrenen Spielern in unserem Konzept ist. Das hat sich im bisherigen Saisonverlauf aus meiner Sicht wieder voll bestätigt. Alle drei haben schon eine Menge im professionellen Basketball gesehen und erlebt und teilen diese Erfahrungen mit den jungen Spielern bzw. geben sie weiter. Die älteren Spieler halten uns in der Balance. Das ist allerdings nicht nur in Spielsituationen, sondern auch im Trainingsalttag und neben dem Feld sehr wichtig.

LM: Gerade in schwierigen Phasen im Spiel profitieren wir stark von der Erfahrung der routinierten Spieler. Gleichzeitig schauen sich die jungen enorm viel von den älteren ab. Wenn Johannes als ehemaliger BBL Allstar und Nationalspieler Mal das Wort ergreift, kannst du eine Stecknadel fallen hören. Wenn Marian den Motor anwirft zieht er alle mit und solche DInge kannst du kaum im Training vormachen.

Mit Jeril Taylor und Nick Hornsby spielen zwei äußerst talentierte US-Amerikaner im neu formierten ProB-Team, die sich nahtlos ins Teamplay integrieren. Zwei echte Glücksgriffe? 

RS: Wir sind mit beiden Import Spielern sehr zufrieden. Beide identifizieren sich zu 100 Prozent mit dem Projekt und waren von Anfang an bereit sich in das Team zu integrieren, sportlich wie menschlich.

LM: Ja zwei absolute Glücksgriffe. Beide bringen Topleistung auf dem Feld, was ich aber noch viel wichtiger finde ist, dass beide eine sehr hohe Sozialkompetenz mit sich bringen. Es macht Spaß, mit den Jungs zu arbeiten.

Was zeichnet die Beiden aus?

RS: Besonders ihre Vielseitigkeit und Flexibilität sind ausgesprochen wichtig für uns. Beide sind sehr talentiert und bereit, in den wichtigen Situationen Verantwortung zu übernehmen. Aber vor allem und ich denke das ist entscheidend, sind sie bereit mitzuspielen, im Angriff und in der Verteidigung und ihre Qualitäten in den Dienst der Mannschaft zu stellen.

Bei Heimspielen als auch auswärts konnte man immer wieder das Engagement und den Willen erkennen, dass man Spiele gewinnen möchte. Was hat euch bisher überzeugt und welche Fehler müssen noch abgestellt werden?

RS: Dieser Wille ist unumstritten vorhanden. Die Jungs sind sehr ehrgeizig und erfolgshungrig. Es ist gut zu sehen, dass sie nicht aufstecken und weiter an sich glauben, egal in welcher Situation.

Dennoch haben wir natürlich in vielen Bereichen noch Verbesserungspotential –  offensiv wie defensiv. Gerade im Umschaltspiel sind wir oft noch zu leichtsinnig, was zu vermeidbaren Ballverlusten führt. Aber Fehler werden auch weiterhin passieren und gehören dazu. Wichtig ist, dass wir aus ihnen lernen und sie nicht wiederholen oder zumindest nicht allzu oft (lacht.)

Die GIESSEN 46ers Rackelos sind der Unterbau der BBL-Mannschaft. Wie würdet ihr diese erste Saisonhälfte in punkto Entwicklung für das Oberhaus beurteilen? Ist man in dieser Hinsicht auf dem richtigen Weg?

RS: Ja, ich denke, wir sind auf dem richtigen Weg und hatten auch an diesem Punkt eine gute erste Saisonhälfte. Dass unsere DL-Spieler Einsatzzeiten in der BBL erhalten haben, ist toll aber vor allem bei Weitem nicht selbstverständlich. Ich denke, dass wir alles in allem gegenseitig voneinander profitieren und lernen. Unsere Spieler sammeln in der BBL und vor allem im gemeinsamen Training mit dem BBL-Team wichtige Erfahrungen, die sie in ihrer persönlichen Entwicklung weiterbringt und die sie in unser Team mit einbringen können. Auf der anderen Seite können wir mit Hilfe des ProB- Kaders auch dem BBL Team in der ein oder anderen (Trainings-)Situation helfen.

Am vergangenen Wochenende konntet ihr zunächst einen Auswärtssieg (79:86), am Mittwochabend einen Heimsieg (90:78) gegen den FC Bayern München BB II einfahren. Wie ordnet ihr diese Spiele zum Ende der Hin- und Auftakt der Rückrunde ein?

RS: Mit Blick auf die Tabelle waren dies zwei ganz wichtige Spiele für uns und wir sind dementsprechend froh, dass wir die Siege einfahren konnten und damit den Abstand auf die Nicht-Playoff-Plätze vergrößern konnten.

Spielerisch war gerade im Rückspiel noch Luft nach oben, allerdings ist es auch nicht einfach, wenn man innerhalb wenigen Tagen zweimal gegen den selben Gegner spielt. Auch daraus werden wir etwas für den weiteren Saisonverlauf mitnehmen.

LM: Das war der krönende Abschluss einer tollen Hinrunde. Wir sind überglücklich, dass wir dort stehen, wo wir stehen. Die Stimmung innerhalb der Mannschaft spiegelt diesen ersten Erfolg wieder. Wir dürfen uns aber nicht ausruhen. Es ist noch ein langer Weg.

Die derzeitige Bilanz (8:4, 4. Tabellenplatz) kann sich sehen lassen. Blicken wir auf Teams wie bspw. Schwelm oder Rhöndorf in der ProB, fällt auf, dass diese Teams sich zum jetzigen Zeitpunkt nochmal personell verstärkt haben – mit welchem Gefühl geht ihr in die Rückrunde? Wo stehen die Rackelos am Ende der Saison?

LM: Zum einen ist es natürlich für die Qualität der Liga schön, dass wir jetzt Spieler aus der D-League bestaunen dürfen. Gleichzeitig ist das aber auch für uns ein deutliches Signal, weiter hart zu arbeiten. Es wird sich zeigen, welches Team am Ende auch als Team auftritt und Spiele gewinnen wird. Es bleibt spannend. Unser Tabellenplatz in Relation zu den anderen Teams zeigt, dass wir alle zusammen in den letzten Jahren Spieler entwickeln konnten, die mithalten und den anderen Teams Kopfzerbrechen verursachen. Das spricht für die Organisation und den Standort.

RS: Ich denke, dass wir mit dem Verlauf der Hinrunde mehr als zufrieden sein können. Klar ist aber auch, dass die Rückrunde nicht einfacher wird.

Einige Teams haben sich personell verstärkt oder werden dies noch tun. Zudem ist uns bewusst, dass es auch bei uns weiterhin aufgrund von Spieltags Überschneidungen jederzeit zu personellen Ausfällen kommen kann. Von daher werden wir weiter Woche für  Woche konzentriert arbeiten, in der Hoffnung am Saisonende unter den ersten 8 zu landen.

Die ProB befindet sich seit Juli dieses Jahres unter dem Dach der GIESSEN 46ers. Sind die Rackelos in Gießen angekommen? 

RS: Ohne Zweifel, ja. Ich denke man merkt, dass sich das Team wohl fühlt und sich jeder hundertprozentig mit dem Verein identifiziert. Die Verantwortlichen der 46ers haben es uns von Anfang an sehr leicht gemacht und in der Kürze der Zeit für tolle Bedingungen gesorgt. Und ich denke, dass auch das Gießener Publikum mittlerweile gefallen an den RACKELOS gefunden hat.

LM: Ich denke schon, obwohl wir noch in der Anfangsphase stecken. Es ist schön zu sehen dass bei allen Heimspielen die BBL Spieler da sind. Die Identifikation und das Bewusstsein eine Familie zu sein, spüre ich bei allen Beteiligten. Es macht sehr viel Spaß ein Teil davon zu sein.

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