Heinz-Ewald Hirsch – Mehr als nur ein Manager

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Vor ziemlich genau zwei Jahren, als es dem Bundesliga-Basketball in Gießen gar nicht so gut ging, prägte Heinz-Ewald Hirsch den Vergleich, Gießen ohne Erstliga-Basketball sei so wie Köln ohne Dom – einfach nicht vorstellbar. Hinzufügen möchte man als langjähriger Begleiter, dass dieses Bild erst vollständig ist mit dem Zusatz, dass so wie Köln ohne Dom und Gießen ohne Bundesliga-Basketball andere Städte wären, der heimische Traditions-Erstligist ohne Heinz Ewald Hirsch, den langjährigen Manager des fünfmaligen deutschen Meisters MTV 1846 Gießen, seit seinem Tod im vergangenen Sommer nicht mehr der gleiche ist.

Heinz-Ewald Hirsch war der „Macher“, die gute Seele, der Manager, der Wegbegleiter aller Basketball-Bundesliga Mannschaften seit den sechziger Jahren. Ob sie MTV 1846 Gießen, Flippers, Avitosse oder GIESSEN 46ers hießen, Heinz-Ewald gehörte dazu. Der selbstständige Güternahverkehrs-Kaufmann und Brennstoffhändler war von 1966 bis Mitte der 80er Jahre ehrenamtlich Manager bei den MTV-Basketballern, führte im Hintergrund Regie bei den Meisterschaften (1967, 1968, 1975, 1978) und Pokalerfolgen (1969, 1973, 1979) der späten sechziger sowie siebziger Jahre und blieb auch nach seinem Ausscheiden bis zuletzt als Betreuer stets ganz dicht dran an den Profis.

Heinz Ewald Hirsch war in seinen vielen Jahren immer mehr als nur ein technokratischer Manager. Die Spieler waren seine Jungs, die in seinem Geschäft im Alten Wetzlarer Weg aus und eingingen, mit seinem Fuhrpark Umzüge organisierten oder sich mit einem seiner Lkw am Faschingszug beteiligten. Was heute undenkbar ist: Neben der Leitung seines Geschäfts fühlte sich und war Heinz Ewald Hirsch für die Spieler rund um die Uhr ansprechbar, nahm Ersatz-Vaterrolle ein für manchen jungen Spieler, der zum ersten Mal von Zuhause wegging, um beim MTV Basketball zu spielen.

Seinen jahrelangen Kampf gegen die Krankheit ließ sich das MTV-Ehrenmitglied Heinz Ewald Hirsch nie anmerken. Wann immer er in der Sporthalle Ost aufkreuze, ob zu Trainingseinheiten, ob zu Spielen, vermittelte er eine positive Lebenseinstellung. Das geflügelte Wort bei ganzen Spielergenerationen lautete: „Der Heinz-Ewald wird das schon machen!“

Heinz-Ewald startete nach anfänglicher Betätigung im Handball, im Tennis, im Wasserball bei den Basketball-Pionieren um Ruprecht Krausch. Ab Anfang der Sechziger wechselte er in die Vorstandsarbeit, ins „Management“. Da gehörte es dann unter anderem zu seinen Tätigkeiten, den Bundesligaspielern bei jeder Auswärtsfahrt die fälligen 7,50 DM Spesen in die Hand zu zählen. Auch nachdem er gesundheitsbedingt ab Anfang der 80er Jahre kürzer treten musste, blieb die Sporthalle Ost ein Lebensmittelpunkt für den Mann, der einmal den „väterlichen“ Sepp Herberger als sein Vorbild bezeichnete. Im Alter von 77 Jahren verstarb Heinz-Ewald Hirsch. Aber in den Herzen der 46er wird er immer als einer der Väter der Erfolgsgeschichte des Gießener Basketballs in Erinnerung bleiben.

Text: Wolfgang Lehmann

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