Für Cheftrainer „Frenki“ Ignjatovic liegen die JobStairs GIESSEN 46ers nach einem Viertel der ProA-Saison auf Kurs
Ist das Glas halbvoll oder halbleer? „Frenki“ Ignjatovic muss nicht überlegen. „Halbvoll natürlich“, lässt der Cheftrainer der JobStairs GIESSEN 46ers keinen Zweifel daran, dass seine Mannschaft in der BARMER 2. Basketball-Bundesliga ProA nach einem Viertel der Saison auf Kurs liegt.
„Ich habe von Anfang an gesagt, dass wir nach zehn Spielen ein positives Punktekonto haben sollten“, sieht der 57-Jährige sein Team weiter im Soll. Fünf Siege bei drei Niederlagen sprechen für die Aussage des Serben, für den es angesichts der kommenden Aufgaben am Sonntag (15 Uhr) in Bremerhaven und am Samstag, 2. Dezember (19 Uhr), gegen die Artland Dragons schon mit dem Teufel zugehen müsste, wenn die Lahnstädter im Tableau weiter abrutschen würden. Dass die beiden kommenden Kontrahenten auf den Rängen 15 und 18 rangieren, lässt Ignjatovic jedoch nicht als Argument der Favoritenrolle für die 46ers durchgehen. „Die Liga ist sensationell ausgeglichen besetzt, jeder kann jeden schlagen.“ Und: „Gerade auswärts kannst du dir nie sicher sein.“ Was Gießen unlängst leidvoll erfahren musste. Und weshalb sich ein Rückblick auf Vergangenes stets lohnt.
DIE NACKTEN ZAHLEN: Nach einem Viertel der Saison liegen die JobStairs GIESSEN 46ers auf Rang sieben. Schon zehn Zähler hinter den noch ungeschlagenen FRAPORT SKYLINERS und nur zwei Punkte vor einem Nicht-Playoff-Platz, den derzeit die PS Karlsruhe LIONS innehaben. 697 selbst erzielte Körbe sind bockstark (Schnitt von 87 pro Partie) und bedeuten (netto) den besten Wert der Liga, da Frankfurt (713) und Düsseldorf (753) eine Partie mehr absolviert haben. 674 gegnerische Punkte indes verraten Luft nach oben, da elf andere Teams unter dem eigenen Korb energischer und vor allem effektiver zugepackt haben.
DER ZUSCHAUERZUSPRUCH: Die 3310 ebenso enthusiastisch mitgehenden wie nach dem 69:92 gegen Frankfurt auch bitter enttäuschten Besucher bedeuteten das erste ausverkaufte Haus seit dem 7. März 2020, als noch 3752 Fans in die Osthalle passten. Da gegen die EPG Baskets Koblenz (1962) und die ART Giants Düsseldorf (2009) jedoch nicht annährend so viele Besucher kamen, beträgt der 46ers-Schnitt aus den ersten drei Heimauftritten 2427, was in der Liga Platz vier hinter den RÖMERSTROM Gladiators Trier (3474), Frankfurt (3408) und Phoenix Hagen (2819) bedeutet. Das Pokal-Match vor Saisonbeginn gegen Erstligist HAKRO Merlins Crailsheim (79:73) sahen 2397 Anhänger, die ihr Kommen nicht bereut haben dürften.
DER HÖHEPUNKT: Der 88:85-Erfolg bei den heimstarken Dresden Titans war aller Ehren wert, zumal Gießen zur Pause schon deutlich (46:54) hinten lag. Getoppt wurde der Sieg aber vom hohen 116:88-Sieg über die ART Giants Düsseldorf, dessen Bedeutung erst auf den zweiten Blick deutlich wird. Denn er kam nur 44 Stunden nach der Pleite im Hessenderby zustande. „Da haben wir eine gute Reaktion gezeigt und klar gemacht, dass die Frankfurt-Pleite vor eigenem Publikum ein Ausrutscher war“, so Branislav Ignjatovic.
DIE ENTTÄUSCHUNG: Natürlich das 69:92 gegen den noch ungeschlagenen Bundesliga-Absteiger FRAPORT SKYLINERS, gegen den sich die 46ers so viel vorgenommen hatten, gegen den sie am Ende aber in Ehrfurcht erstarrten beziehungsweise übermotiviert zu Werke gingen. Das 99:105 vergangenen Samstag bei seinem alten Arbeitgeber lässt der 46ers-Übungsleiter indes nicht als Rückschlag durchgehen. „In Kirchheim haben wir offensiv überzeugt und eine klasse erste Halbzeit hingelegt.“
DAS PERSONAL: Der 46ers-Kader umfasst weiterhin nur zehn Profis, die durch den Nachwuchs Till Heyne und Chris Herget ergänzt werden können. Der erst wenige Tage vor dem Crailsheim-Match verpflichtete Lamar Norman Jr. konnte die Erwartungen nicht erfüllen, außerdem plagte ihn Heimweh. Für den inzwischen wieder bei seinen Eltern in Grand Rapids/Michigan angekommenen 23-Jährigen gehört seit gut einer Woche TreVion Marcell Crews zum 46ers-Kader. Nach nur zwei Trainingseinheiten konnte der 27-jährige Guard, der schon in Karlsruhe und Leverkusen ProA-Erfahrung sammelte, beim Kirchheimer 99:105 in seinen gut sieben Minuten auf dem Parkett allerdings noch keine Akzente setzen. „Er wird aber noch kommen und uns künftig eine große Hilfe sein“, ist „Frenki“ Ignjatovic von den defensiven und offensiven Fähigkeiten des Modellathleten überzeugt.
DIE BESTEN STATS: Mit im Schnitt 18 Punkten gehört Duane Wilson zu den Top-Performern der ProA. Auch Ex-Nationalspieler Robin Benzing (14,5), Big Man Stefan Fundic (13) und Regisseur Simon Krajcovic (10) punkteten im Schnitt zweistellig. Mit im Schnitt fast acht eingesammelten Rebounds liegt der Serbe Stefan Fundic ebenfalls im oberen Regal des Unterhauses, Double-Double, also eine zweistellige Anzahl aus Punkten und Abprallern pro Match, die ihm in der vergangenen Saison satte 18 Mal glückten, gelangen ihm in dieser Runde bislang nur gegen Koblenz und gegen Düsseldorf.
DIE ZUKUNFT: In den kommenden gut fünf Wochen bis zum Jahreswechsel warten noch drei Heim- und drei Auswärtsspiele auf die 46ers. Gerade in der Osthalle gegen die Artland Dragons, die Nürnberg Falcons BC und die VfL SparkassenStars Bochum wären alles andere als Gießener Erfolge enttäuschend, bei den Eisbären Bremerhaven, Bundesliga-Absteiger BBC Bayreuth sowie den überraschend auf Rang vier stehenden Uni Baskets Münster ist indes alles möglich. Der Januar hat es dann mit vier Heim- und nur zwei Auswärtsspielen in sich, wobei gleich in Woche eins nach Neujahr die Duelle mit den Aufstiegsanwärtern RÖMERSTROM Gladiators Trier und Medipolis SC Jena auf dem Programm stehen.
DAS SAGT FRENKI: „Wenn wir nicht bald eine defensive Stabilität entwickeln, drohen wir im Mittelmaß zu versinken. Die Spieler müssen verstehen, dass sie zwar offensives Potenzial haben, dass sie hinten aber noch lange nicht am Limit sind. Es ist wichtig zu wissen, wann schlaue Fouls angebracht sind, wann die Teamfoulgrenze dem Gegner immer wieder leichte Punkte von der Linie beschert und wie schlecht es ist, unbeherrscht oder übermotiviert früh in Foul-Nöte zu geraten und damit zu viele wichtige Minuten auf der Bank schmoren zu müssen. Außerdem müssen wir endlich verstehen, dass die Verpflichtung von Robin Benzing trotzdem bedeutet, weiter hart arbeiten zu müssen. Mit ihm von den Playoffs oder sogar vom Aufstieg zu träumen, war und ist unrealistisch. Uns fällt nichts in den Schoß.“
22.11.23