Am Rande der weltberühmten „Kö“ wollen die JobStairs GIESSEN 46ers ihre zuletzt drei bitteren Niederlagen endlich vergessen machen
Die „Kö“, Deutschlands vermeintlich mondänster Shopping-Boulevard. Die Rheinuferpromenade entlang der Altstadt zwischen Kunstakademie und Landtag. Schloss Benrath mit Orangerie, Französischem Garten und Naturkundemuseum. Ein Selfie am Rheinturm, wo die überdimensionale Dezimaluhr aussieht wie Signallichter für die Schifffahrt. Oder einfach nur ein Altbier in den zahlreichen Kultkneipen wie „Uerige“, „Füchschen“, „Himmel und Ähd“ oder „Zum Schiffchen“: Düsseldorf ist zu jeder Jahreszeit eine Reise wert.
Ob dies auch die JobStairs GIESSEN 46ers am Samstagabend behaupten werden, steht noch in den Sternen. Tatsache ist: Zum Rückrundenauftakt der BARMER 2. Basketball-Bundesliga ProA würde den Mannen von Cheftrainer „Frenki“ Ignjatovic ein Sieg gut zu Gesicht stehen, schließlich gingen die letzten drei Partien gegen Trier, in Jena und gegen Vechta II in die Hose. „Wir haben bald mehr geredet als trainiert“, war der 57-Jährige in den letzten Tagen mit der Aufarbeitung, vor allem aber mit der Beseitigung der Probleme, die eindeutig unter dem eigenen Brett zu suchen sind, beschäftigt.
„Wir müssen unsere Defense stabilisieren, sonst können wir uns die Playoffs abschminken“, redet der Serbe wie immer Klartext, nachdem die Niederlagen in Hagen (85.86), gegen Vechta II (90:91), in Kirchheim (99:105) und gegen Trier (81:85) ausschließlich auf individuelle Patzer in der Crunchtime zurückzuführen waren. „Das war in der vergangenen Saison noch anders, da haben wir die engen Partien fast ausschließlich zu unseren Gunsten entschieden“, denkt Ignjatovic noch gerne an den Playoff-Halbfinal-Einzug im Mai zurück, als er eine Mannschaft führte, die, wie er es unlängst auch beim Neujahrsempfang formulierte, „nicht die Qualität des aktuellen Teams hatte“, die jedoch fast beängstigend abgezockt auftrat.
Die jüngste Niederlagenserie, durch die die 46ers bereits vier Siege Rückstand auf Jena und Trier, drei auf Hagen und zwei auf Frankfurt aufweisen, hat dem Coach mächtig zugesetzt. „Zu verlieren ist nie angenehm. Die Jungs waren zuletzt viel zu viel mit sich beschäftigt. Es muss endlich ein Befreiungsschlag her“, reist Branislav Ignjatovic im festen Willen, einen Sieg am Rhein einzufahren, in die nordrhein-westfälische Landeshauptstadt. Dies aber nicht frei von Sorgen. Zum einen machten die katastrophalen Witterungsbedingungen zuletzt einen geregelten Trainingsbetrieb unmöglich, zum anderen mussten Duane Wilson, Dejan Kovacevic (beide Schulterprobleme) und TreVion Crews (Magen-Darm-Infekt) bei den Übungseinheiten teilweise passen.
Dass die ART Giants Düsseldorf, die Gießen am Samstag um 19 Uhr in ihrem Castello empfangen, unlängst ihren Trainer wechselten, macht die Aufgabe für Kapitän Robin Benzing und Co. nicht einfacher. Florian Flabb musste nach zweieinhalb Jahren am Rhein und drei recht deutlichen Niederlagen in Hagen (65:80), in Jena (80:107) und gegen Karlsruhe (67:84) gehen, der 39-jährige Türke Andac Yapicier übernahm Ende Dezember das Kommando auf der Bank der Giganten. Die Bilanz des Mannes, der zuletzt in Bahrain arbeitete: Zwei Heimpleiten gegen Bremerhaven (75:86) und gegen Münster (65:67) sowie ein Sieg in Bochum, der beim 99:85 souverän ausfiel. „Sie treten inzwischen kontrollierter auf und sind unter dem eigenen Korb nicht mehr so anfällig“, hat „Frenki“ Ignjatovic die ART-Matches unter dem neuen Übungsleiter per Video unter die Lupe nehmen können.
„Düsseldorf hat zwar erst sechs von 17 Spielen gewonnen, sie haben aber noch Chancen, die Playoffs zu erreichen“, sieht Ignjatovic die Spielgemeinschaft der Basketballabteilung des Allgemeinen Rather Turnvereins „keineswegs als Abstiegskandidaten. Da gibt es andere, die viel schwächer sind.“ In Frankfurt führten die Giants unlängst vor dem Schlussabschnitt mit 55:37, unterlagen aber noch 65:71. „Die Partie hat mir gezeigt, dass sie Leute in ihren Reihen haben, die auch mit den Großen der Liga mithalten können.“
Beispielsweise Small Forward Raiquan Clarke, der sich mit im Schnitt fast 17 Punkten nicht hinter dem Gießener US-Boy Duane Wilson (18,6) verstecken muss. Auch der aus Ludwigsburg gekommene Ben Shungu, Schwedens Nationalspieler Craig Lecesne (beide 13) und der aus Luxemburg verpflichtete US-Amerikaner Marquille Smith (11) sind in der Lage, zweistellig zu punkten. Unter den Brettern räumen Finn Fleute, C.J. Anderson (beide im Schnitt fünf Rebounds), der auch schon mal in Gießen gehandelte Alexander Möller (4), der Deutsch-Brite Alexander Richardson (6) und eben Craig Lecesne (7) auf. So dass „Frenki“ Ignjatovic zu dem Resümee kommt: „Die kommenden drei, vier Wochen werden uns aufzeigen, wohin unser Weg führt. Am besten natürlich nach oben.“
Wozu die 46ers im Düsseldorfer Castello den Schlüssel finden wollen …
18.01.24