Kein Heimspiel wie jedes andere

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Wenn die LTi GIESSEN 46ers am Samstag (18.10.) in der Sporthalle Gießen-Ost auf das Team der Telekom Baskets Bonn treffen (Tip-off um 20:00 Uhr, die Abendkasse öffnet um 18:30 Uhr), dann ist das gewiss kein Heimspiel wie jedes andere. Der 599. Heimauftritt eines Gießener Teams in der Ersten Liga könnte zugleich auch der letzte des Bundesliga-Gründungsmitglieds sein. In der nächsten Woche soll Gewissheit darüber herrschen, ob die in finanziellen Problemen steckenden LTi 46ers die Saison 2008/2009 zu Ende spielen können oder nicht.

LTi-Geschäftsführer Christoph Syring bezeichnete die momentane wirtschaftliche Situation des Klubs im zu dem Bonn-Heimspiel erscheinenden 46ers-Print-Magazin GAMETIME (ab morgen erhältlich) als „nach wie vor sehr ernst“. Der 43-jährige Diplom-Kaufmann appelliert an die hiesigen Basketball- und Sportfans, am Samstag das Heimspiel zu besuchen. Eine ausverkaufte Sporthalle Gießen-Ost sei wichtiger als jedes andere Signal. „Es würde symbolisieren, wie unverzichtbar Erstligabasketball für die Region Mittelhessen ist“, so Syring.

Zum Sportlichen: Jeweils rund 5000 Zuschauer verfolgten die beiden ersten Bonner Heimspielauftritte in der aktuellen Saison, einen 65:62-Sieg gegen die EWE Baskets Oldenburg und die 71:77-Niederlage gegen die Artland Dragons am vergangenen Samstag, bei der der amtierende Deutsche Vizemeister besonders in den Bereichen Rebounds (26:38) und Freiwürfe (nur 17 von 28 Versuchen fanden ihr Ziel) Verbesserungspotenzial offenbarte. Mit 4:4 Punkten ist der seit 1996 in der Ersten Bundesliga vertretene Klub aus Nordrhein-Westfalen in die Spielzeit gestartet. Auswärts setzte sich die Truppe von Head Coach Michael Koch zunächst mit 81:66 bei den Deutsche Bank SKYLINERS durch, am dritten Spieltag schnupperten die Bonner bei ALBA Berlin dann erneut an einem Sieg: Nachdem sie im letzten Viertel einen 13-Punkte-Rückstand in einen 73:73-Ausgleich umgewandelt hatten (37.), stand am Ende aber eine 84:91-Niederlage zu Buche.

Am Dienstag gab Bonn nach zweijähriger Pause sein Comeback auf der europäischen Bühne: Das Hinspiel der ersten Qualifikationsrunde zum EuroCup (Nachfolger des ULEB-Cups) bei Panellinios Athen ging deutlich mit 54:69 verloren. Das am kommenden Dienstag stattfindende Rückspiel gegen die Griechen, die die letzte Saison auf Platz fünf der griechischen A1-Liga beendeten, muss mit mehr als 15 Punkten Unterschied gewonnen werden. Scheitern die Baskets in der Qualifikation, gehen sie automatisch in der EuroChallenge an den Start.

Die LTi 46ers müssen auf ein Bonner Team vorbereitet sein, das ein hohes Tempo geht und außerordentlich aggressiv verteidigt. Mit den bundesligaerfahrenen EJ Rowland (der Spielmacher kam von den Artland Dragons) und Flügel Vince Yarbrough (spielte schon für Bamberg und Ludwigsburg) sowie dem aus der zweiten ialienischen Liga an den Rhein gewechselten Power Forward Brandon Bowman hat der gebürtige Licher Michael Koch das Bonner Team in der Sommerpause verstärkt. Der aus Novara gekommene und vor wenigen Tagen 24 Jahre alt gewordene Bowman ist nach den ersten vier BBL-Spieltagen bester Punktesammler (17,5), Rebounder (7,5) und Balldieb (1,5) des Bonner Teams. Bei den Punkten folgt der jederzeit Gefahr ausstrahlende Flügelspieler Winsome Frazier (13,8 PpS), Bonns Topscorer in der Finalserie gegen ALBA.

Verzichten müssen die Telekom Baskets auf ihren 2,04m großen US-Center John Bowler (12,1 Punkte pro Spiel in der letzten Saison). Aufgrund einer Verletzung der Patellasehne muss der 24-Jährige bis Dezember zuschauen. Kurz nach dem Ausfall Bowlers statteten die Telekom Baskets Mitte September den 30-Jährigen Ken Johnson mit einem Vier-Monats-Vertrag aus. Der 2,10m große Brettspieler spielte in der Vorsaison in Frankfurt und ist ein gefährlicher Shotblocker, was er am letzten Samstag im Spiel gegen Artland mit sechs Blocks einmal mehr unter Beweis stellte. Mit dem von einem US-College (Holy Cross) gekommenen Tim Clifford (2,11m, ersetzte den in die ProA nach Hagen gewechselten Bernd Kruel) bringen die Telekom Baskets noch einen zweiten großgewachsenen Center in die Osthalle mit. Mit den beiden gefährlichen Dreierschützen Artur Kolodziejski und Johannes Strasser sowie den zur lange Garde gehörenden Parick Flomo und Moussa Diagne kommen vier Spieler von der Bank, die schon im letzten Jahr in Bonn unter Vertrag standen. Neu im Team ist Alex King, der im Sommer aus Frankfurt an den Rhein wechselte.

„Bonn versucht, den Offensivplan seiner Gegner mit einer sehr aggressiven Verteidigung zu zerstören und auch mittels Ganzfelddruck Ballverluste des Gegners zu erzwingen“, weiß Gießens Head Coach Simon Cote. Offensiv wie defensiv müsse sein Team einen sehr guten Job erledigen, um eine Chance auf einen Sieg zu haben. „Im Angriff müssen wir außerordentlich gut auf den Ball aufpassen“, so Cote. In Sachen Korbverhinderung ginge es vor allem darum, die drei „Go-to-Guys“ Bowman, Frazier und Rowland nicht ins Rollen kommen zu lassen. Der 46ers-Cheftrainer hat jedoch auch vor dem restlichen Bonner Kader großen Respekt. Sein Trainerkollege könne aus „elf guten bis sehr guten Spielern“ auswählen.

An was es seinem Team augenblicklich mangelt, glaubt der 37-jährige US-Amerikaner erkannt zu haben. „Wir alle, Spieler wie Coaches, arbeiten sehr, sehr hart auf dieses erste Erfolgserlebnis in der Liga hin, uns hat in kritischen Spielmomenten bislang aber dieser Extra-Push an mentaler Stärke gefehlt. Mit Siegen und dem dadurch gewonnenen Selbstvertrauen ist es einfacher, diese Situationen gut zu überstehen. Bis dahin müssen wir durch Kampf einen Weg finden, das Momentum auf unsere Seite zu ziehen“, meint Cote, der noch nicht weiß, ob er am Samstag abgesehen vom langzeitverletzten Richard Poiger (dessen Kreuzbandriss wurde am Mittwoch in Heidelberg operiert) auf alle seine Spieler zurückgreifen kann: „Jo“ Lischka hat eine starke Erkältung erwischt und Corey Rouse plagen Rückenschmerzen, durch die der Power Forward in dieser Woche bislang nicht trainieren konnte.

Die Bilanz: Negativ aus 46ers-Sicht. Von 24 Punktspiel-Begegnungen seit der Saison 1996/97 konnte das Gießener Team nur sechs gewinnen. Die letzten sechs Spiele gingen allesamt an Bonn, dabei fiel die Entscheidung zweimal in der Verlängerung. Den letzten Heimsieg gegen die Telekom Baskets gabs am 18. Dezember 2004, beim 85:82-Sieg hörte der Topscorer auf den Namen Chuck Eidson (26 Pkt.).

Neue Vorverkaufsstelle: Stehplatzkarten für die Heimspiele der LTi 46ers sind ab sofort auch im Schuhhaus Waldschmidt in Gießen (Plockstraße/Ecke Seltersweg) erhältlich.

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