Ulms Routinier Nils Mittmann ließ zu Beginn des letzten Viertels einen Dreier durch den Ring segeln, der die Depant GIESSEN 46ers Rackelos mit 54:67 in Rückstand brachte. Es schien, als sei der Auswärtsfluch der Mittelhessen nach dem Sieg beim Tabellenletzten aus Köln zurückgekehrt. Mit einem mutigen Dreier zwei Sekunden vor dem Ende fungierte Bjarne Kraushaar dann aber als Fluchbrecher und bescherte den Mittelhessen den dritten Sieg in Folge.
Damit bestätigten die Rackelos nicht nur ihren Aufwärtstrend. Die Punkte waren zugleich wichtig, um den Abstand zur Konkurrenz auf den hinteren Playoffplätzen nicht anwachsen zu lassen. Coburg (9.), Erfurt (7.) und Köln (12.) konnten ihre Partien des zwölften Spieltags ebenfalls siegreich gestalten. Den Tabellenfünften aus Ulm trennen nur zwei Punkte von den 46ers, die aufgrund des Dreiervergleichs mit den punktgleichen Teams aus Coburg und Würzburg (8.) weiterhin auf dem zehnten Platz rangieren.
Nach einem Dreier von Alen Pjanic konnten die Rackelos nach zwei Minuten mit 7:2 die Führung übernehmen. Trotz vieler Ballverluste auf beiden Seiten war es Kraushaar, der ebenfalls von jenseits des Perimeters den Minivorsprung der Gäste festigte (12:8, 5.). Danach konnten sich die Ulmer aber zurück ins Spiel kämpfen und profitierten dabei auch von ihrer tiefen Rotation: Bereits im ersten Viertel schickte Coach Daniel Jansson elf Spieler aufs Feld. Besonders sehenswert war Moritz Krimmers Alley-oop-Dunk nach Pass von Timo Lanmüller zum 19:17. Kurz vor Ende des Viertels war es dabei ebenfalls Lanmüller, der von Kraushaar beim Dreipunktewurf gefoult wurde, an der Straflinie ohne Fehlwurf blieb und so das 24:19 bestellte.
Zunächst durch Christoph Philipps, danach in Form von Routinier Nils Mittmann fanden die Schwaben besser in den zweiten Abschnitt. Per Dunk nach Zuspiel von Johannes Lischka konnten dann aber die Gießener ein Ausrufezeichen setzen. Kurz darauf sorgte der Kapitän höchstpersönlich per Dreipunktespiel für den 26:30-Anschluss (14.), bevor die Schlagzahl runterging. Beide Teams versuchten sich mehrmals von jenseits des Perimeters, blieben dabei aber erfolglos. Lischka nahm das Heft des Handelns selbst in die Hand, erzwang einen Ulmer Ballverlust und legte auf der Gegenseite nach Zuspiel von Tim Köpple zum 28:32 ab. Lischka ließ kurz darauf einen Dreier folgen, auch Kraushaar markierte wichtige Punkte an der Dreierlinie. Da hinten aber keine Stops forciert werden konnten und sich die 46ers in der Offense nach guten Aktionen zu selten belohnten, behielt Ulm die Oberhand. Zum Glück konnten sich die Gäste in der ersten Halbzeit auf die Schwäche der Schwaben von der Dreierlinie verlassen: Von zehn Versuchen fand nur einer sein Ziel, weshalb Kraushaar von Downtown den 35:40-Pausenstand herstellen konnte.
Mit einem 4:0-Lauf startete Gießen besser in die zweite Hälfte. Danach überwanden die Spatzen aber ihre Ladehemmungen aus der Distanz: Ausgehend von Mittmann, der zum 45:41 (23.) netzte, trugen sich Philipps, Lanmüller, Bretzel und erneut Mittmann in die Scorerliste ein. Pjanic hielt mit einem eigenen Dreier zwar dagegen (53:56, 28.). Bretzels Alley-oop-Stopfer nach Zuspiel von Zachary Ensminger war dann aber der Start für einen 8:0-Run der Hausherren, die nun wie aus einem Guss spielten und bis zur Viertelpause auf 64:54 enteilten.
Nach Mittmanns Dreier gleich zu Beginn stellte Rackelo-Trainer Rolf Scholz dann auf eine kleinere Aufstellung um. Mit drei Guards und Pjanic auf der Position des Power Forwards gewann das Spiel der Hessen an Fahrt. „Wir fanden Zugang zum Match, haben uns reingebissen. Gerade die jungen Spieler“ – neben Pjanic standen Köpple und Kraushaar auf dem Parkett – „haben einen tollen Job gemacht“, so der Übungsleiter. Zwei Dreier von Adam Klie und Kraushaar sowie ein Dunk von Pjanic über Krimmer waren der Stoff, aus dem ein 10:0-Run der Gäste gestrickt war. Pjanics Dreier vier Minuten vor dem Ende markierte die erste Führung seit dem ersten Viertel (68:67). Bretzel konnte nach gewonnenem Offensivrebound zwar das 70:68 aus Sicht der Ulmer erzielen. Das Jansson-Team hatte aber bereits früh die Teamfoulgrenze erreicht, weshalb in dieser Phase Kraushaar, Klie und Lischka an die Freiwurflinie treten durften. Aus diesen Chancen nahmen die Rackelos aber nur magere zwei Pünktchen mit, während es Till Pape auf der Gegenseite besser machte und zwei Minuten vor dem Ende auf 72:69 stellte. Lischka ließ sich davon nicht beeindrucken und lötete wenig später von Downtown den Treffer zum Ausgleich. An der Straflinie erzielte Kraushaar nach einem Offensivrebound wenig später gar die Führung.
Bei noch zwölf zu gehenden Sekunden schockte schließlich Ensminger die Mittelhessen: Der Sprössling von BBL-Legende Chris Ensminger, der die 46ers selbst in unzähligen Basketballschlachten auf die Probe stellte, erzielte von der Dreierlinie das 75:73. Scholz bat seine Schützlinge zur Auszeit und gab dort die Vorgabe für den finalen Spielzug. Im Pick-&-Roll zwischen Kraushaar und Lischka band letztgenannter zwei Ulmer Gegenspieler, weshalb Kraushaar gerade genug Platz hatte, um aus der Distanz das 76:75 zu erzwingen. Unter dem Jubel der Gießener Spieler bat nun Jansson auf Ulmer Seite zum Timeout. Die zwei Restsekunden wollten die Schwaben nutzen, um per Alley-oop-Anspiel die Wende herbeizuführen. Klie blieb aber aufmerksam und fing den Einwurf ab: Sieg Nummer fünf in der laufenden Spielzeit war in trockenen Tüchern.
Weiter geht es für die Depant GIESSEN 46ers Rackelos am kommenden Sonntag (16.12., 18:00 Uhr) mit einem Heimspiel. Zu Gast sind die FRAPORT SKYLINERS Juniors.
Rolf Scholz (Cheftrainer Depant GIESSEN 46ers Rackelos): „Wir sind glücklich über den Sieg. Das Lob gilt vor allem den jungen Spielern, die mutig vorangegangen sind und einmal mehr Johannes Lischka, der trotz einer Verletzung in der ersten Hälfte bis Spielende als Anführer vorangegangen ist. Bjarne Kraushaar hat mit dem letzten Wurf seine Qualität unter Beweis gestellt und auch Alen Pjanic hat heute viel Verantwortung übernommen.“
OrangeAcademy – Depant GIESSEN 46ers Rackelos 75:76 (40:35)
Viertelergebnisse: 24:19, 16:16, 24:19, 11:22
Depant GIESSEN 46ers Rackelos: Adam Klie (9 Punkte), Bjarne Kraushaar (16, 9 Assists), Tim Köpple (2), Jordan Williams (1), Alen Pjanic (21), Tim Uhlemann, Leon Okpara (1), Johannes Lischka (19, 8 Rebounds), Thomas Tshikaya (7)
OrangeAcademy: Zachary Ensminger (5), Nils Mittman (11), Timo Lanmüller (11), Marius Stoll, Christoph Philipps (18), Nicolas Bretzel (15), Mate Fazekas, Nicolas Möbus (4), Malik Kudic, Till Pape (9), Moritz Krimmer (2)