Sicher: Zu wie vielen Fangesängen ein Spieler seine Anhängerschaft inspiriert, ist kein alleiniger Indikator dafür, dass er viel Einfluss auf das Geschehen seines Teams hatte. Auf Souleymane Wane trifft – so darf man mit Fug und Recht behaupten – aber beides zu.
BBL-Spiele für Gießen: 55
Position: Center
Punkte pro Spiel: 8.3
Trikot-Nummer: #6
Karrierestationen: Sloboda Dita Tuzla, OSG Phoenix, AZS Zagaz Koszalin, GIESSEN 46ers (2004-2006), Manchester Millrats
Bosman wer? Wie Wane nach Gießen kam
Im Jahr 2004 war die Ausländerregelung in der BBL anders gestrickt als dies heute der Fall ist. Grundsätzlich durften nur zwei „Nicht-EU-Akteure“ pro Team verpflichtet werden. Der Senegal aber, aus dem Wane stammt, war Teil eines Assoziierungsabkommens mit der EU, der Center damit ein Bosman-A-Spieler. Das erklärt zugleich, warum sich die 46ers die Dienste des damals 28-Jährigen leisteten. Mit 2,09 m und ausgestattet mit einer Modellathletik war Wane kein Schnäppchen, sondern im Gegenteil Topverdiener des damaligen Teams. Bei seinem vorherigen Arbeitgeber Koszalin hatte er sich zum Top-Rebounder der polnischen Liga gemausert. „Genau das haben wir uns von ihm erhofft: Rebounds und Defensive“, erinnert sich mit Christian Maruschka der damalige Geschäftsführer.

Das perfekte Puzzlestück in einer erfolgreichen Saison
9.1 Punkte, 1.2 Blocks und 9.0 Rebounds pro Spiel zeigen auf den ersten Blick, dass Wane dafür in der Offensive gewisse Schwächen aufwies. „Auch taktisch war er nicht der stärkste, Spielzüge wurden für ihn vereinfacht“, so Maruschka über den Hünen, der als ruhig und introvertiert galt, sich auf dem Feld aber desto besser einfügte. Dort verfügten die 46ers über genug Scoring-Power. Am offensiven Brett fing Wane so viele zweite Chancen ab, dass er immer wieder zu leichten Punkten im Nachfassen kam. Im siegreichen fünften Viertelfinalspiel über Köln hielt er mit sechs Blocks defensiv die Fäden auf beeindruckende Art zusammen.
Achtung: Ohrwurmgefahr!
Buchstäblich im Ohr bleibt uns Soul aufgrund der Hymnen, die in seinen zwei Jahren an der Lahn über ihn „erdichtet“ wurden. 2005 landete „Fettes Brot“ mit „Emanuela“ einen Hit. Die Fans wandelten den Refrain um in: „Lass die Finger von Souleymane Wane!“
Doch es ging noch weiter: Sein senegalischer Landsmann Malick Badiane spielte zur gleichen Zeit für die FRAPORT SKYLINERS. Vader Abrahams „Schlumpf-Lied“ fungierte sodann als Grundlage für folgende Zeilen: „Was macht der Souleymane am Brett?“ wurde von einem Vorsänger angestimmt. Die Fans hinterm Korb antworteten: „Der blockt den Badiane weg.“ Im zweiten Jahr bei den 46ers trüben dann Verletzungsprobleme die gute Laune. Knieprobleme zwangen Wane immer wieder zu Zwangspausen. Er wechselte nach einer einjährigen Auszeit vom Basketball zu den Manchester Millrats (New Hampshire), konnte aber auch dort nicht mehr vollständig genesen. Stattdessen wurde er in Massachusetts Lehrer für Französisch und Weltkultur – sowie Co-Trainer des Highschool-Teams in Haverhill.
Text: Sebastian Kilsbach