Mit dem Rückenwind des 93:87-Sieges gegen ratiopharm Ulm reisen die LTi GIESSEN 46ers am Sonntag an die Mosel, wo ein bedeutender Schritt in Richtung Klassenerhalt gemacht werden soll. In der Arena Trier trifft die Mannschaft von Coach Thorsten Leibenath ab 15 Uhr auf das Team von TBB Trier, das in der Tabelle auf Platz 17 und damit dem ersten von zwei Abstiegsplätzen rangiert, BBL.TV überträgt die Partie live.
Ein Zwei-Punkte-Polster liegt nach dem Erfolg der LTi 46ers (10:32 Punkte) am vergangenen Sonntag gegen Ulm zwischen Gießen auf dem rettenden Rang 16 und den Trierern (8:34). Bei einem Erfolg der Mittelhessen an der Mosel würde der Abstand auf vier Zähler anwachsen. Und die Leibenath-Truppe hätte nach dem 107:98-Verlängerungssieg im Hinspiel damit auch den direkten Vergleich gegen Trier gewonnen, der herangezogen würde, falls beide Klubs am Ende der Hauptrunde punktgleich wären. Trier müsste dann an den verbleibenden zwölf Spieltagen dreimal häufiger als die LTi 46ers gewinnen. Sollten die Gießener am Sonntag eine Niederlage nicht abwenden können, müssten sie darauf achten, dass diese mit weniger als neun Punkten ausfällt – auch dann hätte man in einem nach dem 34. BBL-Spieltag eventuell ausschlaggebenden direkten Vergleich mit den Moselstädtern die Nase vorn. Der Druck des Gewinnenmüssens lastet am Sonntag also ganz klar auf den Gastgebern.
In Trier wird im Vorfeld der wichtigen Partie alles unternommen, um die Fans in die Halle zu locken, denn zuletzt war die über 5000 Zuschauer fassende Arena bei den TBB-Heimspielen nur zu etwas mehr als der Hälfte gefüllt. Mit einer großen Fan-Offensive wollen die Trierer laut einer am Beginn dieser Woche veröffentlichten Mitteilung auf der Klub-Webseite jeden Anhänger mobilisieren, das Team soll am Sonntag „bedingungslos gepusht“ werden. Ehemalige Trierer BBL-Größen und Publikumslieblinge wie Charly Brown oder James Marsh appellieren an die Fans, die Mannschaft am Sonntag „nach vorne zu treiben“. Manager Lothar Hermeling wird mit den Worten zitiert, dass die Halle beben und Gießen vor der Kulisse zittern müsse. Zur optischen Unterstützung hat das Trierer Management mit Hilfe eines Sponsors mehrere tausend grüne T-Shirts mit dem Slogan „We believe“ (Wir glauben) anfertigen lassen, die am Sonntag vor dem Spiel kostenlos an die Fans verteilt werden sollen.
Nur gut, dass sich auch das Team der LTi 46ers in dem zu erwartenden Trierer Hexenkessel der Unterstützung durch seine Fans sicher sein kann. Etwa 100 Anhänger werden sich am Sonntag auf den Weg in den Westen von Rheinland-Pfalz machen und ihren Jungs vor Ort den Rücken stärken.
Die LTi 46ers treffen auf eine Mannschaft, die seit dem Hinspiel in der Osthalle personell auf einigen Positionen Veränderungen vorgenommen hat. Die wohl gravierendste fand auf dem Trainerstuhl statt: Anfang Dezember des letzten Jahres wurde der erfolglose Joe Whelton, der von 1999 bis 2003 Head Coach des Gießener Bundesligateams gewesen war, durch den Belgier Yves Defraigne ersetzt. Der 42-Jährige hat zwar auch nur zwei der folgenden zehn Spiele gewinnen können (das erste mit 72:62 in Jena, Anfang Februar siegte Trier dann zu Hause mit 96:74 gegen Tübingen), doch ein Aufwärtstrend ist bei den Trierern nach Ansicht von Thorsten Leibenath unverkennbar. Am letzten Samstag schnupperte die TBB-Truppe im Heimspiel gegen die in dieser Saison national wie international bärenstark auftrumpfenden Artland Dragons an der Sensation, erst kurz vor Schluss machten die Dragons den Sieg (83:90) perfekt. „Trier verteidigt unter dem neuen Trainer wesentlich besser, spielt im Angriff strukturierter“, hat Thorsten Leibenath bei der Videoanalyse des Gegners erkannt.
Im Hinspiel auf TBB-Seite noch nicht mit von der Partie waren die robusten Center John Whorton (früher Würzburg, 6,4 Punkte, 3,9 Rebounds pro Spiel) und Michael-Malik Benton (5,9 Pkt., 3,9 Rbd. pS), beide kommen durchschnittlich rund 18 Minuten zum Einsatz, sowie Point Guard Austen Rowland (7,3 Pkt., 4,7 Assists pS), die allesamt noch von Whelton nachverpflichtet worden waren. Wie gefährlich Power Forward Caleb Green ist, wissen die Gießener noch aus dem Hinspiel, in dem der athletische, 2,04m große US-Boy 29 Punkte erzielte. Im Spiel gegen Tübingen kam Green gar auf 40 Zähler. Neben Green (18,7 PpS) ist der 26-jährige Flügelspieler James Gillingham der einzige Akteur aus dem Trierer Team, der in der laufenden Runde im Schnitt zweistellige Punktewerte beisteuert (12,4 PpS), im Hinspiel markierte der auf dem Feld stets sehr smart wirkende Kanadier 26 Zähler. Rechtzeitig vor dem Gießen-Spiel und dem Ende der Wechselfrist haben die Trierer mit dem US-Amerikaner Marshall Phillips noch einen weiteren neuen Spieler unter Vertrag genommen. Der 32-jährige Small Forward ging zuletzt in der amerikanischen CBA auf Korbjagd, hat aber in den vergangenen beiden Saisons auch schon in Belgien und der zweiten italienischen Liga gespielt.
Zum Gießener Aufgebot, in dem Rouven Roessler am Sonntag leider fehlen wird: Der Flügelspieler und in dieser Saison bis dato erfolgreichste Punktesammler (15,2 pro Spiel) der LTi 46ers plagt sich seit einiger Zeit mit Schmerzen im Fersenbereich herum. Untersuchungen haben nun ergeben, dass diese von einem überstehenden Knochen herrühren, der operativ entfernt werden muss. Die OP wird am Montag erfolgen. Anschließend wird das 46ers-Team rund vier Wochen auf seine Nummer 33 verzichten müssen.
Positives gibt es dagegen von Marco Buljevic und Corey Rouse zu berichten. Nachdem er sich Mitte Februar im Training einen knöchernen Strecksehnenabriss in der rechten Hand zugezogen hatte, kann der 20-jährige Flügelspieler Buljevic seit Anfang dieser Woche mit einer Spezial-Schiene wieder am Training teilnehmen. Power Forward Rouse, der inklusive der Pokalpartie gegen Tübingen in den letzten vier Spielen aufgrund eines Bruchs des Mittelhandknochens gefehlt hatte, ist mittlerweile wieder gipsfrei, wobei das Spiel in Trier noch etwas zu früh für den Anfang Februar 24 Jahre alt gewordenen US-Amerikaner kommen dürfte.
Wenngleich die Nachricht vom Ausfall des Team-Topscorers Roessler verständlicherweise keine Begeisterung bei Thorsten Leibenath ausgelöst hat, gehen der Chefcoach und das Team der LTi 46ers zuversichtlich an die Aufgabe heran, in Trier den beim Sieg gegen Ulm vor allem im spielerischen Bereich (15 Assists, 59 Prozent Feldwurfquote) festgestellten Aufwärtstrend zu bestätigen und den ersten Auswärtssieg in dieser Saison einzufahren. Bill Phillips, der gegen Ulm in seinem dritten Einsatz für die Mittelhessen mit 25 Punkten und 7 Rebounds überzeugte, und Danny Lewis, der bei seinem Debüt gegen Ulm in zwölf Minuten acht Punkte beisteuerte, konnten in dieser Woche im Training weiter ins Team integriert werden. Der 37-jährige Lewis schiebt zudem bei Kraft- und Ausdauertraining ordentlich Extraeinheiten, um seinen Fitnesszustand zu verbessern.