Das offensive Arsenal des Combo-Guards glich einem Schweizer Taschenmesser. Kam Lou Campbell in Fahrt, war er schlicht nicht zu stoppen. Zugetraut hätte man das dem damals 25-Jährigen nicht, als er 2004 zu den GIESSEN 46ers stieß. Zu unscheinbar schienen seine Maße, und auch sein letztes Team – der Zweitligist Paderborn – klang wenig verheißungsvoll. Lous Zeit bei den 46ers sollte aber nur den Start einer großen Karriere markieren.
BBL-Spiele für Gießen: 74
Position: Point Guard / Shooting Guard
Punkte pro Spiel: 14.4
Trikot-Nummer: #7 / #32
Karrierestationen: Buffalo Bulls, Paderborn Baskets, GIESSEN 46ers, Toyota Alvark, Eisbären Bremerhaven, EWE Baskets Oldenburg, WALTER Tigers Tübingen, Strasbourg IG, Paris-Levallois, Fos Provence, Antibes Sharks
Ohne Campbell wäre das Playoff-Wunder von Köln nicht möglich gewesen
Campbells Fähigkeiten ergänzten sich perfekt mit denen von 46ers Go-to-Guy Chuck Eidson. Beide waren 2004 nach Mittelhessen gewechselt und sollten das offensive Gesicht der Mannschaft prägen. Mit knapp 12 Wurfversuchen pro Spiel nahm der US-Amerikaner in dieser Saison die zweitmeisten Abschlüsse. Die Hälfte davon waren Dreier, die er mit 35% Trefferquote recht sicher traf. Lief Campbell heiß, konnte er Spiele im Alleingang entscheiden. Hatte er einen weniger guten Tag, stand mit Eidson ein verlässlicher Ersatz zur Verfügung. Campbells insgesamt maue Quote aus dem Feld (unter 40%) resultierte auch daraus, dass er den Youngstern auf der Spielermacherposition Anton Gavel und Heiko Schaffartzik regelmäßig unter die Arme griff. „Gerade, wenn es gegen die Shotclock Würfe zu nehmen galt, die er sich aus dem 1-gegen-1 erarbeitete, war Lou da“, betont der damalige Manager Christian Maruschka heute.
Leader of the Pack
In seinem zweiten Jahr bei den Gießenern war das nicht mehr nötig. Gavel hatte einen großen Sprung nach vorne gemacht und hielt die Fäden bei Einsatzzeiten von 35 Minuten im Schnitt fest in der Hand. „Als Chuck verletzt war, kam der Ball mehr zu ihm“, ergänzt Maruschka, der zugleich die starke Verteidigungsleistung des „Überathleten“ betont. Davon blieb auch die Popkultur nicht unberührt. So zierte Campbell die Hülle des PC-Spiels „Basketball Manager 2005“.
Wie es für Lou weiterging
Zwischen 2006 und 2009 stand Campbell bei Toyota Alvark (Japan) auf dem Parkett. In den drei darauffolgenden Jahren kehrte er in die Bundesliga zurück, bevor er – wie Chuck Eidson einige Jahre zuvor – bis 2016 für SIG Strasbourg spielte. Der französischen Liga blieb der heutige 43-Jährige seither immer treu, zuletzt in Diensten der Antibes Sharks an der Côte d’Azur.
Text: Sebastian Kilsbach