Nach acht Spieltagen liegen die GIESSEN 46ers mit vier Siegen auf einem tollen neunten Platz in der Tabelle der Beko Basketball Bundesliga. Nach dem heutigen Auftakttraining zur Vorbereitung auf die anstehende Partie in Braunschweig haben wir uns mit Cheftrainer Denis Wucherer unterhalten.
Hallo Denis, wie zufrieden bist Du mit dem Saisonstart?
Prinzipiell war ja die Idee, dass wir die Mannschaft im erweiterten Kern zusammenhalten, weil wir glauben, dass uns das Vorteile, vor allem am Anfang der Saison, bringen wird. Durch den Spielplan mit starken Gegnern zu Beginn und die Verletzungen, waren wir zwischenzeitlich skeptisch, aber im Nachhinein hat es doch funktioniert. Wir können uns auf unser Zusammenspiel, gerade offensiv, aber auch in der Verteidigung, verlassen. Dies hat dafür gesorgt, dass wir Mannschaften geschlagen haben, die besser einzuschätzen sind, als wir. Insofern können wir mit vier Siegen aus acht Spielen durchaus zufrieden sein.
Drei Siege zuletzt haben der Mannschaft außerdem eine Portion Selbstvertrauen gegeben.
Ja, aber ich glaube, dass wir den Grundstein dazu schon in der Vorbereitung gelegt haben, als wir auch schon gegen BBL-Mannschaften gespielt und diese Spiele meist erfolgreich gestaltet haben. Es ist ein Vorteil, Spieler mitzunehmen, die das System und die Coaches verstehen, sowie die neuen Spieler einbinden. Das ist ein Grund dafür, dass wir trotz Verletzungen Spiele gewinnen. Nicht, weil wir überragende Einzelspieler haben, sondern weil wir so früh schon als Mannschaft funktionieren. Man darf nicht unterschätzen, wie wichtig es ist, eine Mannschaft zusammenzuhalten. Das ist von unschätzbarem Wert.
Dazu fällt auf, dass in der Offensive der Ball sehr gut läuft. Das dürfte ganz nach dem Geschmack des Trainers sein?
Absolut. Wenn ich mir Bamberg in der Euroleague anschaue, muss ich sagen, dass das Vorbildcharakter hat. Da sieht man auch, wie eine Mannschaft spielen muss, um auch europäisch erfolgreich zu sein. Bamberg spielt zurzeit wie eine Top-Euroleague-Mannschaft. Das habe ich teilweise auch schon bei Bayern München gesehen. Es geht nur über das Teamplay, das ist der europäische Weg. Es geht darum, den richtigen Mann zu finden und die richtigen Entscheidungen zu treffen. Von der Qualität von Euroleague-Teams sind wir noch ein ganzes Stück weg, aber vielleicht treffen wir momentan schon zu 50 Prozent gute Entscheidungen. Mit der Zeit soll sich das weiter steigern. Wir versuchen hier einen kultivierten europäischen Basketballstil anzubieten. Mit der Kultur, mit der wir momentan spielen, sind wir schon recht zufrieden.
Du sagtest, dass ihr über 40 Minuten am Leistungslimit spielen müsst. Gegen Ulm lief nicht alles perfekt, trotzdem habt ihr deutlich gewonnen. Tut es gut, der Mannschaft vertrauen zu können, auch wenn nicht alles rund läuft?
Es scheint der nächste Schritt zu sein, dass wir so gefestigt sind und wir uns nach wie vor auf unsere Verteidigung verlassen können, wenn man mal das Berlin-Spiel ausklammert. Wir machen es dem Gegner schwer in den Rhythmus zu finden. Und das scheinbar so gut, dass wir, auch, wenn es offensiv nicht optimal läuft, trotzdem eine Chance haben. Das hat das Spiel am Wochenende gezeigt. Ich hatte das Gefühl, dass wir uns schon im zweiten oder dritten Viertel hätten absetzen können. Wir haben es nicht geschafft, aber trotzdem gewonnen. Das gibt uns natürlich ein gutes Gefühl und Selbstbewusstsein, dass wir Coaches und die Spieler auf einem guten Weg sind.
Yorman Polas Bartolo scheint mit 23 Zählern am Samstag ebenso auf einem guten Weg zu sein.
Das war ein erwachsenes Spiel von ihm gegen Ulm. Natürlich hilft es, wenn du deinen Wurf triffst, aber auch alles andere von ihm war erwachsener Basketball. Auch da ist eine Entwicklung zu erkennen. Man darf nicht vergessen, dass er noch nicht so lange organisierten Basketball spielt. Das ist auf diesem Niveau Neuland für ihn. Da helfen natürlich Spieler wie Karsten Tadda oder Braydon Hobbs, die häufig richtige Entscheidungen treffen. Er hat toll seine Stärken eingebracht und dann noch einen guten Tag bei seinem Wurf von außen, an dem er täglich arbeitet, erwischt. Das ist dann das Resultat dieses Spiel. Man darf jetzt aber nicht erwarten, dass das jetzt immer so sein wird.
Wie sehr hat es den Coach gefreut, als Eric James Palm seinen ersten Dreier in der BBL traf?
Man hat ihm in den Minuten vorher schon angemerkt, dass er unbedingt will. Manchmal hat er die Tendenz zu viel zu wollen. Er war vor seiner Verletzung gut drauf und hat eine tolle Entwicklung genommen, muss sich nun aber wieder dahin zurück arbeiten. Aber klar hat es mich gefreut, dass er seinen Wurf getroffen hat. Es waren die ersten Punkte in der BBL, die nimmt ihm keiner mehr. Jetzt gilt es mit ihm daran zu arbeiten, dass er wieder zu der Form kommt, die er vor der Verletzung hatte. Das wird er schaffen, denn dafür hat Eric die richtige Einstellung.
Suleiman Braimoh hat heute mit dem Training ausgesetzt. Woran lag es?
Su hat letzte Woche Dienstag und Mittwoch schon mit Problemen an der Ferse ausgesetzt. Das ist eine ähnliche Geschichte wie bei Benni. Der Schmerz ist am Ende des Spiels bei einer Bewegung wieder aufgetreten. Heute Morgen war er in der Röhre, es gab aber keinen Befund. Daher ist es nichts Schlimmes, aber eine Schwellung. Er wird für ein paar Tage aussetzen müssen, in der Hoffnung, dass es bald wieder besser wird. Ob er am Samstag spielen kann, sehen wir dann erst Ende der Trainingswoche.
Der nächste Gegner aus Braunschweig steht nur einen Platz hinter euch. Wie schätzt du das Team ein?
Sie haben dieses Jahr eine wirklich gute Mannschaft mit allem, was man braucht, zusammengestellt. Das ist ein in sich schlüssiges Team, das deutlich attraktiver und erwachsener spielt, als zuletzt. Ich habe aber keine guten Erinnerungen an die Halle. Ich finde es aufgrund der Ausmaße schwer dort zu spielen. Insofern ist es gut, dass wir schon am Freitag hin fahren und dort mal auf die Körbe werfen. Das wird ein interessanter Test für uns gegen eine gute Mannschaft in einer schwierigen Halle, wenn man sie nicht kennt. Wir gehen da aber nach drei Siegen in Folge mit einem guten Gefühl rein. Wir werden im Laufe der Woche einen Gameplan entwickeln, der es uns erlauben wird, dort zu bestehen und die Punkte zu entführen. Auch gegen Braunschweig müssen wir wieder an unsere Grenzen gehen. Gerade auswärts dürfen wir uns da keine längeren Phasen erlauben, in denen wir offensiv nicht unseren Rhythmus finden. Wir müssen länger auf höherem Niveau spielen.
Ein Spiel, auf das sich der Trainer freut?
Alles, was ich von Braunschweig bisher gesehen habe, ist durchaus schlüssig, nicht so wild und durchaus kontrolliert. Ich freue mich drauf, dass wir uns mit solch einer Mannschaft messen können. Es wird für alle Beteiligten eine interessante und reizvolle Aufgabe. Die, die glauben, dass es jetzt nach drei Siegen am Stück ein Selbstläufer wird, sind aber auf dem Holzweg. Ich finde Braunschweig stärker einzuschätzen als viele, die sich in der zweiten Tabellenhälfte tummeln.
Vielen Dank und schon jetzt viel Erfolg, Denis!