(Foto: Lisa Löwe)

Mit Nelson Mandela gegen die Gladiatoren

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Wenn die GIESSEN 46ers am Samstag (19 Uhr) Trier zum ProA-Spitzenspiel empfangen, sollten sie sich an Worte des südafrikanischen Freiheitskämpfers erinnern

 

Seine Kritik nach der am Ende doch ernüchternden 72:93-Niederlage bei Science City Jena hielt sich in Grenzen. Weil die Thüringer die Übermannschaft der Liga sind und sie erst zwei Partien verloren haben. „Die bewegen sich nun mal auf einem anderen Level.“ Weil nicht alles schlecht war und nur ein Viertel – kurioserweise wie beim 74:81 im Hinspiel erneut das dritte – in die Hose ging. „30 Minuten lang haben wir gezeigt, dass wir zurecht auf Platz drei stehen.“ Und vor allem, weil Go-to-Guy Kevin McClain angeschlagen war, was „Frenki“ Ignjatovic für sich behalten und nicht bereits im Vorfeld als Ausrede gebrauchen wollte. „Er hat muskuläre Probleme im Fuß und konnte nur zwei, drei Trainingseinheiten statt sieben oder acht mitmachen. Letzte Woche und diese Woche.“

Also: „Mund abputzen, das Match vernünftig aufarbeiten und uns auf den nächsten Knaller fokussieren“, so Kapitän Robin Benzing wenige Minuten nach dem Match in der Jenaer Sparkassen-Arena, in der lediglich der 10:31-Lauf zwischen der 21. und der 30. Minute den Playoff-Ambitionen der GIESSEN 46ers hinderlich war.

Das Schöne im Sport aber ist: Schon wenige Tage nach einem Rückschlag bietet sich in der Regel die Chance zur Widergutmachung. Der Altmeister sollte es also mit dem 2013 verstorbenen südafrikanischen Freiheitskämpfer und Friedensnobelpreisträger Nelson Mandela halten, der einst sagte: „Unser größter Ruhm ist nicht, niemals zu fallen, sondern jedes Mal wieder aufzustehen.“ Am besten am kommenden Samstag, wenn zum 30. Durchgang der BARMER 2. Basketball-Bundesliga ProA um 19 Uhr der Rangzweite VET-CONCEPT Gladiators Trier in der Osthalle vorstellig wird.

Nach den HAKRO Merlins Crailsheim, die an der Lahn durch den Buzzerbeater-Dreier von Kevin McClain 88:90 unterlagen, und eben Science City Jena bekommt es der Altmeister im Duell mit dem Team aus der ältesten Stadt Deutschlands also mit dem dritten Hochkaräter innerhalb von nur 14 Tagen zu tun. Es ist ein Kontrahent, der Branislav Ignjatovic Respekt abnötigt: „Sie haben den am tiefsten besetzten Kader der gesamten Liga und spielen auf dem gleichen Level wie Jena“, weiß der 58-Jährige, dass seine Gastgeber nicht automatisch die Favoritenrolle inne haben, dass sie sich aber auch nicht zu verstecken brauchen.

Im Hinspiel an der Mosel, das am 30. November ohne den damals nach einer Länderspielreise angeschlagenen slowakischen Regisseur Simon Krajcovic sowie ohne Aiden Warnholtz mit 79:87 verloren ging, hatte Gießen zwar nie eine reelle Siegchance, hielt das Match aber über weite Strecken offen. Beim 54:61 (26.) war noch keine Entscheidung gefallen, außerdem standen die Refs, die sogar Robin Benzing nach seinem zweiten Technischen Foul wegen angeblichem Flopping aus der Halle beförderten, den Gästen von der Lahn nicht eben nah. So dass „Frenki“ Ignjatovic in den Katakomben Redebedarf hatte.

„Wir wollen und wir werden ihnen in Gießen Paroli bieten“, ist sich der Deutsch-Serbe sicher, dass seine Jungs gerade vor eigenem Publikum wieder aufdrehen und über sich hinauswachsen können. Zumal Luis Figge, der in Jena einsatzbereit gewesen wäre, den Ignjatovic in der Schlussphase angesichts eines deutlichen Rückstandes jedoch nicht mehr ins Getümmel werfen musste, endlich wieder seinen vollen, elf Profis umfassenden, Kader zur Verfügung hat.

Der sich aber vergleichsweise mager liest gegenüber 17 Trierer Profis, die angeführt werden von Ex-Nationalmannschafts-Center Maik Zirbes (einst Bayern München, Brose Baskets Bamberg, Roter Stern Belgrad, Maccabi Tel Aviv und Guangxi Weizhuang/China), der auch mit 35 noch immer in der Lage ist, seine 115 Kilo einzusetzen und wie gegen Tübingen locker zehn Rebounds herunterzupflücken. US-Guard Marcus Graves gibt den Takt vor und wird unterstützt von seinem Landsmann Clay Guillozet, der eine 37-prozentige Trefferquote aus Downtown vorzuweisen hat.

Der Scharfschütze schlechthin der Gladiatoren ist allerdings der iranische Nationalspieler Behnam Yakhchali, der im Schnitt auf fast 18 Punkte und 41 Prozent von der Dreierlinie kommt. Sechs von sechs Treffer von jenseits der 6,75-Meter-Linie waren es unlängst gegen Kirchheim, fünf von fünf im Hinspiel gegen die 46ers.

Weitere illustre Trierer Gäste: Die Big Man Marten Linssen und Marco Hollersbacher, Ex-Jena-Topscorer Amir Hinton, ein US-Boy, der international für Syrien aufläuft, Pointguard Jannes Hundt und der im November nachverpflichtete US-Flügel Jordan Roland, der gegen Nürnberg und Crailsheim schon mal 30 Punkte einstreute und der auch jederzeit in der Lage ist, fünf oder sechs Dreier zu servieren. Die beiden Forward Hendrik Drescher und der aus Frankfurt gekommene Nolan Adekunle runden zusammen mit Ex-MBC-Guard Evans Rapieque das Trierer Starensemble ab, in dem Coach Jacques Schneider lediglich die langzeitverletzten Haris Hujic und JJ Mann fehlen.

Trier reist mit acht Siegen in Serie nach Gießen an, wo sich die 46ers inzwischen die 21-Punkte-Pleite von Jena aus den Knochen geschüttelt haben. Und es vor allem mit Nelson Mandela halten sollten: „Unser größter Ruhm ist nicht, niemals zu fallen, sondern jedes Mal wieder aufzustehen.“

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