Zum Liga-Gipfel gastiert am Samstag der alte Rivale Phoenix Hagen in der Gießener Osthalle
Diese Tage hatten sie zwischen den Einheiten mit ihren Profis ein wenig Langeweile. Und bemühten den Tabellenrechner der Liga. „Wir denken, dass Paderborn und Koblenz absteigen müssen“, unkten „Frenki“ Ignjatovic und sein Assistent Nikola Stanic beim Daddeln auf ihren Handys. „Das Restprogramm spricht überhaupt nicht für die beiden Clubs.“ Und das der JobStairs GIESSEN 46ers für das Heimrecht in den Playoffs, vielleicht sogar in Viertel- und Halbfinale? „Das haben wir uns nicht getraut zu untersuchen“, hatte am Ende beim Trainergespann der Mittelhessen der Respekt vor den kommenden Aufgaben ihre unbändige Neugier besiegt.
Tatsache ist: Wenn am drittletzten Spieltag der BARMER 2. Basketball-Bundesliga ProA am Samstag (19 Uhr) Phoenix Hagen in der Osthalle auftaucht, dann steht viel auf dem Spiel: Die Ausgangslage in den Do-or-die-Spielen im Mai! Das Selbstbewusstsein für den eigenen Abschluss-Doppelpack! Der direkte Vergleich! Und die große Rivalität der nur rund 150 Kilometer auseinanderliegenden Traditionsclubs, die nach einer spätabendlichen Attacke einiger Unbekannter auf Fans der Lahnstädter nach dem 86:85-Hinspielerfolg der „Feuervögel“ Anfang Oktober ein wenig getrübt worden war.
„Grundsätzlich ist es erstmal klasse, dass die 2. Bundesliga Woche für Woche so viele Anhänger mobilisiert“, freut sich Ignjatovic nicht nur auf eine sicher gut gefüllte Osthalle, sondern auch „auf die Verlockung, bis zum Ende ganz weit vorne mitmischen“ zu können. „Wir haben weiterhin die Chance auf Platz zwei, und die wollen wir auch nutzen, wenngleich ich weiß, dass die kommenden Hürden hoch sind.“ Erst die punktgleichen Süd-Westfalen, dann in Bochum, wo die SparkassenStars um den Liga-Verbleib ringen, schließlich zum Abschluss gegen die Dresden Titans, die von den letzten acht Partien sieben gewonnen haben und die deshalb mit den PS Karlsruhe LIONS und den Uni Baskets Münster um die letzten beiden Playoff-Ränge fighten.
„So macht die Runde Spaß, es wird immer enger und immer spannender“, ist der 46ers-Cheftrainer heiß auf das Saisonfinale, „das wir nur erfolgreich bestehen können, wenn wir komplett sind.“
Ob dies der Fall sein wird, steht noch immer in den Sternen, denn Kapitän Robin Benzing fehlte aufgrund einer Fingerverletzung in den letzten drei Partien in Trier (71:89), gegen Kirchheim (72:70) und in Quakenbrück (79:78). „Er ganz alleine bestimmt, ob er am Samstag auflaufen wird oder nicht“, legt Branislav Ignjatovic die Entscheidung komplett in die Hände des Ex-Internationalen. Ansonsten sind in Gießen alle Mann an Deck, nachdem sich das Ausscheiden von Luca-Finn Kahl an der Mosel nur als Überdehnung des Knies herausgestellt und Stefan Fundic seine Knieprobleme weitgehend überwunden hat.
Die unglückliche Niederlage am zweiten Spieltag in der Ischelandhalle hat der 46ers-Cheftrainer noch längst nicht zu den Akten gelegt. 30 Sekunden vor Schluss führten seine Männer noch mit drei Punkten, ehe Duane Wilson zum tragischen Helden wurde. Erst erlaubte sich der inzwischen zum zweitbesten Scorer des Unterhauses emporgestiegene US-Boy einen Ballverlust, dann scheiterte er zweimal mit Würfen, so dass am Ende nicht Gießen, sondern nur die Gießener Fraktion um die Ex-46ers-Akteure Bjarne Kraushaar, Tim Uhlemann und Dennis Nawrocki jubeln durfte. „Da haben wir noch eine Rechnung offen“, verspricht der Serbe seinem kanadischen Kollegen Chris Harris, der schon seit sechs Jahren an der Volme auf der Bank sitzt, einen heißen Tanz.
Den Kontrahenten schätzt Ignjatovic ob dessen engagierter Spielweise, aggressiver Verteidigung und guten Dreierschützen. „Mittelmaß wie bei unserem Auftritt in Trier wird nicht reichen, um Hagen zu besiegen, da müssen wir unter beiden Brettern schon eine Schippe drauflegen. Die haben dort eine enorme Durchschlagskraft mit vielen athletischen Typen“, denkt Branislav Ignjatovic vor allem an die US-Neuverpflichtungen Naz Bohannon (Vechta, im Schnitt 13 Punkte und sieben Rebounds) und Devonte McCall (Schwenningen), die unter den Körben ähnlich wie Stefan Fundic nicht eben Gardemaß, aber Masse mitbringen.
Siler Schneider, ebenfalls auch Vechta gekommen, zieht bei durchschnittlich 14 Punkten die Fäden, der ehemalige Gießener Dennis Nawrocki, der in der Abstiegssaison unter Coach Pete Strobl nie glücklich wurde und für ein Jahr in die Bundesliga nach Rostock wechselte, trifft von außen gut, was seine zuletzt sechs erfolgreichen Dreier gegen Düsseldorf unterstrichen. Und der aus Idaho gekommene Brock Mckenzie punktet fast immer zweistellig, kürzlich gegen Düsseldorf bedeuteten 27 Zähler seinen persönlichen Saison-Höhepunkt. Center Lennart Boner (Düsseldorf), im vergangenen Sommer in Gießen auf dem Radar, sammelt stets sieben Abpraller ein. Und da auch die 46ers-Eigengewächse Bjarne Kraushaar und Tim Uhlemann in ihrer zweiten Saison in Hagen nicht nur Spielanteile, sondern vor allem auch wichtige Funktionen als Regisseur und Powerforward haben, besitzen die Südwestfalen zwar eine kleine, aber feine Rotation.
Die es am Samstag zu knacken gilt …
11.04.24