97:69-Heimerfolg in der ProB-Süd: Zwei Viertel lang präsentierte sich das Spiel der GIESSEN 46ers Rackelos gegen KIT SC GEQUOS als Duell auf Augenhöhe, bevor die Mittelhessen gleich mehrere Gänge hochschalteten. Defensiv erstickten die 46ers Karlsruhe phasenweise, eroberten Steals wie am Fließband und kamen so über Fastbreaks immer wieder zu leichten Punkten. „Wir hatten in der ersten Halbzeit den Eindruck, mit angezogener Handbremse zu spielen“, resümierte Headcoach Rolf Scholz kurz nach dem Spiel. Co-Trainer Lutz Mandler ergänzte: „Das haben wir in der Kabine entsprechend kommuniziert. Durch eine gesteigerte Intensität gelang es uns, auch im Angriff flüssiger zu agieren.“ Ein 33:14-Spurt im dritten Viertel war verdiente Belohnung und Vorentscheidung zugleich. Für die Rackelos war es der dritte Sieg im fünften Spiel, während Aufsteiger Karlsruhe weiterhin auf den ersten Punktgewinn warten muss.
Ging der Sieg am Ende zwar auch in dieser Höhe in Ordnung, lag er im ersten Viertel noch keineswegs in der Luft. Im Gegenteil konnten die GEQUOS den ersten Spielabschnitt mit 20:17 für sich entscheiden. Hauptverantwortlich dafür war Karlsruhes Shooting Guard Luka Drezga, der 12 seiner am Ende 17 Punkte in den ersten zehn Minuten erzielte. Jeril Taylor brachte Gießen nach rund fünf Minuten zwar per Sprungwurf in Front. Danach aber legte Drezga eine Serie von sieben Punkten aufs Parkett und zwang das Gießener Trainergespann zur ersten Auszeit (16:11, 3:21 Minuten). Marcel Davis und erneut Drezga erhöhten weiter für die Fächerstädter. Johannes Lischka und Alen Pjanic sorgten mit Treffern aus der Mitteldistanz dafür, dass die Mittelhessen auf Tuchfühlung blieben.
In Viertel Nummer zwei erwischten die GEQUOS den besseren Start. Nils Maisel eröffnete per Dreier, kurze Zeit später erarbeitete sich Davis Punkte im Fastbreak (25:18, 8:30 Minuten). Danach war es aber Bjarne Kraushaar, der zunächst mit einem Dreipunktespiel antwortete und im nächsten Angriff Marian Schick per Pick-and-Pop einen freien Schuss von Downtown servierte: 24:25. Kraushaar sollte dem Spiel am Ende mit 21 Punkten, 6 Rebounds und 11 Assists seinen Stempel aufdrücken. Vorerst fehlte den Rackelos im Abschluss jedoch das letzte Quäntchen Glück. Erst ein Dunk Anthony Okaos nach cleverer Schussfinte im Lowpost markierte zur Viertelhälfte den 27:27-Ausgleich. Im direkten Gegenzug stahl Kraushaar den Ball und bediente Okao im Fastbreak, der so unbedrängt den Ball durch die Reuse stopfte. Florian Rothenberg brachte Karlsruhe mit fünf Punkten in Folge ein letztes Mal in Führung (39:38, 00:53 Minuten). Vier Zähler von Lischka sorgten schließlich dafür, dass die 46ers mit einem 42:39 in die Kabine gingen.
Aus der Mitteldistanz verkürzte nach dem Seitenwechsel zunächst Rothenberg auf 41:42 aus Sicht der Gäste. Danach intensivierten die Hessen aber ihre Bemühungen in der Defensive, erzwangen Ballverluste und drückten im Spielaufbau mächtig auf die Tube. Einen ersten Vorgeschmack lieferte Pjanic, der Karlsruhes Center Jeremy Black das Spielgerät klaute und den Ball wenige Sekunden später druckvoll durch den Ring zimmerte. Dieses Muster wiederholte sich: Zwei Fastbreakabschlüssen Nick Hornsbys gingen ebenfalls Ballverluste der Gäste voraus, die unter der druckvollen Verteidigung Gießens ein ums andere Mal ins Straucheln gerieten (55:44, 6:04 Minuten). Wenig später bediente Hornsby Kraushaar am Brett, eroberte auf Höhe der Mittelinie prompt den Ball zurück und schloss per Korbleger zum zwischenzeitlichen 59:46 ab. Als Hornsby im direkten Gegenzug erneut einen Turnover forcierte, Pjanic bediente, dieser frei zum Dunk hochstieg und damit die nächste Auszeit der Gequos notwendig machte, kannte der Jubel in der Sporthalle Gießen-Ost keine Grenzen mehr (61:46, 4:16 Minuten). Gästetrainer Jaivon Harris stellte auf eine Zonenverteidigung um, die Kraushaar bei nächster Gelegenheit mit einem Dreier zu knacken verstand. Ein coast-to-coast veredelter Lay-up des 18jährigen Aufbauspielers sowie ein erfolgreicher Dreipunktewurf Pjanics brachten die Vorentscheidung (72:49, 1:20 Minuten), bevor Kraushaar das letzte Highlight das Viertels aus dem Köcher zog: Per Touchdown-Pass bediente die Nummer vier der Rackelos Leo Vrkas, der frei unterm gegnerischen Korb nur abzulegen brauchte.
Mit 53:75 zurückliegend verlegten sich die KIT SC GEQUOS im Schlussabschnitt auf Abschlüsse aus der Dreipunktedistanz. Treffer von Davis, Alexander Rüeck und Chaed Wellian blieben jedoch Ergebniskosmetik, da die nun tief rotierenden Gießener selbst regelmäßig zu Korberfolgen kamen. Okao etwa legte nach drei gespielten Minuten zum 80:59 ab: vorausgegangen waren drei Offensivrebounds der 46ers. Für den würdigen Schlussakkord sorgten in der Endphase weitere Doppellizenzspieler: Daniel Thurau bediente Power Forward Tim Uhlemann, der seinen ersten ProB-Einsatz mit einem erfolgreichen Dreier krönte. Als Okao nach Steal Uhlemann das 97:69 erzielte, schien sogar die Marke von 100 Punkten möglich. Dazu sollte es in den verbliebenen 54 Sekunden jedoch nicht mehr kommen.
Dies tat der Freude über den Sieg freilich keinen Abbruch. Team und Fans feierten gemeinsam den höchsten Sieg in der noch jungen Geschichte der GIESSEN 46ers Rackelos. Weiter geht es am kommenden Samstag gegen den Tabellendritten aus Elchingen, bevor am darauffolgenden Dienstag (31.10., 18:00 Uhr) das nächste Heimspiel gegen Rhöndorf auf dem Plan steht.
Rolf Scholz (Headcoach GIESSEN 46ers Rackelos): „Nach der ersten Halbzeit haben wir die Jungs dazu animiert, in der Defense noch mehr Gas zu geben. Unser Ziel war es, keine leichten Punkte mehr zuzulassen, um so selbst offensiv den Rhythmus bestimmen zu können. Das ist uns gelungen. Auch unsere Turnover- und Assist-Rate hat sich im Vergleich zu den Vorwochen verbessert. Ein Sonderlob gebührt hier Bjarne Kraushaar, der heute ein komplettes Paket abgeliefert hat. Durch den Spielverlauf war es uns möglich, am Ende den jungen Doppellizenzspielern Spielzeit einzuräumen. Diese haben sie sich durch ihre Trainingsleistungen nicht nur verdient; es ist viel mehr auch wichtig, sie langsam an das ProB-Niveau heranzuführen.“
GIESSEN 46ers Rackelos – KIT SC GEQUOS 97:69 (42:39)
Viertelergebnisse: 17:20, 25:19, 33:14, 22:16
GIESSEN 46ers Rackelos: Bjarne Kraushaar (21 Punkte, 11 Assists), Jeril Taylor (6), Daniel Thurau, Alen Pjanic (12), Tim Uhlemann (3), Tim Kordyaka, Leon Okpara (8), Johannes Lischka (19), Marian Schick (4), Leo Vrkas (5), Anthony Okao (7), Nick Hornsby (12)
KIT SC GEQUOS: Alexander Rüeck (7), Aaron Schmitz, Benjamin Kaufhold (9), Nils Maisel (5), Marcel Davis (9), Sven Sadeddine, Jeremy Black (6), Florian Rothenberg (8), Luka Drezga (17), Chaed Wellian (8)
Zuschauer: 239