Die JobStairs GIESSEN 46ers reisen Samstag (18.30 Uhr) als einziger Zweitligist im Pokal-Achtelfinale zum Erstligisten NINERS Chemnitz
Eigentlich war Branislav Ignjatovic am vergangenen Samstag in der Ischelandhalle so richtig bedient!
Weil seine Mannschaft nach einem völlig verschlafenen ersten Viertel ständig einem Rückstand hinterhergelaufen war. Weil Simon Krajcovic die Crunchtime wegen Flopping und einem weiteren völlig übermotivierten Foul auf der Bank hatte verbringen müssen. Weil Duane Wilson zwar am Ende Verantwortung übernahm und von der Dreierlinie (allerdings erfolglos) abzog, nach einem Ballverlust, verbunden mit anschließendem unzureichendem Geleitschutz für Matchwinner Siler Schneider, aber zum tragischen Helden wurde. Weil Robin Benzing nur einen von sechs Dreiern traf und auch in der Schlussphase patzte. Weil Luca Kahl, Dejan Kovacevic und Lamar Norman Jr. niemals ins Spiel fanden. Und eigentlich auch, weil ein Reporter Fragen stellen wollte, auf die der Cheftrainer der JobStairs GIESSEN 46ers nur Sekunden nach der 85:86-Niederlage bei Phoenix Hagen so gar keine Lust hatte.
Was dem 57-Jährigen vor laufender Sportdeutschland.TV-Kamera deutlich anzusehen war. Angesichts der Leistung seiner Jungs in Halbzeit eins „können wir nächsten Samstag am besten gleich zu Hause bleiben“, grantelte der Serbe, angesprochen auf die zweite Pokalrunde, vor sich hin. „Die Art und Weise, wie wir heute verloren haben, tut richtig weh.“ Wen interessiert angesichts der ersten Saisonniederlage in der BARMER 2. Basketball-Bundesliga ProA da schon der Auftritt in Sachsen eine Woche später?
Doch „Frenki“ wäre nicht „Frenki“, hätte er sich nicht alsbald wieder abgeregt. Um zur Tagesordnung überzugehen. „Wir haben Respekt, aber keine Angst vor Chemnitz“, ließ sich Ignjatovic entlocken, nachdem er mit seinen Jungs nicht nur das Match an der Volme aufgearbeitet, sondern auch den kommenden Erstligisten auch begutachtet hatte. „Wer Angst hat, der blockiert. Und das wollen wir natürlich nicht, wenngleich jedem klar sein muss, dass wir der krasse Außenseiter sind. Die Niners spielen derzeit auf einem ganz anderen Level als wir, sie sind im Oberhaus ein sicherer Playoff-Kandidat.“
Den es zu ärgern, zu reizen, zu bearbeiten gilt. „Wir haben nichts zu verlieren und können das Spiel genießen“, fasste Ex-Nationalspieler Robin Benzing den Trip ins ehemalige Karl-Marx-Stadt zusammen. „Der Pokal ist eine Zugabe für uns.“ Die sich der einzige Zweitligist in Runde zwei durch einen starken 79:73-Sieg über die HAKRO Merlins Crailsheim vor fast drei Wochen auch redlich verdiente.
In der mit 250.000 Einwohnern drittgrößten Stadt Sachsens treffen die 46ers am Samstag (18.30 Uhr) auf eine mit zwei Siegen gegen Bamberg und Braunschweig sowie einer knappen Niederlage bei Meister Ulm gut in die Erstliga-Spielzeit gestarteten NINERS-Mannschaft, die aus der eher ruckeligen letzten Saison ihre Lehren gezogen und deshalb vor allem Führungsqualität verpflichtet hat. DeAndrew Lansdowne (SIG Straßburg) und Kaza Kajami-Keane (Le Mans Sarthe Basket) besitzen nicht nur Bundesliga-, sondern auch internationale Erfahrung.
Mit Jeffrey Garret (CBet Jonava/Litauen), Brendan Bailey (HC Lulea/Schweden) und Wesley van Beck (BC Kalev Cramo/Estland) kam viel Emotion an den nördlichen Rand des Erzgebirges, wo Eigengewächs und Kapitän Jonas Richter sowie Kevin Yebo und Aher Uguak ihre Verträge verlängert haben. Da auch der ehemalige Gießener Dominic Lockhart dem argentinischen Trainer Rodrigo Pastore, der in seine achte Saison bei den NINERS geht, weiter Power unter den Brettern verleiht, will der kommende Gießener Gegner nicht nur am Samstag im Pokal, sondern vor allem in der Liga für Furore sorgen.
Was Außenseiter JobStairs GIESSEN 46ers verhindern will. Jedenfalls soll die Partie nicht wie die in Hagen enden. Nicht mit einem „ehrenhaften Tod“, wie ihn Luis Figge im südlichen Westfalen erlebt hatte. Und auch nicht mit einem übellaunigen Coach, der eigentlich so gar keine Lust mehr auf seine Truppe hatte.
Chemnitz-Trainer Rodrigo Pastore über die 46ers:
„Gießen ist ein Verein mit großer Tradition und gut in die neue Saison gestartet. Ihr Erfolg über Crailsheim in der ersten Pokalrunde sollte uns Warnung genug sein. Obwohl wir gerade in eigener Halle sicherlich Favorit sind, wird das keine leichte Aufgabe.“
BBL-Pokal, Achtelfinale: RASTA Vechta – BG Göttingen (Donnerstag, 20 Uhr), NINERS Chemnitz – JobStairs GIESSEN 46ers, Würzburg Baskets – ratiopharm Ulm (beide Samstag, 18.30 Uhr), MHP RIESEN Ludwigsburg – Telekom Baskets Bonn (Samstag, 20 Uhr), Veolia Towers Hamburg – Bamberg Baskets, Syntainics MBC – MLP Academics Heidelberg (beide Sonntag, 15.30 Uhr), Bayern München – EWE Baskets Oldenburg (Sonntag, 17 Uhr), ALBA Berlin – Basketball Löwen Braunschweig (Sonntag, 18.30 Uhr).
12.10.23