Pokal-Aus für LTi 46ers

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Durch eine 66:68 (33:31)-Niederlage gegen die WALTER Tigers Tübingen sind die LTi GIESSEN 46ers am Donnerstagabend aus dem BBL-Pokal ausgeschieden. Etwa 2200 Besucher in der Sporthalle Gießen-Ost sahen ein Achtelfinalspiel zweier Mannschaften, denen im Verlaufe der Begegnung anzumerken war, dass sie in der Liga seit geraumer Zeit eine Durststrecke zu bewältigen haben. Das Spiel lebte von seiner Spannung und wurde erst in den Schluss-Sekunden entschieden.

Obie Trotter beim Layup-Versuch gegen AJ Moye 33 Sekunden vor dem Ende brachte Jermaine Anderson die Gäste mit seinen ersten beiden Punkten, resultierend aus einem offenen Sprungwurf von der Freiwurflinie, mit 65:63 in Führung. Nach der darauf folgenden Auszeit des Tübinger Coaches Tolga Öngören schlugen die LTi 46ers 16 Sekunden vor der Sirene durch einen erfolgreichen Dreipunktwurf von Gerrit Terdenge nach Vorarbeit von Obie Trotter zurück (66:65). Nach einer erneuten Auszeit, diesmal genommen von LTi 46ers Cheftrainer Thorsten Leibenath, gelangte der Ball wieder zu Tübingens Aufbauspieler Anderson. Der 25-jährige Kanadier penetrierte zum Korb, zog die Verteidigung auf sich und passte den Ball dann wieder nach draußen zu seinem Mitspieler Ray Nixon, der die Kugel umgehend an den zwei Meter von der Grundlinie des Heimteams entfernt im Dreipunktbereich freistehenden AJ Moye weiterleitete. Der Flügelspieler der Tigers fackelte nicht lange, drückte ab und ließ den Ball zum Entsetzen der Zuschauer in den Gießener Korb einschweben.

Nach der folgenden Auszeit blieben den Gastgebern nur noch zwei Sekunden auf der Uhr, um die Partie auszugleichen oder gar den Siegkorb zu erzielen. Nach einem Einwurf von der Mittellinie kam der Ball zu Rouven Roessler, der aus etwa acht Metern, gut verteidigt und in höchster Zeitnot zu einem Verzweiflungswurf ansetzte, dabei aber nur die äußere Ringkante traf. Während die Tübinger anschließend den Einzug in die Runde der letzten Acht feierten, schlichen die Korbjäger der LTi 46ers erneut mit hängenden Köpfen vom Feld.

Jo Lischka zeigte erneut eine starke VorstellungZuvor hatten es die Gastgeber nicht ausreichend verstanden, den Gegner am eigenen Brett zu kontrollieren. 22 ihrer 35 Wurfversuche aus der Nahdistanz konnten die Tübinger im Gießener Korb unterbringen. Nicht wenige dieser Treffer resultierten aus zweiten oder dritten Wurfchancen, die den Tübingern nach Fehlwürfen durch die zu nachlässige Verteidigung der Mittelhessen gewährt worden waren. 16 Offensivrebounds und damit sieben mehr als das Team der LTi 46ers durfte der 15. der BBL-Tabelle abgreifen. Vor allem Power Forward Bingo Merriex (14 Rebounds, davon sechs offensive) tat sich hierbei hervor.

Trotzdem sah es über weite Strecken der Partie so aus, als ob die LTi 46ers den Platz am Ende als Sieger verlassen könnten. Ab dem Ende des ersten Viertels war es die Truppe von Thorsten Leibenath, die sich in der meist engen Partie immer mal wieder etwas deutlicher vom Gegner absetzen konnte (25:18/13., 49:44/30., 53:48/33.). Was auch an der diesmal guten Freiwurfquote (17 von 20, 85 Prozent) und einem abermals stark aufspielenden Johannes Lischka lag, der wie schon einige Male zuvor in dieser Saison im Gießener Trikot zu überzeugen vermochte und am Ende bei einer rund 24-minütigen Einsatzzeit mit 19 Punkten und acht Rebounds die beiden maßgeblichen statistischen Kategorien im 46ers-Team anführte.

Bill Phillips bei einer OffensivaktionEin durchwachsenes Debüt absolvierte Bill Phillips. Der 2,08 m große Neuzugang stand 19 Minuten auf dem Feld, nahm in dieser Zeit insgesamt 15 Würfe aus dem Feld, wovon jedoch nur drei den Weg in den gegnerischen Korb fanden (2/7 Dreier). In der Defensive hatte der sehr beweglich wirkende Center im Eins-gegen-Eins gegen den mit mehr Masse ausgestatteten Tübinger Rasko Katic einige Male das Nachsehen. So etwa kurz vor seiner Auswechslung in der 35. Minute, als er Katic binnen weniger Sekunden zweimal aus der Nahdistanz punkten ließ (56:56). Der US-Amerikaner mit französischem Pass deutete aber an, dass er in der Offensive ziemlich vielseitig ist und beim Scoren sowie auch beim Rebounden zukünftig zu einer großen Hilfe werden kann, wenn er mehr in die Mannschaft und die Systeme integriert sein wird.

Nachdem Rouven Roessler einen schwierigen Mitteldistanzwurf versenkt hatte und kurz danach auch noch per Dreier traf, durften die Gießener Fans beim 63:59 rund anderthalb Minuten vor dem Ende bereits vom Viertelfinale träumen, doch ein erfolgreicher Dreierversuch von AJ Moye bei einem gleichzeitigen Foul von Jo Lischka sorgte bei einer Restspielzeit von 65 Sekunden für den erneuten Ausgleich, denn auch den Bonuswurf brachte Moye sicher zum 63:63 im Korb der Gastgeber unter. Nach einer missglückten Penetration von Michael Umeh kam es zu dem bereits bekannten und aus Gießener Sicht sehr bitteren Verlauf der Schluss-Sekunden. Zumal die im Anschluss an das Spiel durchgeführte Auslosung ergab, dass die Leibenath-Truppe auch im Viertelfinale vor keiner unlösbaren Aufgabe gestanden hätte – Christoph Preuß, Mittelfeldspieler von Eintracht Frankfurt und “Glücksfee” bei der Pokal-Auslosung, bescherte den WALTER Tigers Tübingen ein Heimspiel gegen die EnBW Ludwigsburg. Die weiteren Paarungen: Cuxhaven BasCats – Eisbären Bremerhaven, ALBA Berlin – ratiopharm Ulm, Artland Dragons – Sieger aus New Yorker Phantoms Braunschweig/Brose Baskets.

Punkteverteilung:

LTi GIESSEN 46ers: Umeh (7), Terdenge (11), Trotter (10), Lischka (19), Poiger (n. e.), Robinson (0), Phillips (8), Roessler (9), Boxley (2), Hartenstein (0).
WALTER Tigers Tübingen: Nixon (11), Modersitzki (n. e.), Merriex (19), Thomas, Ulmer (beide n. e.), Katic (12), Gorauskas (n. e.), Moye (12), Sparks (8), Hulett (4), De Michael (0), Anderson (2).

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Stimmen zum Spiel:

Tolga Öngören (Cheftrainer WALTER Tigers Tübingen): “Wir haben kein hochklassiges Offensivspiel gesehen, aber beide Mannschaften haben sich nichts geschenkt und den Fans ein spannendes und interessantes Spiel geboten. Es war sehr eng, auch Gießen hätte gewinnen können. Es war heute das vierte Spiel unter meiner Regie. Nachdem wir in den letzten Spielen noch zu viele Punkte kassiert hatten, war ich heute zum ersten Mal mit unserem Rebounding und unserer defensiven Leistung zufrieden.

Dass das auswärts passiert ist, stimmt mich zuversichtlich, denn die Defense wird im restlichen Saisonverlauf einer der Schlüssel zum Erfolg für uns sein. Es war heute auch in psychologischer Hinsicht ein wichtiger Sieg für meine Jungs. Sie haben zwölf der letzten 13 Spiele gewonnen und mental viel einstecken müssen, denn andauernd zu verlieren macht die Spieler natürlich nicht glücklich. Aber heute das war nur ein Pokalspiel. Am Samstag geht’s in der Liga in Jena schon weiter und dieses Spiel ist für uns wichtiger als das heutige.”

Thorsten Leibenath (Cheftrainer LTi GIESSEN 46ers): “Glückwunsch an Tübingen zu einem verdienten Sieg. Der Gegner hat im letzten Viertel offensiv zulegen können. Bis dahin war es ein defensiv-orientiertes Spiel. Im letzten Viertel haben die Tigers dann 22 Punkte erzielt. Das war zu viel. Die Leistung von AJ Moye im letzten Viertel mit zehn Punkten hatten wir so nicht auf der Rechnung. Gerade die beiden Dreier in den letzten zwei Minuten haben uns schon sehr weh getan.

Verloren haben wir das Spiel trotzdem beim Rebound, 16 Offensivrebounds beim Gegner sind zu viel. Es ist sehr ärgerlich, dass wir das in einer Partie gut hinbekommen, wie am letzten Samstag gegen Berlin, und heute wieder nicht. Das Debüt von Bill Phillips war ordentlich. Er hatte noch ein bisschen Schusspech, aber man hat mit Sicherheit sehen können, dass er sich zu einer Verstärkung für uns entwickeln wird. Ich erwarte mir von ihm auch noch mehr Impulse im Rebounding, das hat er in der Vergangenheit immer bewiesen und das wird er auch bei uns tun. Positiv war, dass Jo Lischka erneut eine sehr starke Leistung gezeigt hat.”

Obie Trotter (Point Guard LTi GIESSEN 46ers): “Die Niederlage schmerzt schon ziemlich, denn wir hatten jede Menge Chancen das Spiel zu gewinnen und haben diese einfach nicht genutzt. Dass wir am Ende verloren haben, lag deshalb auch nicht am letzten Schuss. Die Tübinger hatten über das ganze Spiel hinweg klar die Oberhand unter den Körben. Wir haben zwar hart gekämpft, aber auch zu viele unnötige Fehler gemacht. Davon dürfen wir uns jetzt nicht entmutigen lassen, denn das nächste wichtige Spiel wartet schon auf uns.”

Gerrit Terdenge (Power Forward LTi GIESSEN 46ers): “Heute hätten beide Mannschaften gewinnen können. In der ersten Halbzeit hatten wir riesige Probleme, die Rebounds zu kontrollieren. Am Ende wurde es sehr eng und das Pech kam hinzu. Das ist schon sehr ärgerlich. Aber wir wussten ja, dass die Tübinger Mannschaft jetzt eine ganz andere Mannschaft als noch vor ein paar Wochen ist. Besonders Patrick Sparks hat in der entscheidenden Phase sehr gut gespielt und wichtige Punkte gegen uns gemacht.

Jetzt haben wir zwei Tage Zeit, um die Niederlage abzuhaken und nach vorne zu schauen. Ich hoffe, dass wir vielleicht am Samstag in Köln die Chance haben, eine Auswärtsserie zu starten. Denn natürlich baut sich von Spiel zu Spiel mehr Druck auf. Wir müssen das aber beiseite schieben und uns auf die eigentliche Sache konzentrieren. Und wir sind definitiv auf einem guten Weg. Außerdem haben wir mit Phillips einen neuen Spieler, der bislang einen guten Eindruck hinterlassen konnte.”

Bill Phillips (Center LTi GIESSEN 46ers): “Ich bin schon ein wenig enttäuscht, dass wir bei meinem ersten Spiel verloren haben. Es hat viel Spaß gemacht, endlich wieder auf dem Feld stehen zu können. Aber natürlich ist es schon hart, wenn man ein Spiel auf diese Art und Weise verliert. Die entscheidenden letzten Punkte waren so ein richtiger Stich ins Herz. Ein großes Dankeschön geht an die Fans, die mich toll empfangen haben und so richtig mit im Spiel dabei waren. Ich bin in guter körperlicher Verfassung. Zwar waren die Beine noch ein bisschen schwer und ein paar Schüsse schlecht, aber ich bin auf dem richtigen Weg. Das ist das erste Mal, dass ich in Deutschland Basketball spiele. Nach dem heutigen Spiel zu urteilen, glaube ich, dass die BBL eine sehr athletische Liga ist.”

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