(Foto: Achim Kunetka)

Quer durch die Republik auf dem Weg zu Bronze

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Am letzten ProA-Hauptrundenspieltag wollen die GIESSEN 46ers bei den Eisbären Bremerhaven unbedingt Platz drei verteidigen.

Nach mehr oder weniger erfolgreich abgeschlossenen 33 Partien (23 Siege, zehn Niederlagen), nach inzwischen 132 beendeten Vierteln und nach 1320 gespielten Minuten liegt zwar nicht das Weh und Ach einer ganzen Saison, zumindest aber der erhofft gute Saisonabschluss an einem einzigen Match weit entfernt von der mittelhessischen Heimat. 

Wenn die GIESSEN 46ers am Samstag (19.30 Uhr) zum 34. Spieltag der BARMER 2. Basketball-Bundesliga ProA bei den Eisbären Bremerhaven und damit zum mit rund 440 Kilometern weitesten Auswärtsspiel des Jahres antreten, dann ist die Ausgangslage vor den abschließenden 40 Minuten simpel: Gewinnt der Altmeister das Duell an der Nordsee, bleibt er Dritter. Verliert er mit weniger als drei Punkten, deutet im Falle eines durchaus möglichen Crailsheimer Heimerfolges gegen die Uni Baskets Münster alles darauf hin, dass Gießen das Heimrecht in den Playoffs behält und Vierter wird. Verlieren die 46ers aber an der Nordsee mit vier Zählern Differenz oder mehr (Hinspiel 88:85), rutschen sie auf Platz fünf ab – und besteigen keine 72 Stunden nach der Rückkehr vom Ostufer der Weser abermals den Mannschaftsbus, um in Partie eins des Playoff-Viertelfinales schon wieder in der Stadthalle Bremerhaven anzutreten.

 „So kurz hintereinander zweimal durch halb Deutschland zu reisen, wollen wir unbedingt vermeiden. Keiner meiner Jungs hat Lust, so lange im Bus zu sitzen. Das allein ist für sie Motivation genug“, weiß 46ers-Chefcoach „Frenki“ Ignjatovic, dass es zum Runden-Halali ausnahmsweise einmal nicht seiner für gewöhnlich begnadeten Überzeugungsarbeit bedarf, damit seine Profis fokussiert und motiviert auflaufen. „Außerdem wäre es für uns klasse, als Dritter dann in der Runde der letzten Acht gegen unseren alten Rivalen Phoenix Hagen antreten zu können und im Falle eines Halbfinaleinzugs Jena aus dem Weg gehen zu können“, nennt der 58-Jährige weitere Beweggründe, in der Stadt des Deutschen Schifffahrtsmuseums alles reinzulegen, was irgendwie möglich ist. 

Was aber weiterhin ohne Topscorer Kevin McClain geschehen wird. Der Deutsch-Amerikaner mit Familie in Florida fehlte aufgrund einer Viruserkrankung bei den drei zuletzt erfolgreich absolvierten Partien gegen Tübingen (85:81), in Vechta (84:67) und gegen Kirchheim (105:84), hat aber inzwischen – allen Gerüchte über eine vermeintliche Abreise aus Gießen zum Trotz – wieder das Training aufgenommen. Zunächst individuell unter Anleitung von Fitnesscoach Lukas Lai, ab kommendem Montag aber wieder mit der Mannschaft. 

„Vielleicht kann er für uns in den Playoffs noch zum X-Faktor werden“, hofft Branislav Ignjatovic auf eine baldige Rückkehr des Ex-Frankfurters, für den zuletzt jedoch Spieler wie der neue (alte) Starter Nico Brauner, Luis Figge und Roland Nyama in die Bresche gesprungen sind. Sehr zur Freude des Cheftrainers: „Die Jungs haben mein Vertrauen absolut gerechtfertigt.“ 

Auch von Jonathan Maier, zuletzt trotz seiner 2,12 Meter ein wenig abgetaucht, erwartet der Deutsch-Serbe am Samstag einiges: „Bremerhaven hat viele Big Man, die das Inside-Spiel bevorzugen. Die liegen ihm mehr als große Jungs, die nur von draußen werfen“, hat Ignjatovic viel Vertrauen in die Fähigkeiten des Ex-Nürnbergers, dessen fünf Minuten gegen Trier (zwei Punkte, zwei Rebounds) oder neun Minuten gegen Tübingen (vier Punkte, ein Rebound) nicht der Klasse und vor allem nicht den bisherigen Stats des 32-Jährigen entsprechen.

Da auch Kyle Castlin und Viktor Kovacevic ihre Durchhänger von Tübingen-Auftritt vergessen lassen wollen, Capitano Robin Benzing im Herbst seiner Karriere den dritten Frühling erlebt, Aiden Warnholtz nach einem halben Jahr Verletzungs-Ausfall immer besser in Schwung kommt und Simon Krajcovic seinem Ruf als Floor General meistens so gut wie immer gerecht wird, können die GIESSEN 46ers voller Selbstbewusstsein zu den Eisbären, die „Frenki“ Ignjatovic nach sieben Erfolgen aus den letztes acht Begegnungen als „Team der Stunde“ in der ProA bezeichnet, reisen. 

„Wer in Hagen und gegen Jena souverän gewinnt, der verdient Respekt“, lobt der Mann aus Belgrad die Truppe seines Freundes Steven Esterkamp, die bis auf den verletzten Jordan Samare in Bestbesetzung auflaufen kann. Der Kanadier Elijah Miller (im Schnitt fast 14 Punkte und sieben Assists) regelt zusammen mit dem aus Düsseldorf gekommenen Daniel Norl den Aufbau. Zuletzt gegen Tabellenführer Jena überragte Miller mit seiner persönlichen Saisonbestleistung und 26 Punkten.

Peter Hemschemeier (durchschnittlich zehn Zähler), eines der größten deutschen Talente, das in Göttingen bereits Bundesliga-Luft schnupperte, Carlos Carter, Jake Biss, den Esterkamp aus Paderborn mitbrachte und der wie gegen Dresden schon mal in der Lage ist, sechs Dreier zu versenken, sowie der Ur-Bremerhavener Adrian Breitlauch, der in dieser Woche seinen Vertrag um zwei weitere Jahre verlängerte, treffen auffällig von den Flügeln. Und unter den Brettern räumen die Big Man Anzac Rissetto, Hendrik Warner und der für Samare nachverpflichtete Zharon Richmond mächtig auf.

„Wir brauchen uns vor niemandem verstecken. Dennoch ist es für uns ein Privileg, auch in meinem dritten Jahr in Gießen in die Playoffs eingezogen zu sein“, weiß „Frenki“ Ignjatovic, dass sein Team bereits einiges erreicht hat. In Bremerhaven soll nun die vorläufige Krönung folgen und Bronze hinter Jena und Trier untermauert werden. Nach bisher 33 Partien, nach inzwischen 132 beendeten Vierteln und nach 1320 gespielten Minuten …

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