Ausgleich in der ProB-Viertelfinalserie zwischen den Depant GIESSEN 46ers Rackelos und den ROSTOCK SEAWOLVES: Mit einem 69:68-Auswärtstriumph erzwangen die Mittelhessen ein entscheidendes drittes Spiel und machten die Osterfeiertage für Basketball-Gießen nach Derbysieg in Frankfurt und Heimerfolg gegen medi bayreuth perfekt. Dutzende Fans verweilten dabei nach dem easyCredit BBL-Spiel in der Sporthalle Gießen-Ost, um gemeinsam via Livestream den Auftritt der Rackelos an der Ostsee zu verfolgen. Sie wurden nicht enttäuscht, führte das Team von Trainerduo Rolf Scholz und Lutz Mandler nach 7:0-Blitzstart doch von Beginn an. Erst im Schlussviertel zogen die Seawolves das Momentum auf ihre Seite, egalisierten beinahe einen zweistelligen Rückstand und hatten es im letzten Angriff selbst in der Hand, den Sack zuzumachen. Aus dem angesagten Pick-&-Roll-Spielzug mussten die Hansestädter aussteigen. Jordan Talbert penetrierte so unter Zeitnot in die Zone, legte ab und traf den Ring. Im Kampf um den Rebound versuchte Gießens Marian Schick das Spielgerät möglichst weit fort zu schleudern. Zwar landete der Ball unglücklich bei Chris Frazier, der ein letztes Mal aus der Distanz abfeuerte. Der US-Amerikaner bestätigte aber die schwache Abschlussquote seiner Farben an diesem Abend und verfehlte den Korb.
Die Rackelos feierten ihren Sieg nach Herzschlagfinale noch auf dem Feld. Dazu hatten Bjarne Kraushaar, Dennis Mavin und Co. auch allen Grund. Gerade im ersten Viertel zeigten sich die Lahnstädter defensiv im Vergleich zum ersten Spiel verbessert. Erst nach viereinhalb Minuten gestatteten sie ihrem Gegner erste Punkte aus dem Feld. Auf der Gegenseite schraubten zwei Dreier von Nick Hornsby die Führung auf 17:4 in die Höhe (8. Spielminute). Erst in den Schlussminuten ließ Rostock den Ball besser laufen und verkürzte zum Viertelende auf 12:19.
Die ersten Zähler gehörten zwar dem ehemaligen Licher Bill Borekambi. Danach brachten ein Dreier von Mavin sowie vier Punkte am Stück durch Alen Pjanic Gießen wieder zweistellig in Front. Während die Rostocker weiterhin mit ihrer Abschlussschwäche rangen, schraubte Johannes Lischka die Führung unverdrossen in die Höhe (29:14, 15.). Gegen die Zonenverteidigung der Gastgeber sollten es sich die 46ers nun jedoch schwertun. Ein tiefer Dreier Hornsbys versetzte den hanseatischen Defensivbemühungen zwar einen Knacks. Angeführt von Brandon Lockhart, dessen insgesamt 27 Zähler die Seawolves phasenweise alleine im Spiel hielten, schmolz der Gießener Vorsprung über die Stationen 34:22 und 36:29 aber Punkt um Punkt. Zum Schlussakkord setzte Dino Burotac an, der per Buzzerbeater aus der Dreipunktedistanz den 32:39-Pausenstand bestellte.
Nach dem Seitenwechsel versenkte Kraushaar zunächst einen tiefen Dreier. In einer nun von der Defensive beider Mannschaften geprägten Partie ging die Schlagzahl danach aber deutlich runter. Den Rostocker Aufholbemühungen schob Lischka einen Riegel vor, als er zur Viertelmitte zunächst off-balance von der Dreierlinie und gleich im nächsten Angriff per Layup wieder eine zweistellige Führung herstellte (49:38, 26.). Unter Dirigentschaft von Lockhart und assistiert von Darian Cardenas Ruda, der in dieser Phase zwei Dreier verbuchte, setzten die Seewölfe jedoch zu einem mehrminütigen Power Play an, an dessen Ende die 46ers nur noch mit einem Punkt führten (49:48, 29.). Nervenstark konterte schließlich Pjanic auf der Gegenseite mit einem Distanztreffer, der übers Brett sein Ziel fand. Per Alley-oop-Korbleger ließ Lischka geschwind ein weiteres Bonbon folgen. Fürs dickste Ei im Nest sorgte schließlich Kraushaar, der das Viertel mit einem Buzzerbeater von kurz hinter der Mittellinie beendete, weshalb die angereisten Lahnstädter mit einem 57:48 ins Schlussviertel gingen.
In einem nun offenen Schlagabtausch verwalteten die Gäste lange Zeit ihre erspielte Führung. Vorne verdingte sich Schick mehrmals erfolgreich als Ballverteiler: nach Wurffinte und Zug zum Korb per Ableger auf Lischka, wenig später aufpostend mit Kick-out-Pass auf Pjanic. Hinten verriegelten die Rackelos ihre Zone per Ballraumverteidigung und profitierten von den Ladehemmungen ihres Gegners, konnte Rostock doch nur 28% (8/29) seiner Dreipunktewürfe verwandeln (bei Gießen 44%, 11/25). Per Sprungwurf erhöhte Schick aus der Mitteldistanz vier Minuten vor dem Ende sogar auf 66:55.
Danach verloren die Gäste jedoch den Faden und mussten zusehen, wie zunächst Borekambi nach offensivem Brett verkürzte. Lockhart und erneut Borekambi an der Straflinie markierten das 60:67 aus Sicht der Seestädter. Aus Gießener Sicht zur Unzeit fand Rostock nun auch aus der Dreipunktedistanz zu seiner Stärke zurück: Zunächst Frazier, dann Cardenas Ruda ließen die Mecklenburg-Vorpommer jubeln. Kraushaar brachte eine Minute vor dem Ende den Ball über die Mittellinie, bevor er überraschend vom zu beherzt nach dem Spielgerät schlagenden Frazier gefoult wurde und Freiwürfe zugesprochen bekam. Unter dem ohrenbetäubenden Lärm der 3000 Rostocker Fans bewies der 18-Jährige stählerne Nerven und erhöhte wieder auf 69:66. Coach Ralf Rehberger bat seine Wölfe zur Auszeit und schien die Hoffnungen auf schnelle Abschlüsse, keinen Dreier zu legen. Mit Erfolg: Lockhart penetrierte bei noch 45 zu gehenden Sekunden die Gießener Zone und brachte seine Farben erneut auf einen Punkt heran. Auf der Gegenseite agierten die Rackelos ohne Fortune, brachten den Ball erst nach Ablauf der 24 Sekunden im Korb unter – und nahmen so zugleich maximal Zeit von der Uhr.
Das dramatische letzte Play ist Geschichte. Durch den knappen Start-Ziel-Sieg schreiben die Depant GIESSEN 46ers Rackelos ihre Erfolgsgeschichte in der ProB fort. Am kommenden Sonntag (08.04., 18:00 Uhr) steht nun das Entscheidungsspiel in der Sporthalle Gießen-Ost an. Mit den Fans im Rücken wollen die Mittelhessen dann ins Playoff-Halbfinale vorrücken.
Rolf Scholz (Headcoach Depant GIESSEN 46ers Rackelos): „Wir haben unsere Aufregung oder Schüchternheit aus dem ersten Spiel abgelegt, wie es unser Ziel war. Über unsere wirklich starke Defensive, die keine siebzig Punkte zugelassen hat, und unseren guten Start kamen wir optimal ins Spiel. Zudem haben wir uns nicht von der lautstarken Kulisse nervös machen lassen.“
Ralf Rehberger (Headcoach ROSTOCK SEAWOLVES): „Ich möchte Gießen zu diesem verdienten Sieg gratulieren. Sie haben es einfach besser gemacht und wollten es gerade in der ersten Halbzeit mehr, als sie deutlich aggressiver waren. Da haben wir es verpasst den Ton zu setzen und den Heimvorteil zu nutzen. Vor Spiel drei gilt es nun zu analysieren, was wir besser machen müssen, um in Gießen zu gewinnen.“
ROSTOCK SEAWOLVES – Depant GIESSEN 46ers Rackelos 68:69 (32:39)
Viertelergebnisse: 12:19, 20:20, 16:18, 20:12
Depant GIESSEN 46ers Rackelos: Bjarne Kraushaar (11 Punkte), Alen Pjanic (10), Leon Okpara, Johannes Lischka (23, 10 Rebounds), Marian Schick (4), Dennis Mavin (7), Leo Vrkas (3), Nick Hornsby (11, 11 Rebounds)
ROSTOCK SEAWOLVES: Jordan Talbert (5), Brandon De’Andre Lockhart (27), Zaire Thompson, Dennis Teucher (4), Darian Cardenas Ruda (9), Bill Borekambi (14), Chris Frazier (6), Dino Butorac (3)