Wer Basketballmärchen mag, wird die jüngere Clubgeschichte des BBC Coburg lieben: Innerhalb von nur sechs Jahren glückte den Franken der Durchmarsch von der Bezirksliga in die dritthöchste Spielklasse. Rechnerisch war der Aufstieg aus der Regionalliga Südost bereits Mitte März besiegelt. Ein externer Hackerangriff auf den Meldesoftware-Account des Vereins hielt Coburg zunächst in der Schwebe: Die Aberkennung eines Sieges drohte. Das 112:66 gegen Science City Jena II Ende des Monats vor 1.100 Anhängern stellte den zweiten Aufstieg in Folge schließlich sicher. Zu einem Punkteabzug kam es nicht, das Team von Meistertrainer Simon Bertram erhielt die ProB-Lizenz.
Mittelfristiges Ziel der Oberfranken ist die ProA, wie Michael Stoschek – Vorsitzender der Gesellschafterversammlung von Brose – Anfang des Jahres kundtat. Die Fahrzeugteile GmbH zählt zu den Hauptsponsoren des nächsten Gegners der GIESSEN 46ers Rackelos (Sonntag, 5.11., 16:00 Uhr). Unterdessen verlief der Start des Liganeulings in die Spielzeit 2017/18 holprig. Erst im vierten Spiel gelang der erste Sieg, als Bayer Leverkusen nach einem Kraftakt mit 92:89 in die Schranken gewiesen wurde. Gegen die Basketballer des FC Bayern folgte sechs Tage später zwar die nächste Niederlage. „Ihre letzten beiden Begegnungen konnten sie aber gewinnen“, erklärt Rackelo-Cheftrainer Rolf Scholz, der deshalb vor dem Rückenwind warnt, mit welchem der BBC ins Spiel gehen wird. Geschlagen wurden Würzburg II und KIT Karlsruhe, die damit auf den Plätzen elf und zwölf rangieren. Coburg hingegen hält durch den Doppelschlag als Tabellenneunter Kontakt zu den Playoffplätzen.
Viele Stammkräfte des Regionalligameisters konnten gehalten werden, darunter die letztjährigen Leistungsträger Steffen Walde und Jordan Burris. Kapitän Walde wechselte 2015 aus Baunach kommend innerfränkisch und steuert bislang 12.4 Punkte pro Spiel bei. Burris‘ 14 Zähler im Schnitt machen den US-Amerikaner zum teaminternen Topscorer. Zu hadern hat der 25-jährige Flügelspieler mit seiner Ausbeute aus dem Dreipunkteland. Versenkte er im letzten Jahr noch 43% seiner Schüsse von Downtown, liegt seine Quote eine Liga höher nur bei mageren 29 Prozentpunkten: ein Faktor, der ins Gewicht fällt, da er fast neunmal pro Spiel aus der Distanz abdrückt. Im Match gegen Karlsruhe am letzten Mittwoch glückten ihm indes vier Dreier, die maßgeblich zum Auswärtssieg beitrugen.
Im Low-Post stehen den Oberfranken zwei ProA- bzw. ProB-erfahrene Akteure zur Verfügung. Max von der Wippel kam aus Dresden, wo er zuvor fünf Jahre auf Korbjagd ging. Als gelernter Bankkaufmann agierte der 23-Jährige jedoch ausschließlich als Halbprofi. In Coburg kann sich von der Wippel alleine auf den Sport konzentrieren. Ihm zur Seite steht Wolf, der zuletzt bei Ehingen unter Vertrag stand. 8.6 Punkte und 5 Rebounds verbucht der 22-Jährige bislang im Schnitt.
Einen Coup landeten die Vestestädter zudem durch die Verpflichtung von Anell Alexis, der für den aus beruflichen Gründen pausierenden Regio-Leistungsträger Fabian Franke aus Panama zurück nach Deutschland wechselte. Sein Vater Wendell wurde viermal zum MVP der Basketball Bundesliga gekürt und gewann mit ALBA BERLIN sechs Meisterschaften und drei Pokalsiege. Entscheidender aus Coburger Perspektive ist, dass Sohn Anell in seiner Jugend für TuS Lichterfelde spielte und damit trotz seiner US-amerikanischen Staatsbürgerschaft als Local Player auflaufen darf. Als dritter „Importspieler“ steht daher Shooting Guard Byron Sanford im Kader.
Auf die GIESSEN 46ers Rackelos wartet daher einmal mehr ein interessanter Gegner. Nach drei Heimsiegen in Serie streben die Mittelhessen ihren zweiten Auswärtssieg an. Übertragen wird die Partie via Stream von Sportdeutschland.tv (http://sportdeutschland.tv/basketball/prob-bbc-coburg-vs-giessen-46ers-rackelos) und kann dort auch „Re-Live“ abgerufen werden.
Rolf Scholz (Headcoach GIESSEN 46ers Rackelos): „In dieser Liga kann jeder jeden schlagen, weshalb der Status als Aufsteiger kaum zählt. Zudem geht Coburg mit zwei Siegen in Folge in die Begegnung. Um unseren zweiten Sieg auf fremdem Parkett zu feiern, müssen wir weiter an unserer Ballverlustquote arbeiten. Gelingt uns das, ist auch in der HUK-COBURG Arena alles möglich.“