Bei den Uni Baskets wollen sich die 46ers Rückenwind für die kommenden Aufgaben holen
Irgendwie geht es den JobStairs GIESSEN 46ers in diesen Tagen wie jenen jungen Frauen und Männern, die im Frühjahr ihr Abitur ablegen wollen: Sie haben gepaukt, gelernt, sie haben sich entwickelt. Sie sind bestens vorbereitet. Sie stehen gut da. Sie haben all ihre Hausaufgaben vor den Feiertagen erledigt. Doch erreicht haben sie noch nichts!
Wird es ein Notenschnitt von 1,8, 2,2 oder 2,5? Im Umkehrschluss: Schließt die Truppe von Cheftrainer „Frenki“ Ignjatovic die Spielzeit 2023/24 in der BARMER 2. Basketball-Bundesliga ProA Ende April auf Rang drei, fünf oder neun ab? Noch ist alles offen, noch heißt es, die richtigen Weichen vor Weihnachten zu stellen. Für die Schülerinnen und Schüler bei einer abschließenden Englisch- oder Deutsch-Arbeit, für die Lahnstädter mit dem letzten Auswärtsspiel des alten Jahres, das noch einmal zu einer echten Herkulesaufgabe werden wird. Halt wie ein Mathetest für rund 90 Prozent aller Heranwachsenden.
Mit den Uni Baskets Münster wartet am Mittwochabend (20 Uhr) in der stimmungsvollen Halle Berg Fidel eine Mannschaft auf die 46ers, die unberechenbarer nicht sein kann. „Sie sind das Überraschungsteam schlechthin in der Liga“, lobt Ignjatovic die Jungs aus der 321.000 Einwohner zählenden Stadt zwischen Ruhrgebiet und Osnabrück. Im Sommer 2022 erst per Wildcard ins Unterhaus gekommen und dort vom ehemaligen Gießener Coach Björn Harmsen stabilisiert, liegt Münster inzwischen auf Playoff-Rang acht mit nur einem Sieg weniger auf der Habenseite als die Gäste.
Am vergangenen Wochenende mussten sich die Uni Baskets äußerst unglücklich in Kirchheim mit 80:82 geschlagen geben. Es war die zweite knappe Niederlage der Westfalen nach dem Overtime-88:92 gegen Phoenix Hagen zum Saisonstart. Dazwischen lagen eine Klatsche in Dresden (69:93) und Niederlagen gegen Frankfurt (67:91) und Trier (95:117), aber auch Überraschungen wie das 80:74 in Koblenz oder das 89:86 in Bayreuth. „Auch wenn es langweilig wird: In dieser Liga kann jeder jeden schlagen. Du kannst nur gewinnen, wenn du dein volles Leistungsvermögen abrufst“, spendiert Branislav Ignjatovic gerne fünf Euro ins Phrasenschwein, um klarzustellen: „Für alle, die schnell vergessen: Wir stehen besser da als zum gleichen Zeitpunkt des Vorjahres, als wir statt 16 erst 14 Punkte auf der Habenseite hatten.“
Nach dem Match in Münster dürfen es dann auch gerne 18 sein, was jedoch ein hehres Vorhaben werden wird angesichts einer großen Münsteraner Kontinuität. „Sie haben Jungs wie Cosmo Grün oder Jasper Günther in ihren Reihen, die dort schon sehr lange spielen und teilweise auch mit langfristigen Verträgen ausgestattet sind“, weiß 46ers-Flügel Luis Figge. „Langfristigkeit schweißt oft zusammen.“ Der 26-Jährige merkt aber auch an, dass „wir mit einem Erfolg Rückenwind für die kommenden Aufgaben bekommen könnten.“ Die nach dem Duell gegen Bochum zwischen den Jahren mit den Gipfeltreffen gegen Trier (2. Januar) und in Jena (6. Januar) nicht zu unterschätzen sind.
Ein Sieg in Münster, der im März beim 84:74 dank der 18 Punkte von Karlo Miksic und der 15 Rebounds durch Enosch Wolf und Stefan Fundic schon einmal glückte, wäre also Gold wert, wenngleich sich die Westfalen unter ihrem neuen Übungsleiter Götz Rohdewald, dem als Assistent weiter der ehemalige Gießener Chad „Big Red“ Prewitt zur Verfügung steht, zu einem ernsthaften Playoff-Kandidaten entwickelt haben.
„Weil sie mannschaftlich geschlossen auftreten und nicht mehr nur noch abhängig sind von Andreas Seiferth. Weil sie auf den deutschen Positionen bestens besetzt sind. Und weil sie US-Boys mit Qualität geholt haben“, wie „Frenki“ Ignjatovic, der in Münster weiter auf Big Man Stefan Fundic verzichten muss, berichtet.
Hilmar Petursson und der aus Georgien verpflichtete US-Boy Avi Toomer besorgen den Spielaufbau unaufgeregt. Nathan Scott, der aus dem dänischen Randers kam, gehört mit im Schnitt sieben eingesammelten Abprallern zu den besten Reboundern der Liga. Er erhält an den Brettern Unterstützung durch Jonas Weitzel (sieben Punkte, sechs Rebounds) sowie Adam Touray, der sich bislang mit durchschnittlich 14 Punkten und sechs Rebounds ausgezeichnet hat. Und der erst vor drei Wochen vom österreichischen Erstligisten Oberwart Gunners nachverpflichtete James Graham, der den verletzten Carlos Carter ersetzt, findet langsam ins Team, was seine 13 Punkte und fünf Rebounds in nur 19 Minuten zuletzt in Kirchheim unterstrichen.
„In Münster stimmt die Kulisse, da geht es immer heiß her“, weiß „Frenki“ Ignjatovic, was auf seine Mannschaft am Mittwochabend zukommt. Nämlich eine weitere Reifeprüfung im Bemühen, Ende April einen vernünftigen Abschluss hinzubekommen.
18.12.23