(Foto: Nico Genslein)

Robin Benzing wie einst Shy Ely

Vorlesen:

Nach 90 Trainingstreffern des Kapitäns bei 100 Versuchen herrscht bei den 46ers vor dem Duell mit den Dresden Titans beste Stimmung.

Shy Ely, daraus macht „Frenki“ Ignjatovic keinen Hehl, war stets einer seiner Lieblinge bei den MLP Academics Heidelberg. Smart, clever, treffsicher, eben ein Vorzeigeprofi. Acht Jahre verbrachten die beiden zusammen am Neckar – in Liga eins und in Liga zwei. Kein Wunder also, dass der heute 37-Jährige die Marotten – nein, sagen wir lieber: die Methoden – des Serben in- und auswendig kennt.

Eine ist, 100 Schüsse von fünf unterschiedlichen Spots rund um die Zone abzugeben; und dies innerhalb von sechs Minuten. Es ist eine Übung, die sie bei den GIESSEN 46ers längst im Schlaf beherrschen. Und sie verinnerlicht haben wie Ignjatovics Lob für Ely: „Er ist der Einzige, der in meiner ganzen Karriere 90 Treffer gelandet hat.“

Bis Donnerstagvormittag, als erst die Bigs und dann die Guards je eine individuelle Einheit absolvierten. Um 10.40 Uhr brandete Jubel auf, denn auch Robin Benzing versenkte 90 seiner 100 Würfe. Co-Trainer Nikola Stanic fragte sicherheitshalber bei Jonathan Maier, der die Schüsse zählte und die Abpraller einsammelte, nach. Ehe „Frenki“ Ignjatovic gen Hamburg, wo Shy Ely heute lebt und eine Ausbildung absolviert, eine Sprachnachricht schickte.

Gelöste, ja ausgelassene Stimmung also in der Rivers-Sporthalle, in der sich erst nur vier Große und hernach noch sechs „Kleine“, darunter auch der einige Tage mit einer Magen- und Darmgrippe pausierende Kevin McClain, auf die kommende Partie des zehnten Spieltags in der BARMER 2. Basketball-Bundesliga ProA gegen die Dresden Titans (Samstag, 19 Uhr) vorbereiteten. Eine, die, wie Branislav Ignjatovic betont, „ihren besonderen Reiz hat.“

Und dies aus mindestens drei Gründen. „Zum einen ist es immer ganz wichtig, sich erhobenen Hauptes, also siegreich, in eine Länderspielpause zu verabschieden.“ Zur Erinnerung: Unter -und Oberhaus pausieren knapp zwei Wochen, weil der Weltverband Länderspiele angesetzt hat. Nach der Dresden-Partie steht für die 46ers erst wieder am Samstag, 30. November, das Gipfeltreffen bei den VET-CONCEPT Gladiators Trier auf dem Programm. „Wir wollen uns mit einem guten Gefühl in drei trainingsfreie Tage begeben“, so der 58-Jährige. Zum anderen weckt das Duell mit den Elbestädtern Erinnerungen an das Playoff-Viertelfinale 2022/23, als der Altmeister die Titanen mit einem 3:0-Sweep vorzeitig in die Sommerpause beförderte.

Und zum dritten sind die Männer aus der Stadt von Semperoper, Zwinger und Frauenkirche nach einem schwachen Saisonstart und sechs Niederlagen aus den ersten sieben Partien am vergangenen Wochenende förmlich explodiert. Einem 72:71-Erfolg beim BBC Bayreuth ließen sie zwei Tage später ein sensationelles 89:82 gegen Trier folgen, so dass „Frenki“ Ignjatovic warnt: „Dresden ist stärker als ihr momentaner Tabellenplatz 14. Sie haben das Zeug dazu, in die Playoffs zu kommen.“

Und: „Wenn du nicht an jedem Spieltag dein komplettes Leistungsvermögen abrufst, dann gewinnst du gegen niemanden.“ Andersherum: Es gibt keine Laufkundschaft, auch nicht in einem Duell von 6:3-Siegen gegen 3:6. „Dresden kommt zu uns mit allerbester Laune. Sie spielen unorthodox, wir müssen versuchen, ihre schnellen Abschlüsse zu unterbinden.“

Was Gießen zuletzt beim 86:78-Erfolg bei den Artland Dragons erst in den letzten fünf Minuten bei einem eigenen 16:3-Run glückte. Zuvor hatte Quakenbrück Dreier wie im Rausch versenkt, lange geführt, schließlich aber doch noch die fünfte Niederlage am Stück kassiert, die unter der Woche Coach Vince Macaulay den Job kostete. „Wir brauchen nicht um den heißen Brei herumzureden. Wir wollen den siebten Sieg, dann sind wir vor der Pause völlig im Soll“, zählen für Ignjatovic am Samstag nur zwei Punkte.“

Im Gegensatz zur Vince Macaulay sitzt Dresdens Übungsleiter Fabian Strauß fest im Sattel. Der 31-Jährige, der schon seit 2019 an der Elbe arbeitet, verlängerte im April seinen Vertrag bis Sommer 2026. „Seine Expertise ist uns sehr wichtig“, begründete Geschäftsführer Michael Born den Schritt, mit dem gebürtigen Thüringer eine im Sommer auf einigen entscheidenden Positionen veränderte Mannschaft neu auszurichten. Pointguard Casey Benson (Leuven/Belgien), Center Till Isemann (Bremerhaven) und Shooting Guard Grant Teichmann (Düsseldorf) verließen Dresden, mit dem Argentinier Pablo Bertone (Oliveirense/Portugal), dem langen Aaron Keyser (Artland Dragons), Ballermann Wes Dreamer, der jederzeit in der Lage ist, 25 Punkte zum Gelingen beizusteuern, und US-Guard Matthew Ragsdale, der unlängst bei der Niederlage gegen Kirchheim sechs von neun Dreien versenkte, kam allerdings adäquater Ersatz.

Zusammen mit den verbliebenen Deutschen wie Daniel Kirchner (zuletzt angeschlagen), Lucien Schmikale, Sebastian Heck und Lukas Zerner sowie dem Australier Koen Sapwell, der gegen Düsseldorf neun Abpraller einsammelte oder gegen Trier 22 Zähler auflegte, verfügt Fabian Strauß über eine Mannschaft, deren samstäglicher Auftritt laut Branislav Ignjatovic „einen heißen Tanz“ verspricht. Egal, wie gut die Stimmung im Gießener Lager auch sein mag…

Letzte News