(Foto: Nyama)

Roland Nyama war für Kamerun unterwegs – Interview zur WM-Qualifikation in Ägypten

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Der flexibel einsetzbare Roland Nyama konnte für sein zweites Heimatland Kamerun in der Nationalmannschaft debütieren. Wie er dieses Ereignis erlebt hat, warum er seine eigentliche Rückennummer wechselte und wie man ihn im Kreise der unzähmbaren Löwen aufnahm, hat er in einem kurzweiligen Interview erzählt.


Roland, du bist schon einige Tage wieder im Lande und hast nach deinem Länderspiel-Debüt für Kamerun am Doppelspieltag für deinen Club mitgewirkt. Erzähl uns doch bitte mal, wie deine erste Begegnung im Umfeld der kamerunischen Nationalmannschaft so war?

Der erste Kontakt bzw. Begegnung war via Facebook. Mich hat der Teammanager der kamerunischen Nationalmannschaft angeschrieben. Er hat meine Karriere auf dem College in den USA verfolgt und hat bei mir nachgefragt, ob ich Interesse hätte, für diese Nation zu spielen. Nach einem längeren Austausch wurde ich dann im Januar eingebürgert. Bei den Formalien gab es ein paar Schwierigkeiten, weil du als deutscher Staatsbürger keine weitere annehmen darfst. Es gibt aber Ausnahmen – du erhältst eine Beibehaltungsgenehmigung! Dieser Beantragungsvorgang kann bis zu einem Jahr dauern, bis man letztendlich diese Genehmigung erhält. Das war mit sehr viel Papierkram verbunden.

Wie bist du in diesem Kreis aufgenommen worden und kanntest du im Vorfeld ein paar Mannschaftskollegen?

Als ich dann vor Ort war, wurde ich gut aufgenommen. Coaches, Manager, alle waren sehr freundlich. Es ergab sich für mich die Chance, eine ganze Woche wieder einmal französisch zu reden, was ich auch sehr lange nicht mehr gemacht habe (lacht). Im Vorfeld kannte ich zwei Spieler, gegen die ich mal in Frankreich bei Sommer-Turnieren gespielt habe. Aber so wirklich vorab persönlich kannte ich eigentlich niemanden.

Kamerun klingt für uns Europäer sehr exotisch. Vielleicht kannst du uns mal ein wenig die Mentalität des Landes und vielleicht deines Teams näherbringen?

Die Kameruner werden als „unzähmbare Löwen“ bezeichnet. Vielleicht kennt man dies in Verbindung bei Fußball-Weltmeisterschaften. Die Älteren erinnern sich vielleicht noch an Roger Miller, wie er bei der WM 1990 an der Eckfahne getanzt hat. Die Mentalität ist geprägt durch harte Arbeit und Glückseligkeit. Als ich in Kamerun war, habe ich viele glückliche Gesichter gesehen. Natürlich waren sie nicht materiell Reich, aber dafür waren alle so herzlich und gut gelaunt. Kamerun ist für sein gutes Essen und Musik bekannt. Mit guter Laune und harter Arbeit agieren wir auch in unserer Nationalmannschaft. So haben wir auch den hohen Favoriten Ägypten geschlagen.

Ihr habt drei Spiele gegen die DR Kongo, die von dir zuvor erwähnten Gastgeber Ägypten und den Senegal absolviert. Dabei konntet ihr euch zweimal erfolgreich durchsetzen. Beschreibe uns doch mal dein Gefühl bei so einem Länderspiel mitspielen zu dürfen? Und wie geht man mit so einer enormen Belastung um, wenn man in wenigen Tagen drei Partien absolvieren muss?

Schon bei der Nationalhymne habe ich Gänsehaut bekommen. Dazu habe ich bei den Spielen die Nummer 32 getragen, weil mein Vater mit 32-Jahren bei einem Autounfall verunglückt ist. Das war eine Hommage an ihn. Zuerst war ich natürlich etwas nervös, aber als dann der erste Dreier gefallen ist, war es am Ende einfach nur Basketball. Aber es war eine große Ehre für mich dabei mitwirken zu dürfen.

Drei Spiele in drei Tagen ist schon eine enorme Belastung, aber letztendlich ist es auch die Sportart, die wir alle lieben. Basketball spielen mit so wenig Training wie möglich (lacht). Das hat im Prinzip in mir das innere Kind geweckt, welches den ganzen Tag auf dem Freiplatz spielen wollte und Ärger von der Mutter bekommen hat, weil ich nicht nach Hause gehen wollte. Drei Tage, drei Spiele hört sich hart an, aber wenn du den Sport liebst – und das tue ich sehr – ist es etwas ganz Tolles!

Wie sieht denn so ein Ablauf bei einem Länderspielfenster aus? Hattet ihr neben Basketball auch Möglichkeiten euch das Land ein wenig anzusehen oder mit anderen Spielern oder Einheimischen auszutauschen? 

In den ersten ein, zwei Tagen vor einem Wettbewerb, wenn wir nicht mehr Zeit haben, trainieren wir zweimal pro Tag. In diesen werden taktische Dinge besprochen und auf dem Court durchgeführt. Zwischen den Trainingseinheiten ergeben sich dann Möglichkeiten die Stadt oder das Land zu sehen, da meist das erste Training um 10.00 Uhr angesetzt ist und das zweite Training erst abends um 20.00 Uhr stattfindet. Am Abflugtag zum Beispiel hatten wir noch Zeit und sind gemeinsam nach Kairo zu den Pyramiden gefahren – natürlich haben wir touristische Fotos gemacht (schmunzelt). Wir haben uns mit der Kultur befasst und eine ganze Tour erhalten. Das war sehr cool – aber der primäre Fokus lag auf basketballspielen und regenerieren, um bereit für die entscheidenden Tage zu sein.

In der WM-Qualifikation seid ihr trotz der Erfolge in eurer Gruppe auf dem letzten Rang platziert. Welche Aufgaben liegen noch vor euch und wie geht es für dich persönlich in der Nationalmannschaft weiter?

Wir hatten leider in den vergangenen WM-Fenstern nicht sehr viel gewonnen und die zwei Siege kamen für Leute die uns nicht kennen anscheinend sehr überraschend. Aber die Gruppe die jetzt dabei war, soll auch den Kern für die nächsten Maßnahmen bilden und nominiert werden. Natürlich ergänzt durch EuroLeague- oder NBA-Spieler. Im August haben wir ein Vor-Qualifikationsturnier für die Olympischen Spiele 2024 in Paris. In diesem spielen sieben Teams, die sich nicht für die WM qualifizieren konnten plus noch einem ausgewählten Team. Man muss dieses Turnier gewinnen, um sich für die nächste Runde zu qualifizieren, dem großen Olympischen Qualifikationsturnier. In diesem Format werden dann weitere Plätze ausgespielt – so wie es Deutschland damals für Peking geschafft hat. 2024 ist dann mit Olympia das nächste Hauptaugenmerk. Darauffolgt 2025 die Afrikameisterschaft, die wir gerne gewinnen möchten und so wurde auch das Ziel formuliert. Mir wurde kommuniziert, dass ich für die nächsten Maßnahmen wieder mitgenommen werde, sodass ich mir den Sommer erst einmal freihalte. Ich freue mich schon sehr auf die nächsten internationalen Begegnungen!

Vielen Dank, Roland!

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