Die Frage, mit welchen Spielern die GIESSEN 46ers in der kommenden Saison ihre beiden Centerpositionen besetzen, ist geklärt. Nachdem Gerrit Terdenge (Position 4 und 5) und Florian Hartenstein (5) ihre Verträge bei dem mittelhessischen Basketball-Bundesligisten im April und Mai dieses Jahres verlängert hatten und anschließend Corey Rouse (4 und 5) vom BBL-Absteiger Nürnberg verpflichtet worden war, haben die 46ers mit Ed Nelson nun einen 5er, der auch auf der 4 einsetzbar ist, unter Vertrag genommen. Der 25-jährige US-Amerikaner aus Fort Lauderdale, Florida, unterzeichnete einen Einjahreskontrakt. Der muskulöse, rund 119 Kilo auf die Waage bringende Nelson kann einen sportlichen Werdegang mit einer für einen Basketballer außergewöhnlichen Zwischenstation vorweisen.
Nachdem er zu seiner High-School-Zeit im US-Bundesstaat Florida zu den absoluten Top-Basketballern seines Jahrganges gezählt hatte, spielte Nelson von 2001 bis 2003 für das Team von Georgia Tech in der Atlantic Coast Conference (ACC) der nordamerikanischen Basketball-College-Liga NCAA. Unter anderem an der Seite von BJ Elder, der wenige Jahre später, in der Spielzeit 2005/2006, bekanntlich bei den GIESSEN 46ers unter Vertrag stehen sollte. Obwohl es der 2,03 m große Nelson in seinem ersten Jahr in unmittelbarer Korbnähe mit vielen größeren Gegenspielern zu tun bekam, sorgte er in den 31 Saisonspielen mit im Schnitt 8,5 Punkten und 6,9 Rebounds pro Partie bei einer durchschnittlichen Einsatzzeit von 25,5 Minuten für Furore. Anschließend wurde Nelson zum „Rookie (Neuling) des Jahres“ in der ACC gewählt, die als die stärkste der insgesamt 32 Conferences in der NCAA 1 gilt.
Nachdem er in seiner zweiten Saison im Trikot der im Frontcourt seinerzeit mit den heutigen NBA-Spielern Chris Bosh und Luke Schenscher bärenstark besetzen Georgia Tech Yellow Jackets in 25,3 Minuten pro Spiel durchschnittlich 8,1 Punkte und 6,5 Rebounds aufgelegt hatte, wechselte Nelson aus familiären Gründen das College und ging an die Universität von Connecticut (UConn). Gemäß dem NCAA-Transferreglement durfte er daraufhin in der Saison 2003/2004 nicht für das Basketballteam der UConn Huskies spielen.
Von Herbst 2004 bis 2006 ging Nelson dann für den NCAA-Meister der Jahre 1999 (damals mit Souleymane Wane) und 2004 auf Korbjagd. Wieder hatte er auf den großen Positionen mit den heutigen NBA-Akteuren Josh Boone, Hilton Armstrong und Charlie Villanueva exzellente Leute neben sich. So wird klar, wieso die 46ers-Neuerwerbung in den beiden Spielzeiten nur für jeweils rund neun Minuten pro Begegnung auf dem Feld stand. In seiner Abschluss-Saison in der Big East Conference kam er im Schnitt auf 3,2 Punkte und 3,1 Rebounds.
Was dann folgte, kann man getrost als ungewöhnlich bezeichnen. Dem Ratschlag eines Agenten folgend meldete sich Nelson für das Draftverfahren der US-amerikanischen Profiliga im American Football, NFL, an. Nachdem er bei einem Training vor Vertretern vieler NFL-Klubs unter anderem seine herausragende Schnelligkeit unter Beweis gestellt hatte (die 40 Yards, umgerechnet rund 37 Meter, lief er bei der Veranstaltung in 5,0 Sekunden!), wurde Nelson bei dem Draft zwar von keinem NFL-Team gezogen, unmittelbar im Anschluss an die Veranstaltung aber doch noch vom NFL-Klub St. Louis Rams unter Vertrag genommen. Und dass, obwohl das Muskelpaket zuletzt in seinem ersten High-School-Jahr regelmäßig Football gespielt hatte. Kurze Zeit später war das Football-Intermezzo für den Mann aus Florida allerdings schon wieder beendet. Die Rams lösten den Vertrag wieder auf, nachdem die ersten Trainingscamps absolviert waren.
Ed Nelson entschied sich nach dieser Erfahrung dafür, wieder zum Basketball zurückzukehren. In seiner ersten Profisaison landete er bei Korihait Uusikaupunki in Finnland. Nach 43 Spielen hatte der bullige Center 22,3 Punkte und 11,6 Rebounds pro Partie zu Buche stehen. Damit war er der zweibeste Scorer und der zweitbeste Rebounder in der zwölf Mannschaften umfassenden finnischen Liga. Daneben konnte er eine Feldwurftrefferquote von 57,7 Prozent und eine Trefferquote aus dem Dreipunktbereich von 40,6 Prozent (bei im Schnitt etwa einem Dreierversuch pro Spiel) vorweisen.
Ed Nelson zu seiner Vertragsunterzeichnung bei den 46ers: „Ich werde viel Energie nach Giessen mitbringen. Ich habe bei Collegeklubs gespielt, für die es üblich ist, Spiele zu gewinnen und ich hoffe, dabei helfen zu können, dass diese Mentalität zukünftig auch für die GIESSEN 46ers gilt. Mein Ex-Teamkollege und Freund BJ Elder hat hier gespielt. Ich weiß also, dass die 46ers eine lange Tradition haben und das Team auf eine großartige Unterstützung von Seiten der Fans zählen kann.
Ich bin schon sehr aufgeregt, da ich zum ersten Mal nach Deutschland kommen werde. Ich habe schon bei High-School-All-Star-Spielen mit und gegen Jungs wie Elder, Sharrod Ford oder Julius Jenkins (beide ALBA Berlin) gespielt und freue mich darauf, diese Jungs wieder zu sehen. Meine Zeit als Footballer war eine großartige Erfahrung. Aber sie hat mir auch vor Augen geführt, dass Basketball der Sport ist, den ich wirklich liebe. Ich mag es, wenn ich auf dem Feld meine Power gegen meine Gegenspieler einsetzen kann. Aber am meisten mag ich es, wenn mein Team gewinnt und ich hoffe, dass wir mit harter Arbeit viele Siege einfahren werden.“
Thorsten Leibenath, Cheftrainer der 46ers, meinte zu der Verpflichtung: „Ed wird uns viel Qualität unter den Körben verleihen. Er hat für zwei berühmte Universitäten gespielt, mit deren Spielern wir in der Vergangenheit schon gute Erfahrungen gemacht haben (BJ Elder, Souleymane Wane). Es ist sehr beeindruckend, wie schnell und ungemein leichtfüßig er sich trotz seiner gewaltigen Statur auf dem Feld bewegt. Ed hat die Fußarbeit eines Flügelspielers und die Präsenz eines Centers.
Darüber hinaus setzt er alles daran, um zu gewinnen. In seinen Collegeteams hat er sich im Training durch seinen großen Arbeitseifer ausgezeichnet. Er ist gewohnt, gegen große Jungs zu spielen. Wir werden viel Freude an ihm haben. Ed passt ausgezeichnet in unsere Mannschaft, die mit vielen schnellen Spielern besetzt sein wird. Auch wenn Ed kein ausgewiesener Dreierschütze ist, werden wir nun auf allen Positionen Gefahr von Außen ausstrahlen.“
Mit der Verpflichtung von Ed Nelson ist klar, dass Robert Maras nicht mehr zu den 46ers zurückkehren wird. Der Vertrag des Centers war am Ende der vergangenen Spielzeit ausgelaufen. Die 46ers hatten Maras und seinem Agenten gegenüber Interesse an einer Vertragsverlängerung geäußert, finanziell lagen beide Seiten aber zu weit auseinander. Die GIESSEN 46ers wünschen Robert Maras, der mit seiner offenen Art in Mittelhessen viele Sympathien gewonnen hat, alles erdenklich Gute für die Zukunft.
Der 46ers-Kader für die Saison ist fast komplett und hat momentan folgendes Aussehen: Obie Trotter (einsetzbar auf den Positionen 1 + 2), Shawan Robinson (1/2), Michael Umeh (2/1), Marco Buljevic (2/3), Rouven Roessler (3/2), Johannes Lischka (3/4), Gerrit Terdenge (4/5), Corey Rouse (4/5), Florian Hartenstein (5), Ed Nelson (5/4). Als nächstes steht die Verpflichtung eines großen Flügelspielers (Position 3) an.