(Foto: Richard Stephan - der Stadtfotograf)

Spiel der Läufe – Rostocker Schlussspurt kostet Rackelos den Sieg

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Ausgerechnet im ProB-Viertelfinale sollte die seit Mitte Januar andauernde Siegesserie der Depant GIESSEN 46ers Rackelos reißen: Nach einem hochklassigen Spiel musste sich der Liganovize den Rostock Seawolves mit 86:93 geschlagen geben und liegt in der Playoffserie mit 0:1 im Hintertreffen. In der von Läufen beider Teams geprägten Partie erwischten die Gäste den besseren Schlussspurt: „Sie konnten sich auf ihre individuelle Klasse verlassen, während wir als Team dagegen zu halten hatten. Ist uns das überwiegend auch geglückt, konnten wir ihre Topscorer dann im letzten Viertel nicht ausreichend ausschalten“, so Headcoach Rolf Scholz nach dem Spiel. Vor allem der ehemalige Licher BasketBär Bill Borekambi trumpfte auf und erzielte 18 seiner 22 Punkte im Schlussabschnitt. „Abgesehen vom Ergebnis können wir mit der Leistung zufrieden sein. Schon in der Kabine haben wir dem Team diese Einstellung zu vermitteln versucht, um das Positive mit nach Rostock in Spiel zwei zu nehmen“, so Scholz weiter.

Präsentierte sich die Anfangsphase als offener Schlagabtausch, gehörte der erste Run des Spiels den Rackelos. Ein tiefer Dreier von Bjarne Kraushaar kurz vor Ablauf der Schussuhr diente als Initialzündung. Dennis Mavin ließ einen weiteren Distanztreffer folgen und tänzelte kurz darauf die Rostocker Abwehrreihen per Crossover aus. Die Belohnung: Ein blitzsauberes Dreipunktespiel plus 15:6-Führung für Gießen (6. Spielminute). Mehrere Ballverluste sorgten dann jedoch dafür, dass die Seawolves zur Aufholjagd ansetzen konnten. Zwei Dreier von Jordan Talbert markierten ein 21:17 aus Sicht der Ostseestädter.

Noch im Auftaktviertel starteten die 46ers nun ihrerseits einen Lauf. Nach Offensivrebound glich Leon Okpara aus, bevor Marian Schick nach Zusteckern von Johannes Lischka und direkt danach Mavin die Führung zurückeroberte. Per Spin-Move walzte sich der Center wenig später durch die Rostocker Zone, verlegte knapp und fungierte somit als Steigbügelhalter für Alen Pjanic, der die Murmel kraftvoll per Tip-in durch die Reuse dunkte (31:23, 13.). Sieben Gegentreffer in Serie sollten die Gießener Führung dann zwar nahezu egalisieren. Schick zeigte sich jedoch weiterhin in bester Spiellaune, traf in Brettnähe, aus der Dreipunktedistanz und legte dazwischen nach gelungener Penetration auf den freien Nick Hornsby ab (40:32, 17.). Nach einer Auszeit des Rostocker Coachs Ralf Rehberger stibitzte Brandon Lockhart den Ball beim Gießener Einwurf. Unkonzentriertheiten in der Ballbehandlung brachten die Seawolves zurück ins Rennen, etwa durch einen Fastbreakdunk Borekambis. Zähler in Brettnähe von Schick, Lischka und Hornsby retteten die Führung indes in die Halbzeitpause (46:43).

In einer nun körperlicher geführten Begegnung behaupteten die Gastgeber über die Stationen 51:48, 55:50 und 57:56 ihre knappe Führung. Dreier von Leo Vrkas sowie ein weiterer Korblegerabschluss Schicks schienen das Momentum erneut auf hessische Seite wandern zu lassen. Von der Dreierlinie ließen die Seawolves gerade in der zweiten Halbzeit jedoch nichts anbrennen. Konnten sie zur Pause nur 33% ihrer Versuche von Downtown verwandeln, steigerte sich ihre Quote bis zum Ende auf satte 48% (11/23). Mit Dino Butorac und Tim Vogt trugen sich kurz vor Viertelende zudem zwei Rotationsspieler durch Dreipunktewürfe in die Statistik ein (65:66, 29.).

Nach einer komplexen Drehbewegung brachte Borekambi zu Beginn der letzten zehn Minuten seine Farben zum ersten Mal seit dem ersten Viertel wieder in Front. Offensiv boten die Rackelos jedoch munter Paroli, wie etwa Hornsby zeigte, der zuvor via Touchdownpass übers halbe Feld von Kraushaar bedient wurde (74:71, 33.). Gegen den nun wie entfesselt scorenden Borekambi hielt Lischka dagegen: In bester Dirk-Nowitzki-Manier sprang der Kapitän aus der Mitteldistanz mit einem Bein ab und verwandelte im Zurückfallen mit Brett (78:78, 36.). Distanztreffer von Talbert und Chris Frazier aber zwangen das Gießener Trainergespann nur vierzig Sekunden später zur Auszeit.

In der nächsten Angriffssequenz erschien zunächst Lischka nach einem geblockten Wurf Mavins den 80:83-Anschluss wieder hergestellt zu haben. Sekundenbruchteile zuvor ahndeten die Unparteiischen jedoch ein Foul am US-amerikanischen Aufbauspieler, der an der Straflinie nur einen Treffer verbuchen konnte. Da Talbert im Gegenzug einen seiner insgesamt fünf Dreier an diesem Abend netzte, Gießen danach zwei Ballverluste produzierte und Borekambi im Fastbreak zu Punkten kam, lagen die Mittelhessen zweieinhalb Minuten vor dem Ende mit 88:79 im Rückstand.

Angepeitscht von einer lautstarken Sporthalle Gießen-Ost warfen die Rackelos nochmals alles in die Waagschale. Kraushaar forcierte direkt nach einer genommenen Auszeit das Tempo und verkürzte per Korbleger. Lischka erzwang ein Foul, verpasste leider beide Freiwürfe, legte wenig später dafür aber auf Schick ab, der weiter verkürzte. Nach einem erfolgreichen defensiven Stop penetrierte Mavin zum Korb und brachte sein Team zurück in Schlagdistanz (85:88, 40.). Auf der Gegenseite punktete jedoch Borekambi, weshalb die Rackelos Rostock taktisch an die Freiwurflinie zwingen mussten. Während Mavin einen sauber herausgespielten Dreier knapp daneben warf, besiegelte Borekambi an der Linie schließlich den 93:86-Endstand.

Rolf Scholz (Headcoach Depant GIESSEN 46ers Rackelos): „Obwohl wir mit der Leistung im Großen und Ganzen zufrieden sein können, ist es natürlich ein Wermutstropfen, dass wir viele vermeintlich einfache Chancen liegen ließen. Wichtig ist nun, dass wir das Endergebnis als Teil einer Best-of-three-Serie annehmen. Unser Fokus muss darauf ruhen, diese Serie nächsten Samstag zurück nach Gießen zu holen.“

Ralf Rehberger (Headcoach Rostock Seawolves): „Ich glaube, es war ein Megaspiel. Für die Zuschauer hat es alles geboten, was Basketball ausmacht. Ich bin froh und stolz, dass die Jungs das Spiel gebogen haben und wir mit dem Sieg weggehen. Zwei gute Basketballteams haben sich heute einen Riesenkampf geliefert.“

Sprungball am kommenden Samstag (31.03.) ist um 19:30 Uhr. Entführen die Rackelos den Sieg an der Ostsee, so käme es am 08.04. zum Entscheidungsspiel in der Sporthalle Gießen-Ost.

Depant GIESSEN 46ers Rackelos – Rostock Seawolves 86:93 (46:43)

Viertelergebnisse: 23:23, 23:20, 20:22, 20:28

Depant GIESSEN 46ers Rackelos: Bjarne Kraushaar (10 Punkte), Alen Pjanic (6), Leon Okpara (4), Johannes Lischka (20), Marian Schick (16), Dennis Mavin (17), Leo Vrkas (3), Nick Hornsby (10, 9 Rebounds)

Rostock Seawolves: Jordan Talbert (21), Brandon De’Andre Lockhart (20), Dennis Teucher (11), Tim Vogt (5), Darian Cardenas Ruda (4), Bill Borekambi (22), Chris Frazier (7), Dino Butorac (3)

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