Spitzenbasketball am Leben erhalten

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Der Kampf um den Klassenerhalt in der Basketball-Bundesliga (BBL) ist nicht das einzige Gefecht, das die GIESSEN 46ers momentan zu führen haben. Der fünfmalige Deutsche Meister und dreimalige Pokalsieger von der Lahn kämpft auch um seine wirtschaftliche Existenz. “Die finanzielle Lage des Klubs ist angespannter denn je zuvor”, gab Geschäftsführer Dirk Schäfer am Mittwochvormittag auf einer Pressekonferenz bekannt, zu der die Verantwortlichen des Erstligisten in die 46ers-Geschäftsstelle nach Pohlheim-Watzenborn eingeladen hatten.

Von links: Jens Gehlhaar (Sportdirektor der 46ers und Geschäftsführer des TV LICH), Dirk Schäfer (Geschäftsführer GIESSEN 46ers), Jörg Hormann (Leiter Finanzen GIESSEN 46ers) und Thorsten Leibenath (Cheftrainer GIESSEN 46ers) erläuterten in dem Pressegespräch die aktuelle Situation und beantworteten anschließend die Fragen der Medienvertreter.Als Gründe für die im Vergleich zum Vorjahr noch schwieriger gewordene Finanzsituation nannte Schäfer zum einen rückgängige Erträge aus dem Verkauf von Dauerkarten im Vergleich zur Vorsaison. Darüber hinaus würden sich auch die Einnahmen im Sponsorenbereich unterhalb des vor der Spielzeit kalkulierten Betrages bewegen.

“Obwohl wir uns kurz nach Beendigung der letzten Saison in Anbetracht der wirtschaftlichen Situation ein umfangreiches Sanierungskonzept auferlegt haben, das auch schon gegriffen hat, können wir die geplanten Ausgaben für das laufende Spieljahr aufgrund der unter den Erwartungen liegenden Einnahmen im Dauerkarten- und Sponsorensektor nach derzeitigem Stand der Dinge teilweise nicht decken. Allein im Bereich der Dauerkarten wurden rund 100.000 Euro weniger als im Vorjahr erwirtschaftet”, erklärte Schäfer. Bei der geringen Nachfrage nach Dauerkarten habe eine große Rolle gespielt, dass die vergangene Spielzeit und die beiden öffentlichen Heimtestspiele vor der laufenden Saison sportlich unbefriedigend verlaufen seien. “Wir waren keineswegs blauäugig und hatten im Vergleich zum Vorjahr bereits einen geringeren Dauerkartenabsatz in den Etat für diese Saison einkalkuliert. Aber der Einbruch war einfach zu massiv”, so der Geschäftsführer. Im Sponsorenbereich war geplant, den Betrag im Vergleich zur letzten Saison nach oben zu fahren. Vom Frühjahr bis in den Herbst hinein konnten die 46ers-Verantwortlichen aufbauend auf Kontakte zu Firmen davon ausgehen, dass sich das realisieren lassen würde, ehe sich die betreffenden Firmen schließlich doch noch gegen ein Engagement bei dem Bundesligisten entschieden.

Bedingt durch diese wirtschaftliche Entwicklung habe sich die seit geraumer Zeit angespannte Liquiditätssituation in den letzten Wochen noch verschärft, ergänzte Schäfer. Um die Bundesliga-Rückrunde abzusichern, müssten nun weitere einschneidende Einsparmaßnahmen eingeleitet werden, die bis zum Ende dieser Spielzeit befristet sind. Darüber hinaus seien zusätzliche Einnahmen im Sponsoringbereich erforderlich.

Die Einsparungen betreffen unter anderem auch das sportliche Personal. Ein Nachfolger für US-Center Ed Nelson, der das Team im Dezember in gegenseitigem Einvernehmen verlassen hatte, kann unter den derzeitigen Umständen nicht verpflichtet werden. Im Vergleich zur Spielzeit 2006/2007 waren die 46ers ohnehin schon mit einem geringeren Etat für die Mannschaft in die laufende Runde gestartet. Dafür hatte man einen finanziellen Puffer für eventuell notwendig werdende Nachverpflichtungen zurückbehalten, der aufgrund der erwähnten wirtschaftlichen Entwicklung jedoch nur bedingt genutzt werden konnte. Die nachverpflichteten Spieler Sparks und Boxley konnten bzw. können zum großen Teil über die Zahlungen der Berufsgenossenschaft für die längerfristig verletzt ausgefallenen Obie Trotter und Tory Walker finanziert werden.

Gespart werden soll des Weiteren im VIP-Bereich (hier wird das Cateringangebot bei den Heimspielen bis zum Ende dieser Saison reduziert) und beim 46ers-Printmagazin GAMETIME, von dem in dieser Spielzeit nur noch eine Ausgabe herausgegeben wird. Ursprünglich war während der Saison eine monatliche Erscheinungsweise vorgesehen. Darüber hinaus sehen sich die Entscheider der 46ers gezwungen, interne und externe Personalkosten zu reduzieren.

“Es hilft jetzt nicht, wenn wir anfangen zu jammern. Die Situation ist nun einmal so, wie sie ist. Wir verfügen über eine im Vergleich zur letzten Saison günstigere Mannschaft, die aus sehr guten Charakteren besteht, in den letzten Wochen noch enger zusammengerückt ist und großen Teamgeist zeigt. Die Truppe hat bewiesen, dass sie in der Lage ist, gegen gute Teams in der Liga mitzuhalten. Wir haben das Potenzial, den Klassenerhalt in der BBL zu schaffen und hoffen darauf, dass unsere Fans uns bei den Heimspielen ab sofort noch mehr Unterstützung zukommen lassen, als sie das bislang ohnehin schon getan haben”, meinte Cheftrainer Thorsten Leibenath.

Dirk Schäfer appellierte an die heimische Wirtschaft, den Klub in dieser schwierigen Zeit zu unterstützen: “Es geht darum, dass wir den Erstliga-Standort Gießen und mit ihm auch den Spitzenbasketball in Mittelhessen am Leben erhalten müssen. Es wäre für viele Tausend Basketballfreunde in Gießen und Umgebung, die emotional mit den 46ers und dem Basketballsport verbunden sind, eine riesengroße Enttäuschung, wenn es hier mittelfristig nicht weiter gehen würde.”

Betroffen davon wären auch die beiden Kooperationspartner TV LICH und BBLZ Mittelhessen sowie die Basketball-Jugendabteilung des MTV 1846 Gießen, die auf die finanzielle Unterstützung des Erstligisten angewiesen sind. In Zusammenarbeit mit den Verantwortlichen der Partner hatten die 46ers vor der Saison ein neues sportliches Konzept zur Jugendförderung auf die Beine gestellt. “Mit der Umsetzung des Konzeptes sind wir bislang sehr zufrieden. Die Zusammenarbeit zwischen den Klubs und den Trainern sowie die Arbeit mit den jungen Spielern verläuft so, wie wir uns das vorgestellt haben. Wenngleich wir in der BBL-Tabelle zu diesem Zeitpunkt natürlich gerne schon ein paar Pünktchen mehr auf dem Konto gehabt hätten, haben wir eine gute Basis geschaffen”, sagte 46ers-Sportdirektor Jens Gehlhaar.

Dirk Schäfer rief alle Menschen, denen der Fortbestand des Erstliga-Basketballs in Gießen am Herzen liegt, auf, am Freitag zum Heimspiel gegen Ludwigsburg sowie zu den übrigen Heimspielen in dieser Saison in die Halle zu kommen und die Mannschaft im Abstiegskampf zu unterstützen. “Der Gießener Bundesliga-Basketball sah sich in seiner Geschichte schon oft mit schwierigen Situationen konfrontiert, und bislang wurden immer Wege gefunden, durch die die Lage gemeistert werden konnte. Wir kämpfen mit aller Macht dafür, dass uns das auch diesmal gelingt”, betonte der 37-Jährige. Wichtig sei, dass alle, denen der Bundesliga-Basketball in Mittelhessen etwas bedeutet, jetzt Geschlossenheit demonstrieren und an einem Strang ziehen.

Die GIESSEN 46ers und der TV LICH planen verschiedene Aktionen, die dazu beitragen sollen, die finanzielle Situation zu verbessern und den Zusammenhalt zwischen Fans und den Klubs noch zu verstärken. Beim Heimspiel gegen Ludwigsburg am Freitag (Beginn um 20.15 Uhr, Sporthalle Ost, live auf BBL.TV) gibt es eine T-Shirt-Aktion. Bei dieser Partie werden rote T-Shirts erhältlich sein, die auf der Vorderseite in Brusthöhe mit der weißen Aufschrift “für ewig.” und auf der Rückseite im Nackenbereich mit dem Logo der GIESSEN 46ers versehen sind. Die Kosten für die Produktion der T-Shirts haben dankenswerterweise die Firmen Franz & Lotz, Hans-Jürgen Magel Isoliertechnik, Wirus Fenster Werksvertretung Ralf H. Wallenfels GmbH und Printline Textildruck übernommen. Der Erlös aus dem Verkauf kommt in vollem Umfang den 46ers zugute. Die “für ewig.”-T-Shirts gibt es in den Größen 104 bis 3XL und kosten 14,90 Euro. Wer sich keines dieser T-Shirts anschaffen möchte, soll am Freitag mit einem in den Klubfarben (rot oder weiß) gehaltenen Oberteil in der Halle erscheinen und so seine Solidarität mit den 46ers bekunden. Auch beim Spiel des TV LICH gegen Karlsruhe (11. Januar, 18 Uhr) gibt es die T-Shirts in der “TV LICH Version”, also im Nacken mit dem Logo des TVL versehen.

Die Licher Privatbrauerei und die Firma Bill bieten am Freitag beim Spiel gegen Ludwigsburg in einem Verkaufsstand vor der Halle und im Bistro in der Halle 46ers-Literbecher mit den Original-Unterschriften der Spieler der GIESSEN 46ers an. Unbefüllt kostet der Becher 5 Euro, den mit einem Liter Licher Bier befüllten Becher gibt es für 8 Euro. Der Erlös geht an die 46ers.

Außerdem ist ein ALLSTAR-Spiel zwischen ehemaligen Spielern der Gießener Bundesligateams sowie ein Pokerturnier geplant, an dem auch Spieler und Trainer der 46ers und des TV LICH teilnehmen werden. Im Musikkeller Haarlem in Gießen soll eine große Basketball-Party mit den Spielern steigen. Auch die Einrichtung eines Spendenkontos ist vorgesehen. Nähere Infos zu den Veranstaltungen folgen in den nächsten Tagen.

Wichtig ist den Verantwortlichen, dass Fans und Freunde des Klubs sich dazu berufen fühlen, sich in die geplanten Aktionen mit einzubringen oder auch eigenständig Aktionen zu starten. “Wir haben mit großer Freude zur Kenntnis genommen, dass unsere Fans über das Internet schon einige Aktionen initiiert haben. Wir unterstützen das”, bedankte sich Schäfer bei den Anhängern für den Rückhalt. Anfang nächster Woche wird ein Treffen zwischen Vertretern des 46ers-Managements und den Fans stattfinden, bei dem Ideen ausgetauscht werden sollen. Gleiches soll beim TV LICH passieren. Die genauen Termine und die Veranstaltungsorte werden noch bekannt gegeben. Auch mit den Sponsoren wird es in Kürze eine Zusammenkunft geben.

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